"Tag des Denkmals": Stifte und Klöster präsentieren Denkmalpflege
Wer einmal Blicke hinter sonst verschlossene Klostermauern und Kulturschätze der Orden erhaschen will, kommt am "Tag des Denkmals" am 29. September auf die Rechnung: Etliche der insgesamt rund 300 Programmpunkte österreichweit werden von den heimischen Stiften und Klöstern angeboten. Die bei freiem Eintritt erlebbaren Präsentationen des vielfältigen kulturellen Erbes stehen heuer unter dem Gesamtmotto "HAND//WERK gedacht + gemacht". Der vom Bundesdenkmalamt veranstaltete Tag soll besonders das Handwerk und Restaurierung als Grundlagen des nachhaltigen und denkmalpflegerischen Tuns hervorheben - wovon die alten Gemäuer der Orden viel erzählen können.
"Stifte und Klöster sind nicht nur religiöse Orte, sondern auch kulturelle und historische Schatzkammern", betonte Karin Mayer, die Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, in einer Aussendung zum "Tag des Denkmals". Der Beitrag der Orden zum Denkmalschutz reiche von der Erhaltung bemerkenswerter Bauwerke und Kunstgegenstände bis zur Pflege des immateriellen Kulturerbes. "Durch die Eigenverantwortung in der Erhaltung ihres Erbes tragen die Gemeinschaften wesentlich zur Bewahrung der österreichischen Geschichte und Kultur bei", so Mayer.
Restauratoren-Blick auf Wiener Kirchen
In Wien wartet auf Denkmal-hungrige Ordensfreunde eine kunsthistorische Führung durch die Jesuitenkirche. Der einst von Kaiser Ferdinand II. gestiftete, ab 1624 wahrscheinlich nach Plänen von Giovanni Battista Carlone errichtet Kirchenbau stellte zur Zeit seiner Errichtung eine Neuerung in der Baukunst dar, unter anderem aufgrund seiner Doppelturmfassade. In den 1990er-Jahren wurde der durchkomponierte Farbraum der Kirche in einer wissenschaftlich begleiteten Restaurierung wiederhergestellt. Am "Tag des Denkmals" wird eine kunsthistorische Führung angeboten. (Öffnungszeiten 8 bis 19 Uhr, Führung um 15 Uhr)
Geöffnet ist auch die von den Kreuzherren mit dem Roten Stern betreute Wiener Karlskirche. Der von Fischer von Erlach errichtete Sakralbau vereinigt Stilelemente unterschiedlichster Epochen und Kulturen: einen griechisch-römischen Tempel als Portikus, die Durchfahrten der Glockentürme in Form römischer Triumphtore, darauf asiatisch anmutende Pagodendächer, eine barocke Kuppel von 74 Metern Höhe, die großen Säulen und die Vielzahl der Kuppeln und Türme als eine Anspielung auf die byzantinische und osmanische Baukunst, das alles zu einer breit gelagerten Pyramide geschichtet. Am "Tag des Denkmals" geben Restauratoren exklusive Einblicke in ihre Arbeit, außerdem wird eine Führung durch die Kirche angeboten. (Führungen 12 und 14 Uhr)
In Niederösterreich bekommen Besucher von Benediktinerstift Altenburg (NÖ), passend zum Gesamtmotto des "Tag des Denkmals", von 10 bis 17 Uhr Einblicke in das Entstehen eines Freskos wie auch in die Arbeitsschritte bei der Herstellung von Kunstmarmor. Auch über das Kunsthandwerk der verschiedenen Bauepochen wird dabei informiert.
200 Jahre lang verschlossener Garten
Ein eigener Beitrag der Österreichischen Ordenskonferenz ist die Öffnung der Gartenanlage des erst 2023 von den Karmelitinnen verlassenen Klosters im Gmunden. Seit dem Abschied der Schwestern wird der Komplex vom Institut Österreichischer Orden verwaltet. 200 Jahre lang sei der Garten ein wichtiger Ort der Klausurschwestern gewesen, heißt es in der Aussendung: Er diente für Andacht und spirituellen Stärkung, für die Ausübung des Handwerks sowie zur Erholung.
Zu sehen bekommt man bei der Öffnung des Gartens am 29. September von 14 bis 16 Uhr unter anderem die Gruftkapelle aus dem Jahr 1900, einen Kreuzweg sowie weitere Kleindenkmäler wie etwa eine Ölberg-Kapelle, eine Elias-Kapelle, eine Lourdesgrotte und eine Maria-Magdalena-Kapelle. Im sogenannten Haus Nazareth wurde das Innere von den Karmelitinnen mit Steinen und Muscheln mosaikartig verziert und gestaltet.
Kupferstiche und Kunst der Katalogisierung
Weitere oberösterreichische Ordensstationen am "Tag des Denkmals": Zunächst die Stiftskirche Kremsmünster, in der man zwischen 14 und 17 Uhr Hintergründiges zum Großprojekt der auf zehn Jahre angelegten Generalsanierung erfährt. Die Arbeiten an der Außenfassade des oberösterreichischen Benediktinerklosters wurden bereits 2022 abgeschlossen. 2023 startete mit der Innensanierung die intensivste Bauphase, deren erste Etappe noch heuer abgeschlossen werden soll.
Nicht weit davon entfernt, steht Stift Lambach am 29. September ganz im Zeichen des Kupferstich-Künstlers P. Koloman Fellner. Geöffnet ist das Kloster von 9 bis 17 Uhr, es werden Stiftsführungen angeboten und in deren Rahmen auch ein Workshop, bei dem Besucher einfache Tiefdrucke erstellen können.
Im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian sehen Besucher am Tag des Denkmals (8.30 bis 17.30) die umfangreiche Grafiksammlung aus 500 Jahren und erhalten Einblicke in die Katalogisierung, die zukünftige Digitalisierung und eine konservatorische verantwortbare Lagerung.
Schauwerkstatt und Messweinverkostung
Im Salzburger Kapuzinerkloster führen Kapuzinerbrüder zwischen 10 und 17 Uhr durch das Kloster und gewähren Einblick in den historischen Bau sowie in den Alltag der Brüder heute. Auch die Panoramaterrasse des Klosters mit Blick auf die Salzburger Altstadt und der Klostergarten sind geöffnet. Spezielle Klosterführungen für Kinder gibt es ebenfalls.
Die Schatzkammer, der historische Dachboden und der Kirchturm sind im steirischen Franziskanerkloster Maria Lankowitz von 5.30 bis 20.30 Uhr zu besichtigen. Auch die Klosterbibliothek und der erst kürzlich wieder geöffnete Westteil des Kreuzganges ist am Tag des Denkmals offen. Im Innenhof betreibt der Tischler des Klosters eine Schauwerkstatt zeigt Interessierten die Restaurierung von historischen Fenstern, zudem gibt es eine Agape mit Messweinverkostung.
Handwerker als Präsentatoren
Die älteste Barockkirche Tirols und eines der schönsten Portale dieser Epoche bekommen Besucher in der ehemaligen Jesuitenkirche Hall in Tirol von 9 bis 18 Uhr zu sehen; um 15 Uhr wird eine Führung angeboten. In der Aussendung der Orden werden "die wohlproportionierte Gliederung, die Formensprache des Zierwerks, die Auswahl, das Zusammenspiel der Materialien, die offensichtlich dargestellte Handwerkskunst höchster Güte sowie das daraus resultierende Erscheinungsbild" gepriesen.
Bereits ein Jahrtausend hat die Bausubstanz der Propstei St. Gerold (Vorarlberg) auf dem Buckel - und lässt diese am 29. September allen Interessierten erkunden. Gezeigt wird, wie Handwerkskunst der Gegenwart in all ihren Varianten - mit Holz, Stuck, Verputz, Malerei und Schwarzstahl - die erst 2024 vollendete Renovierung gelungen ließ. Handwerker höchstpersönlich übernehmen dabei die Präsentation, bei Führungen um 11, 13.30 und 15.30 Uhr. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress