Medjugorje-Bewegung in Österreich feiert Anerkennung
Zu einer Dankesfeier für die erst Stunden zuvor erfolgte Anerkennung von Medjugorje durch den Vatikan ist das diesjährige Medjugorje-Friedensgebet geworden, das am Donnerstagabend im Stephansdom stattgefunden hat. "Heute ist ein besonderer Tag", sagte der frühere Ortspfarrer des herzegowinischen Wallfahrtsortes, P. Marinko Sakota, der auch den Gottesdienst in Vertretung des an Erkältung erkrankten Kardinals Christoph Schönborn leitete. Auch Schönborn sprach in einer vorgelesenen Grußbotschaft an die im voll gefüllten Dom Versammelten von einem "Tag der Freude und des Dankes".
Am Donnerstag hatte der Vatikan mit Zustimmung des Papstes in einer "Nihil obstat"-Erklärung das geistliche Geschehen in Medjugorje offiziell gebilligt, wo seit dem Jahr 1981 Erscheinungen der Jungfrau Maria als "Königin des Friedens" berichtet werden. In dem zweiteiligen Schreiben wurde dies mit den vielen "geistlichen Früchten" begründet, die Papst Franziskus zuvor schon mehrmals hervorgehoben hatte, wie Schönborn betonte. Hingewiesen worden sei dabei "auch auf das, was von Medjugorje missverstanden werden könnte, damit die Mitte der Botschaft besser herauskommt", so der Wiener Erzbischof.
Ausdrücklich empfahl Kardinal Schönborn, der selbst bereits zum Jahreswechsel 2009/10 Medjugorje besucht hatte, die jüngste Vatikan-Erklärung im Wortlaut zu lesen. Der zweite Teil sei ausführlich den an die Gruppe der "Seherkinder" übermittelten Botschaften der "Gospa", wie die Jungfrau Maria im Kroatischen bezeichnet wird, gewidmet, und biete "eine geistliche Lesehilfe dafür". Das Dokument zeige auch Ausdruck der "Hirtensorge" von Papst Franziskus, dem dafür zu danken sei.
Anerkennung der Menschen entscheidend
Für den Umgang in Medjugorje mit der Anerkennung, auf die der Ort 43 Jahre lang gewartet hat, verwies der frühere Ortspfarrer P. Sakota in seiner Predigt auf den früheren Wallfahrtsleiter in Medjugorje und langjährigen Mentor der Seher, den 2000 verstorbenen Franziskanerpater P. Slavko Barbaric. Dieser habe zeitlebens davon gesprochen, das Geschehen in Medjugorje sei längst anerkannt - "die Eucharistie, das Fasten, die Beichte". Worauf es auch nach einer offiziellen Anerkennung ankommen werde, sei vielmehr die Anerkennung durch die Menschen, denn: "was haben wir davon, wenn die Botschaften nicht ernst genommen werden?"
In Medjugorje werde man weitermachen wie bisher, die Botschaften noch bewusster als bisher umsetzen und darauf achten, "nicht hochmütig" angesichts der nunmehrigen Anerkennung zu sein, so der frühere Ortspfarrer.
Gegenüber der Gruppe der "Seher" habe die Jungfrau Maria nie von einer Anerkennung gesprochen, "nur, dass wir ihr folgen sollen", betonte P. Sakota. Vor allem wolle die Gottesmutter, "dass wir 'normale Menschen' sind, die verstehen, dass das Leben erst ganzheitlich wird, wenn Leib und Seele gleichermaßen gepflegt werden müssen". Die Eucharistie seine dabei eine geistliche "Nahrung", die Beichte wie eine "Dusche", das Gebet die notwendige Verbindung zu Gott. Viele Christen hätten darauf jedoch vergessen - und fänden daher nicht jenes Glück und jenen Frieden, zu dem Gott den Menschen schon auf Erden bestimmt habe.
Radikale Lebenswandel
Sakota hatte vor der Messe von seiner Zeit in Medjugorje berichtet und war zu Beginn in Tränen ausgebrochen. Die Erscheinungen hätten ihn, der in einem Nachbarort aufwuchs, seit seiner Kindheit begleitet, bereits am dritten Tage habe er davon erfahren, sei mit seiner Familie ab dann regelmäßig dabei gewesen und habe dort auch seine Berufung in den Franziskanerorden und später nach einer Glaubenskrise auch zum Priestertum erhalten. "Medjugorje lehrte mich, das Evangelium zu verstehen und zu leben", so der 56-jährige Ordensmann. Auch die Freude am Gebet hätten er und Millionen andere Pilger in Medjugorje kennengelernt.
In seiner Zeit als Pfarrer zwischen 2013 und 2023 und auch jetzt noch als Seelsorger werde er ständig Zeuge von tiefgreifenden Bekehrungen im Leben, so der Priester weiter. Sogar manche militante Atheisten fänden durch das Gebet in ihrem Umfeld Wege zu einem lebendigen Glauben an Gott, bereits geschiedene Eheleute hätten wieder zueinander gefunden, einander vergeben und ihre Liebe erneuert. Vor allem sei für viele die bei einer Wallfahrt gemachte Glaubenserfahrung Initialzündung für Engagement zu Hause, oder eine Beichte in Medjugorje werde zur Tür, um auch selbst anderen zu vergeben. "Das ist Medjugorje", sagte Sakota.
Von radikalen Lebenswenden war auch im ersten Teil des Friedensgebetes die Rede, als etwa Jugendliche der Gemeinschaft Cenacolo von ihrem Ausstieg aus der Droge durch Glaubenserfahrung berichteten. Weitere Lebens- und Glaubenszeugnisse kamen von Jugendlichen der Schulernährungsinitiative "Marys Meals" sowie von der Salzburger Religionspädagogin Bernadette Lang.
"Seher": Maria will Kirche im Glauben stärken
Als Gast aus Medjugorje war zum Wiener Friedensgebet außer P. Sakota auch Ivan Dragicevic aus der Gruppe der "Seherkinder" gekommen und berichtet von seinen Erfahrungen. Die Jungfrau Maria komme und bleibe schon so lange, um die Menschen zu trösten und dieselben einfachen Botschaften viele Male in abgewandelter Form wiederhole, "weil sie wie eine Mutter weiß, dass Kinder sie sonst vergessen", sagte er. Inhaltlich gehe es dabei um eine verständliche Umsetzung des Evangeliums, so der mittlerweile 59-Jährige, der laut seinen Berichten seit 1981 jeden Tag Visionen hat. Zentral seien auch die Friedensbotschaft und die ständigen Aufrufe zum Gebet, zudem wolle die Jungfrau "die ganze Kirche im Glauben stärken". Eine besondere Rolle komme dabei den Familien zu.
Für ihn selbst und auch für seine Familie - Dragicevic ist verheiratet und hat Kinder - sei es ein "großes Geschenk, dazu von der Gospa ausgewählt worden zu sein, ein Werkzeug von ihr zu sein", gleichzeitig aber auch eine große Verantwortung, die ihm übermittelten Botschaften weiterzutragen.
Im Rahmen der abendfüllenden Feier fand laut Angaben des Sehers auch dessen tägliche Marienerscheinung statt. Wie er im Anschluss an die gut fünf Minuten, in denen im Dom Stille herrschte, über die Dolmetscherin mitteilte, sei die Jungfrau Maria "sehr froh" erschienen und habe unter anderem erklärt: "Heute freut sich die Mutter mit euch." Sie habe für die Gebete gedankt und dazu aufgerufen, weiter ausdauernd im Gebet zu sein und für die Pläne zu beten, die sie mit den Menschen erfüllen wolle, denn "Ich brauche euch".
Quelle: kathpress