Mediziner und Theologe Huber: "Die Forschung gibt dem Papst recht"
Nachdem jüngste Aussagen von Papst Franziskus über die Rolle der Frau an einer belgischen Universität für Kritik gesorgt haben, hat der Reproduktionsmediziner und Theologe Johannes Huber am Dienstag in einer Aussendung auf eine aktuell im Wissenschaftsmagazin "Nature Neuroscience" erschienen Studie (https://www.nature.com/articles/s41593-024-01741-0) zum Thema verwiesen: "Die Forschung gibt dem Papst recht", so Hubers Fazit.
Demnach verändert die Schwangerschaft das Gehirn der Frau, um die Überlebenschancen des Kindes zu verbessern. Zudem würden Schwangerschaftshormone den Mutterinstinkt schärfen. Beides sei bei Männern nicht der Fall. Huber tritt deshalb für mehr Vernunft in der Genderdebatte ein.
Laut der Studie ("Neuroanatomical changes observed over the course of a human pregnancy") der Universität Kalifornien, Santa Barbara, trägt der Umbau des Gehirns während der Schwangerschaft dazu bei, bestimmte Hirnareale besser miteinander zu vernetzen. Die Veränderungen im Gehirn bilden sich jedoch nach der Schwangerschaft fast vollständig zurück, hieß es. Die Studienautorinnen und -autoren wiesen zudem darauf hin, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um Auswirkungen auf das Erziehungsverhalten und auf die psychische Gesundheit von Frauen rund um Geburt und Schwangerschaft besser zu verstehen.
Papst: Wesensunterschied zwischen Geschlechtern
"Die Frau ist fruchtbare Aufnahme, Fürsorge, lebendige Hingabe", hatte der Papst in Belgien erklärt. Es sei hässlich, wenn die Frau sich zum Mann machen will. "Die Frau ist Frau, und das ist wichtig."
Papst Franziskus hatte sich am Samstag bei seinem Besuch in Belgien mit der Kritik von katholischen Akademikern auseinandergesetzt. Dabei verteidigte er an der Katholischen Universität von Louvain-la-Neuve die kirchliche Lehre, wonach es einen Wesensunterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Mehrfach betonte der Papst: "Vergesst nicht: Die Kirche ist weiblich!" An einer Stelle fügte er abweichend vom Redemanuskript hinzu: "Die Frau ist fruchtbare Aufnahme, Fürsorge, lebendige Hingabe. Deshalb ist die Frau wichtiger als der Mann, aber es ist schlecht, wenn die Frau wie der Mann sein will. Nein, sie ist eine Frau, und das ist 'schwerwiegend', es ist wichtig."
Franziskus weiter: "Öffnen wir unsere Augen für die vielen täglichen Beispiele der Liebe, die sichtbar wird in Freundschaft, Arbeit und Studium; wenn jemand in Kirche und Gesellschaft Verantwortung übernimmt; in Bräutlichkeit und Mutterschaft, in der Jungfräulichkeit für das Reiches Gottes und für den Dienst."
Vor Lehrenden und Studierenden führte Franziskus aus, die Kirche wende sich gegen jede Form von Unterdrückung und Ausgrenzung. Es gehe darum, "sich zwischen der Manipulation der Natur und der Kultivierung der Natur zu entscheiden. Das betrifft auch unser Inneres".
Einen Begriff von Benedikt XVI. aufgreifend, sprach Franziskus in diesem Kontext "von der menschlichen Ökologie", dazu gehöre auch das Nachdenken über die Rolle der Frau in der Kirche. Der Papst räumte ein: "Gewalt und Ungerechtigkeit wiegen hier schwer, ebenso wie ideologische Vorurteile." Dennoch gelte es, die Frage zu stellen: "Wer ist die Frau und wer ist die Kirche? Die Kirche ist das Volk Gottes, kein multinationaler Konzern. Im Volk Gottes ist die Frau Tochter, Schwester und Mutter. So wie ich Sohn, Bruder und Vater bin. Das sind Beziehungen, die unsere Gottesebenbildlichkeit zum Ausdruck bringen."
Weiter sagte der Papst: "Was für die Frau charakteristisch ist, was weiblich ist, wird nicht durch Konsens oder Ideologien festgelegt. Und die Würde wird durch ein ursprüngliches Gesetz gesichert, das nicht auf Papier geschrieben, sondern dem Leib eingeschrieben ist. Die Würde ist ein unschätzbares Gut, eine ursprüngliche Qualität, die kein menschliches Gesetz geben oder nehmen kann. Ausgehend von dieser gemeinsamen und geteilten Würde entfaltet die christliche Kultur in verschiedenen Kontexten immer wieder aufs Neue die Berufung und Sendung des Mannes und der Frau und ihr gegenseitiges Füreinandersein, in Gemeinschaft. Nicht einer gegen den anderen, das wäre Feminismus oder Maskulinismus, in gegensätzlichen Ansprüchen, sondern einer für den anderen."
Brief von Lehrkräften und Studierenden
Mit seinen Ausführungen reagierte der Papst auf einen gemeinsamen Brief von Lehrkräften und Studierenden, der zuvor von einer Sprecherin vorgetragen worden war. Ausgangspunkt war eine kritische Auseinandersetzung mit dem Päpstlichen Umwelt-Lehrschreiben "Laudato si". In dem Brief heißt es: "Der Aufruf zu einer ganzheitlichen Entwicklung erscheint uns wenig vereinbar mit den kirchlichen Haltungen zur Homosexualität und der Rolle der Frauen in der Kirche."
Quelle: kathpress