Lackner: Weltsynode kann kirchliches Miteinander grundlegend verändern
Der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, sieht in der zweiten großen Synodenversammlung vom 2. bis 27. Oktober eine richtungsweisende Gelegenheit für die Zukunft der katholischen Kirche. Die Synode stelle in ihrer Form und Durchführung ein "Novum in der Geschichte der Kirche" dar, betonte Lackner in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Furche" (22. September): "Ich sehe darin das Potenzial, das kirchliche Miteinander von Grund auf zu ändern". Er warnte jedoch "vor allzu hohen Erwartungen im Sinne von 'großen Würfen'". Die Kirche werde sich verändern, "aber vielleicht anders, als wir es jetzt erwarten". Lackner sprach im Interview zudem über die Rolle der Frauen in der Kirche und die Notwendigkeit von Reformen.
Aus Österreich nehmen neben Lackner der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar an der abschließenden Vollversammlung der laufenden Weltsynode teil. Insgesamt sind 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten, darunter Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien - auch Frauen - an den Beratungen beteiligt.
Ein zentrales Thema der Synode ist die Stärkung der Teilhabe von Frauen in der Kirche. Lackner sprach in diesem Zusammenhang von Verantwortung: "Ich denke, dass wir im 21. Jahrhundert angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen hier als Kirche nicht sprachlos bleiben können." Zur Mitwirkung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen äußerte sich Lackner positiv. Die Reformen, die Papst Franziskus bereits in der römischen Kurie umgesetzt hat, seien ein Schritt in die richtige Richtung. Lackner bezweifelte aber, dass selbst ein eigenes Dokument zu kirchlichen Ämtern und Frauen einen "sakramentale Bereich" berühren würde, stellte aber klar: "Chauvinismus beleidigt Gott und seine Schöpfung."
"Wo immer aber Laien leiten können, wäre es sehr zu begrüßen, wenn Frauen in Führungspositionen als selbstverständlich gesehen würden", sagte der Erzbischof. Gleichzeit werde man über Jahrhunderte gewachsene Struktur von Weihe und Amt nicht einfach ändern, stellte Lackner klar. Die Grundlage für eine mögliche Weiterentwicklung in der "Frauenfrage" liege vielmehr in einem neuen theologischen Ansatz, wobei die geistliche Dimension stets im Vordergrund stehen müsse.
Transparenz und Rechenschaft
Positiv hob Lackner die Österreich gegebene strukturelle und finanzielle Transparenz der Kirche hervor. Als Grund nannte er die Gremienstrukturen sowie die externe Prüfung kirchlicher Finanzen. Erst im Juli veröffentlichte der Vatikan ein "Instrumentum laboris" (Arbeitspapier) für die Synode mit 112 Punkten, etwa zur Stärkung der Partizipation, mehr Transparenz und Rechenschaft.
Auch die Präventions- und Ombudsstellen sowie die unabhängige Opferschutzkommission hätten wichtige Strukturen geschaffen, um auf persönliches Fehlverhalten in der Kirche zu reagieren, so der Erzbischof.
Synode kein Parlament und kein politisches Ringen
Das Ziel der Synode sei weniger die Einführung großer struktureller Veränderungen, sondern vielmehr die Stärkung des Dialogs und des Miteinanders in der Kirche, erklärte Lackner. So sei die Synode kein Parlament und kein politisches Ringen, sondern ein geistlicher Prozess. Die Weltbischofssynode könnte, so Lackner, die Kirche nachhaltig verändern - wenn auch in subtiler Weise. So sei etwa das Nebeneinander von Standpunkten sowie "das offene Reden, eine gewisse Indifferenz gegenüber dem Eigenen auch wertvoll für das Miteinander in der Zivilgesellschaft".
"Die Kirche ist vielleicht die einzige Institution, die weltumspannend denkt und in Verschiedenheit bei doch gleichem Lehramt um das Gemeinsame ringt", erklärte der Erzbischof. Die Herausforderung bestehe darin, unterschiedliche Perspektiven aus aller Welt zu einem Konsens zu führen.
Weltsynode
In der zweiten Runde im Oktober - die erste Sitzungsperiode fand von 4. bis 29. Oktober 2023 statt - werden Beschlüsse erwartet, die veränderte Beratungs- und Entscheidungsstrukturen in der Kirche herbeiführen werden.
Unter den 368 stimmberechtigten Teilnehmern der Synodenversammlung im Vatikan sind 272 Bischöfe und 96 Nicht-Bischöfe. 40 Personen sind weder Kleriker noch Ordensangehörige. Einschließlich der Ordensfrauen sind etwa ein Siebtel der Teilnehmenden (53) weiblich. Stimmberechtigte Mitglieder der Synode aus Österreich sind Schönborn und Franz Lackner.
Quelle: kathpress