"Marchtal-Pädagogik": 30 Jahre "Morgenkreis" in Schulen
Morgenkreis, Freie Arbeit, vernetzter Unterricht und Fachunterricht: Hintergrund der viel erprobten Unterrichtsmethoden ist die "Marchtal-Pädagogik", die seit mehr als 30 Jahren, also über eine Lehrer-Generation hinaus, praktiziert und weiterentwickelt wird. Grundlage bildet eine "christliche Anthropologie, die sich der von Gott geschenkten und ermöglichten Freiheit verpflichtet weiß", erklärte dazu Georg Ritzer, Leiter des Instituts für Religionspädagogische Bildung der KPH Edith Stein, in einer Aussendung am Freitag. Das Konzept zielt darauf ab, die Freiheit des Individuums zu fördern und die Verbundenheit mit Mitmenschen, Umwelt und Gott zu stärken. Österreichweit arbeiten Schulen in Salzburg, Hollabrunn, Graz und Klagenfurt nach dem "Marchtaler Plan".
Das pädagogische Konzept wurde ursprünglich in Deutschland entwickelt und auf die österreichische Schullandschaft angepasst. Das Konzept sei mittlerweile fest etabliert, informierte dazu Johann Quehenberger, Koordinator für Marchtal-Pädagogik an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Edith Stein am Standort Salzburg. Das Unterrichtskonzept stand Anfang September zudem im Fokus im Bildungshaus Michaelbeuern im Salzburger Flachgau, wo das 30. Fortbildungsseminar "Marchtal-Pädagogik" und ein Festakt zum Jubiläum abgehalten wurden. Als Potenzial wurde dabei das "digitale Arbeiten im Unterricht nach dem Marchtaler Plan" hervorgehoben - etwa durch den Einsatz von Laptops, Tablets und Handys.
"Gelebte christlich orientierte Identität"
Erwin Konjecic, Direktor des Amtes für Schule und Bildung der Erzdiözese Salzburg, nannte als Ausgangspunkt der Marchtal-Pädagogik und der pädagogischen Entwicklung "die Suche nach einem gemeinsamen pädagogischen Nenner" für die katholischen Privatschulen. In der Gründungsphase ging es um die Frage, was eine christliche Schule ausmacht, und was "trotz Vielfalt eint".
"Diese damals gestellten Fragen sind nach wie vor höchst aktuell und müssen aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen unter neuen Vorzeichen gestellt und beantwortet werden", so Konjecic. Für ihn liegt die Zukunft der katholischen Privatschulen "in ihrer erkennbaren und gelebten christlich orientierten Identität, die zu Kirche und Evangelium rückgebunden ist". Bildung sei dabei eine "Voraussetzung für ein gutes Leben" und ein klarer Auftrag der Kirche.
Hintergrund zur Marchtal-Pädagogik
Der "Marchtaler Plan" ist nach Berthold Suchan, Leiter der Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung in Obermarchtal in Deutschland, als "Konsequenz einer am christlichen Menschenbild orientierten Haltung" zu verstehen. Seinen Ursprung hat er im deutschen Kloster Obermarchtal in Baden-Württemberg. Das pädagogische Konzept entstand durch die Möglichkeit der katholischen freien Schulen, ein eigenes pädagogisches Konzept zu erstellen. Basierend auf dem "Marchtaler Plan" und abgestimmt auf die österreichische Schullandschaft entstand 2015 das "Personalisierte Lernen und Lehren, Pädagogische Implikationen in Anlehnung an den Marchtaler Plan."
Die Umsetzung erfolgt durch die vier Strukturelemente: Morgenkreis, Freie Arbeit, Vernetzter Unterricht und Fachunterricht. Die Elemente unterstützen einander so, dass die im Morgenkreis erworbenen Fertigkeiten in der Freien Arbeit umgesetzt und für das Lernen in vernetzten Unterrichtseinheiten oder das Miteinander im Schulalltag förderlich sind. (Infos: www.marchtal.at)
Quelle: kathpress