Hilfswerk ICO: Lage im Libanon dramatisch
Im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah sind bereits 150.000 Menschen aus dem Südlibanon vor den aktuellen israelischen Luftschlägen geflohen und müssen nun, so sie nicht nach Syrien flohen, in den zentralen und nördlichen Landesteilen versorgt werden. Für das kleine Land, das ohnehin schon mit der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte kämpft, eine ungeheure Herausforderung. Darauf hat der Libanon-Experte Stefan Maier vom Hilfswerk "Initiative christlicher Orient" (ICO) am Mittwoch im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress hingewiesen.
Eigentlich wäre im Libanon derzeit der Beginn des Schuljahres. Der Start wurde aber vom Ministerium verschoben; zum einen aus Sicherheitsgründen, zum anderen, weil man die Schulen für die Unterbringung der Flüchtlinge benötigt. Ca. 250 Schulen wurden bisher in Flüchtlingsunterkünfte umgewandelt. An der Hilfsaktion beteiligen sich auch bereits kirchliche Privatschulen. So öffneten etwa die Barmherzigen Schwestern in Beirut eine Schule für die Geflüchteten, so Maier. Die Lage sei freilich schwierig, denn den kirchlichen Schulbetreibern fehle es an Mitteln, die Menschen zu versorgen.
In seinen Gesprächen dieser Tage mit Menschen im Libanon sei deren Angst deutlich geworden, dass es wieder zu einem Krieg wie 2006 kommt, berichtete der Projektreferent der ICO. Auch wenn sich die Angriffe Israels gegen die Hisbollah richten, sei davon immer auch die Zivilbevölkerung betroffen. Schließlich zeige auch der Gaza-Krieg, dass im Endeffekt immer auch zivile Einrichtungen und Flüchtlingslager betroffen sind, mit zigtausenden unschuldigen Toten und Verwundeten. "Die Menschen sind in großer Sorge, dass auf den Libanon nun das gleiche Szenario zukommen könnte", so Maier. Nachsatz; "Das ist kein Krieg der Libanesen gegen Israel."
Verheerend sei auch die Lage in den Krankenhäusern, so Maier weiter. Deren Kapazitäten seien jetzt schon am Ende. "Nicht auszudenken, was passiert, wenn es zu intensiveren Kämpfen kommt."
Die ICO unterstützt im Libanon seit vielen Jahren kirchliche Schulen und darüber hinaus u.a. auch die Beiruter "Marienküche" des maronitischen Priesters Hany Tawk. Dieser hatte nach der verheerenden Explosionskatastrophe 2020 im Beiruter Hafen spontan eine Suppenküche ins Leben gerufen, um die Menschen zu versorgen, die alles verloren haben. Dank der Unterstützung durch die ICO besteht die Sozialeinrichtung bis heute. Maier: "Normalerweise werden 1.000 warme Mahlzeiten pro Tag ausgegeben. Angesichts der vielen vertriebenen Menschen, die in Beirut Zuflucht gesucht haben, hat die Marienküche ihre Kapazitäten auf 2.000 Mahlzeiten hochgefahren."
Da die Einrichtung aber zu 100 Prozent von Spenden abhängig ist, werde man das ohne weitere finanzielle Mittel nicht lange durchhalten. Maier: "Wir bitten deshalb dringend um Spenden, um die Menschen in Not zumindest mit einer warmen Mahlzeit versorgen zu können."
Quelle: Kathpress