Bischof Glettler: "Niemand verlässt seine Heimat aus Jux und Tollerei"
"Menschlichkeit darf nicht unter die Räder politischer Scharfmacherei kommen": Das hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler anlässlich des "Sonntag der Völker" (29. September) betont, der heuer zugleich den 110. katholischen "Welttag des Migranten und Flüchtlings" markiert. Beide Gedenktage ermutigen dazu, sich weltweit für würdige Lebensbedingungen einzusetzen, so Glettler. Migration sei kein leichtfertiger Schritt: "Niemand verlässt seine Heimat aus Jux und Tollerei und begibt sich auf eine lebensgefährliche Reise ins Ungewisse", sagte der Bischof in einer Aussendung am Freitag. Zugleich zeigte er Verständnis für die Unsicherheiten, die Migration in der Gesellschaft auslösen könne, warnte aber davor, dass Menschlichkeit nicht der politischen Scharfmacherei zum Opfer fallen dürfe.
Positiv hob Glettler zivilgesellschaftliche und kirchliche Initiativen hervor, die sich für die Bekämpfung von Fluchtursachen einsetzen, und dankte politisch Verantwortlichen, die sich um eine gerechte Balance zwischen Menschlichkeit, Sozialstaat und Asylpolitik bemühen. Mit Sorge blickt der Innsbrucker Bischof hingegen auf die steigende Zahl der Vertriebenen weltweit, darunter 47 Millionen Kinder und "die zugleich wachsende Skepsis, verhärtete Sprache sowie Abschottung gegenüber Geflüchteten und Migranten".
Der kirchliche "Sonntag der Völker" könne in dieser Stimmungslage das Bewusstsein für den Mehrwert einer gelungenen Integration, zu dem die Kirche einen wesentlichen Beitrag leiste, fördern, meinte Glettler. So führe die Kirche Menschen unterschiedlicher Kulturen, Ethnien und sozialer Herkunft zusammen - dies sei die "beste Voraussetzung für ein konstruktives Miteinander, das nicht nur auf religiöser, sondern auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfolgen muss".
Laut dem Innsbrucker Diözesanbischof tragen in dem "komplexen und vielschichtigen Prozess der Integration" alle Menschen Verantwortung, sowohl "die lange schon Einheimischen als auch die Zugezogenen". Weiter: "Integration ist keine Einbahnstraße und natürlich auch kein Selbstverständnis. Gehen wir mit größtmöglicher Aufmerksamkeit gemeinsam den Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft, die letztlich eine Bereicherung für alle Beteiligten sein wird", so Glettler.
Am "Sonntag der Völker" gibt es in mehreren österreichischen Bischofskirchen besondere Gottesdienste. Auch im Dom in Innsbruck werden mehr als zehn muttersprachliche katholische Gemeinden den "Sonntag der Völker" um 11:30 Uhr mit einer Messe mit dem neuen Dompropst Jakob Bürgler feiern. Der Gottesdienst wird mit Liedern, Gebeten und Tänzen aus den Heimatländern der muttersprachlichen Gemeinden gestaltet. Im Anschluss ist ein "Begegnungsfest" auf dem Domplatz geplant. Weltkirchlich fällt der "Sonntag der Völker" mit dem vom Papst ausgerufenen "Welttag der Migranten und Flüchtlinge" zusammen.
Quelle: kathpress