Erwachsenenbildung: Verbände rufen zur Stärkung der Demokratie auf
Unter dem Motto "Demokratie lernen" stand die Jahrestagung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreich (KEBÖ) im Europahaus in Wien am Donnerstag. Er sei der tiefen Überzeugung, "dass wir Demokratie ständig neu lernen und einüben müssen", betonte Bernd Wachter, KEBÖ-Vorsitzender und Bundesgeschäftsführer des Forums Katholischer Erwachsenenbildung.
Bischof Wilhelm Krautwaschl, in der Österreichischen Bischofskonferenz zuständig für Bildungsfragen, wies in seinen Eröffnungsworten auf den Zusammenhang von Demokratie und Gemeinwohl hin: "Diese zwei Themen gehören untrennbar zusammen." Demokratie bedeute, " dass man eine Wahl hat, dass man seine Meinung sagen darf, dass man viele Freiheiten hat innerhalb eines rechtlichen Rahmens, der unsere Gesellschaft zusammenhält". Zur Demokratie gehöre "das Hinhören, die Diskussion, der Austausch, der Konsens", so Krautwaschl.
Wenige Tage vor der Nationalratswahl referierten zum Thema "Demokratie lernen" die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle und die Journalistin Ingrid Brodnig. Dazu gab es einen Wissenstalk mit den beiden Referentinnen sowie Alt-Bundespräsidenten Heinz Fischer, derzeit Präsident der Volkshochschulen, und dem Theologen und Buchautor Andreas Weiß.
Stainer-Hämmerle rief zu mehr Mut im Blick auf demokratisches Handeln auf. Selbst in liberalen Gesellschaften seien immer weniger Menschen bereit, sich für das Gemeinwesen einzusetzen, so die Politologin. Es habe gar den Anschein, dass die Demokratie mehr und mehr zu einem Auslaufmodell werde.
Brodnig betonte in ihren Ausführungen den Stellenwert des Journalismus zur Absicherung der Demokratie. Für eine funktionierende Demokratie seien "journalistische Medien" notwendig, die Sachfragen erklären würden, auch die Komplexität und Widersprüchlichkeit vieler Themen verständlich machten und gleichzeitig einen möglichst großen Teil der Bevölkerung erreichten.
DNA der Erwachsenenbildung
Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, der in Vertretung von Bildungsminister Martin Polaschek sprach, bezeichnete in seinem Grußwort Demokratie ebenfalls als stets neu zu erarbeitendes Gut. Demokratie sei keinesfalls selbstverständlich, weshalb es umso mehr gelte, Wege zu finden, wie man möglichst viele Menschen durch verschiedene Zugänge erreichen könne. Er bekräftigte hier insbesondere den Stellenwert der Erwachsenenbildung, denn Bildung nur für junge Menschen greife zu kurz.
Auch Christian Kopf, Vorsitzender des Forums Katholischer Erwachsenenbildung, hob in diesem Zusammenhang die Breiten- und Tiefenwirkung der KEBÖ hervor. Für ihn ist Demokratiebildung gar "Teil der DNA der Erwachsenenbildung". Mit Blick auf die politische Landkarte komme das Thema "Demokratie lernen" auch zeitlich gut gewählt auf die Agenda der KEBÖ, wie er zu Beginn der Tagung feststellte.
Bernd Wachter, Vorsitzender der KEBÖ, verwies auf das breite Engagement der Erwachsenenbildung in Österreich im Bereich der Demokratiebildung. "Gerade die Erwachsenenbildung agiert nicht im vielgenannten Elfenbeinturm. Wir sind mit unseren Vorträgen, Seminaren und Lehrgängen dort, wo sich die Menschen mit den Fragen der Demokratie beschäftigen."
Die Erwachsenenbildung schaffe es auch, "an die Stammtische unseres Landes zu kommen", so Wachter. "Wir sind durch unsere Strukturen und durch die Tausenden Ehrenamtlichen in der Lage, auch bis in die kleinsten Dörfer unseres Landes interessante Angebote zu bringen."
Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs
Die Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs ist die Arbeitsplattform der im Erwachsenenbildungs-Förderungsgesetz von 1973 anerkannten Österreichischen Erwachsenenbildungsverbände. Die in der KEBÖ vertretenen zehn Bundes-Verbände sind autonom, nicht gewinnorientiert und leisten österreichweit kontinuierliche und planmäßige Bildungsarbeit. Der Vorsitz wechselt nach einem Rotationsprinzip zwischen den fünf größten teilnehmenden Verbänden. Derzeit führt das Forum Katholischer Erwachsenenbildung den Vorsitz im Verband der KEBÖ.
Wie es vonseiten der KEBÖ hieß, habe man allein 2023 exakt 168.755 Veranstaltungen organisiert. Dabei konnten knapp 2,4 Millionen Teilnehmende gezählt werden.
Quelle: kathpress