Grabesritter feierten Investitur im Stift Klosterneuburg
21 neue Mitglieder wurden am Wochenende in Klosterneuburg feierlich in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen. Im Rahmen der Investiturfeier im Stift Klosterneuburg haben zudem 350 Ordensdamen und Ritter ihr Versprechen bekräftigt, sich für die Christen im Heiligen Land einzusetzen.
Im Rahmen der mehrtägigen Feierlichkeiten wurde nicht nur die Unterstützung für Bildungsprojekte im Heiligen Land betont, sondern auch eine spontane Sammlung in Höhe von 6.000 Euro zugunsten der Hochwasseropfer in Klosterneuburg und Umgebung durchgeführt, teilte der Orden am Dienstag mit.
Prominentestes neues Ordensmitglied ist der Klosterneuburger Propst Anton Höslinger. In seiner Dankesrede zog er Parallelen zwischen der biblischen Geschichte der Erkundung Kanaans und der heutigen Aufgabe der Ordensmitglieder, "mit Rücksicht und Respekt" für das Wohl anderer einzustehen. Er betonte, dass Rücksicht nicht nur eine soziale, sondern auch eine göttliche Tugend sei, die die Gesellschaft und die Kirche leiten sollte.
Höslinger bezog sich in seiner Rede auf das alttestamentarische Buch Numeri, in dem die Kundschafter Israels das Gelobte Land erforschen. Die Weintraube, die sie zurückbrachten, symbolisiert in der christlichen Kunst das Blut Christi, das in der Eucharistie vergossen wird. Ein zentrales grafisches Motiv der Investiturfeier war eine Darstellung dieser Szene auf dem berühmten Verduner Altar aus dem Jahr 1181, der im Stift Klosterneuburg aufbewahrt wird.
Diese Darstellung zeigt die zwei Kundschafter, die eine große Weintraube auf einer Stange tragen, wobei der vordere Kundschafter nach hinten blickt. Diese symbolische Geste wird als Darstellung des Alten Testaments gedeutet, das zurückblickt, um das Neue Testament vorausgehen zu lassen. "Was wäre das für eine Gesellschaft, in der man gegenseitig aufeinander schaut mit den Augen des Himmels!", so Höslinger in seiner Ansprache. "Rücksicht und Respekt sind Tugenden, die uns leiten müssen - sowohl in unseren Gemeinschaften als auch in der Gesellschaft", schloss der Propst.
Nächstenliebe im Zentrum des Ordenslebens
Neben dem religiösen Aspekt betonte auch Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem, die Bedeutung der praktischen Nächstenliebe. In seinem Festvortrag sprach er von seinen Erfahrungen im Gazastreifen und der Notwendigkeit, über religiöse und politische Grenzen hinweg zu helfen. Er schilderte bewegende Episoden, wie etwa seine Begegnung mit den Kindern im Heim der Mutter-Teresa-Schwestern in Gaza, die aufgrund von schweren Behinderungen und Krankheit oft keine Überlebenschancen haben.
"Niemand hat ein Monopol auf den Schmerz", zitierte Bugnyar den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Die Hilfe des Ordens richte sich an alle Bedürftigen - unabhängig von Religion oder Herkunft. So unterstützt der Orden derzeit Christen in Gaza, finanziere Trauma-Behandlungen für jüdische Kinder und hilft muslimischen Familien in der Westbank.
Bedeutung der Investitur und die Berufung zur Nachfolge Christi
P. Raimund Schreier, emeritierter Abt von Wilten und Großprior der Österreichischen Statthalterei, hob in seiner Predigt die Bedeutung der Berufung zur Nachfolge Christi hervor. Am Beispiel des Evangelisten Matthäus betonte er, dass die Investitur nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung zur aktiven Nächstenliebe sei. "Wir sind gerufen, durch unser Wort und unser christliches Leben Zeugen seines Todes und seiner Auferstehung zu sein, vor allem Zeugen der Liebe", so Schreiber.
Die neuen Ordensdamen und -Ritter bekräftigten in der feierlichen Zeremonie ihr Versprechen, im Geist der Nächstenliebe und Solidarität den bedürftigen Christen im Heiligen Land zur Seite zu stehen. Dabei betonte Schreier, dass der christliche Glaube und die Feier der Eucharistie eine zentrale Rolle im Leben der Ordensmitglieder spielen.
Im Rahmen des Festkapitels zeichnete zudem der Statthalter für Österreich, Andreas Leiner, 28 Ordensmitglieder durch eine Rangerhöhung aus. Leiner ist, wie der Großteil der Ordensmitglieder Laie. Für ihn war es die letzte Investiturfeier unter seinem Vorsitz, seine Amtsperiode neigt sich dem Ende zu.
"Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem"
Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" ("Grabesritter") entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist für Israel, Palästina, Jordanien und Zypern zuständig. Das Patriarchat unterhält 33 Kindergärten und 44 Schulen, in denen 20.000 Schüler von ca. 1.600 Lehrern unterrichtet werden. Die Grabesritter finanzieren 95 Prozent der entsprechenden Aufwendungen des Patriarchats. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinal-Großmeister in Rom geleitet. Auf Ernennung von Papst Franziskus übt Kardinal Fernando Filoni seit 2019 dieses Amt aus.
In Österreich gehören den Grabesrittern derzeit rund 550 Personen - Männer wie Frauen - an. Großprior der Grabesritter in Österreich ist aktuell der Wiltener Altabt Raimund Schreier. Unter den geistlichen Mitgliedern der "Österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem" finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christen ein persönliches Anliegen sind.
(Website: www.oessh.at)
Quelle: kathpress