Bischof Zsifkovics: Die Welt braucht keine neuen Grenzen
Die Welt braucht nicht neue Grenzen, sondern mehr Offenheit und die Bereitschaft, einander mit Wertschätzung und in Solidarität zu begegnen. Das hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics in seiner Predigt beim Sonntagsgottesdienst in der grenznahen St. Emmerichskirche in Felsörönök in der Diözese Szombathely betont. Bischof Zsifkovics stand der Messe gemeinsam mit dem Bischof von Szombathely, Janos Szekely, vor. Der gemeinsame Gottesdienst sollte ein "Zeichen des Miteinanders und des Friedens" sein, wie beide Bischöfe betonten. ORF 2 und ZDF übertrugen die Messe live.
Eingangs der Messe rief Zsifkovics zum Gebet für alle Menschen auf, die von Hochwasser und Sturm betroffen sind. Er wolle in das Gebet zudem auch die vielen Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer einschließen.
Die 1903 eingeweihte St. Emmerichskirche war bis zum Zweiten Weltkrieg Pfarrkirche von Inzenhof, Tschanigraben und einigen ungarischen Gemeinden. In der Zeit des Eisernen Vorhangs stand sie im Niemandsland zwischen Österreich und Ungarn und verfiel zusehends. Mittlerweile werden in der Kirche wieder Gottesdienste gefeiert. Einmal in der Woche treffen sich ungarische und österreichische Gläubige zum gemeinsamen Gottesdienst.
Zsifkovics ging in seiner Predigt auch auf die Geschichte der Kirche ein: "Hier hat das Kreuz den Nationalsozialismus und den Kommunismus durchlitten, das Kreuz wurde Zeuge der Auslöschung dieses Dorfes um die Kirche und der Zwangsabsiedelung der Bevölkerung." An diesem Ort sei das Kreuz mehr als ein Symbol und mehr als Dekoration. Hier sei es "harte Realität" geworden mit Leid, Vertreibung und Tod. Heute sei dieser Ort allerdings "ein Ort der Hoffnung, ein Ort der Begegnung und ein Ort der Versöhnung". - Die gleiche Formulierung verwendete auch Bischof Szekely in seinen Begrüßungsworten zu Beginn der Messe. Er hatte Bischof Zsifkovics zu diesem gemeinsamen zweisprachigen und grenzüberschreitenden Gottesdienst eingeladen.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Bläserensemble der Polizeimusik Burgenland sowie dem Kinderchor aus Magyarlak-Csörötnek "Jo Pasztor" ("Guter Hirte").
Konkrete Nachfolge Jesu
Bischof Zsifkovics führte in seiner Predigt aus, was Nachfolge Jesu konkret bedeute und verwies auf die Heilige Mutter Teresa, die dies durch ihr aufopferndes Leben vorgelebt habe. "Sie zeigt auf diesen Jesus am Kreuz mit seinem geneigten Haupt, mit seinen ausgebreiteten Armen und mit seinem geöffneten Herzen."
Zsifkovics wies auf Haltung der Bescheidenheit, auf Demut und die Bereitschaft zum Dienst an und für andere hin. Diese Haltung scheine heute verloren gegangen zu sein. "Nicht sich kleiner zu machen, sondern sich über die anderen zu stellen, sich aufzublasen, scheint angebracht." Das zerstöre aber das Miteinander in der Kirche und in der Gesellschaft, "es zerstört Völker und Familien und die Gemeinschaften und zieht neue Grenzen".
Und der Bischof weiter wörtlich: "Braucht es nicht gerade heute auch von uns diese Haltung der Offenheit und Wertschätzung, ohne Vorurteile und Berechnung, in Kirche und Gesellschaft und jedem Menschen gegenüber?" In Europa und weltweit gebe es Abschottung, Festungen und die Errichtung von Mauern und Zäunen zwischen den Menschen, das Terrain von "Separatisten, Populisten und Extremisten, die Terroristen und Fundamentalisten".
Wohin dies führe, hätten die Menschen u.a. am Eisernen Vorhang zwischen Ungarn und Österreich schmerzvoll erleben müssen. "An den tragischen Folgen dieser jüngeren Geschichte leiden wir noch heute", so Zsifkovics. Jesus aber habe seine Arme am Kreuz ausgebreitet, "um uns alle daran zu erinnern, wie wir miteinander umgehen sollten".
Und schließlich hielt Bischof Zsifkovics fest: "Liebe und die Bereitschaft zum Dienst an den Dürstenden unserer Zeit, sind der Auftrag des geöffneten Herzens Jesu an uns. Das ist Nachfolge konkret!"
Quelle: kathpress