NR-Wahlen: Kirche drängt auf schrittweise Erhöhung des EZA-Budgets
Die Katholische Kirche drängt auf eine nachhaltige und schrittweise Erhöhung des Budgets für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Die nächste Regierung sei gefordert, eine "vorausschauende Weiterentwicklung" der EZA zu betreiben und dabei politische, soziale und ökologische Faktoren stärker zu beachten. Dazu zähle auch eine schrittweise jährliche Erhöhung der bilateralen EZA um 0,05 Prozent des Brutto-Nationalprodukts, um so zukünftig von den aktuell 0,38 Prozent auf das internationale EZA-Ziel von 0,7 Prozent zu kommen. Das betonte die Leiterin der "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission" (KOO), Anja Appel, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.
Zuletzt betrugen die österreichischen Ausgaben für die EZA rund 1,8 Mrd. Euro. Eine Erhöhung um 0,05 Prozent pro Jahr würde eine Steigerung von jährlich rund 240 Millionen Euro bedeuten. Dieses Geld sei gut investiert und dringend notwendig, so Appel, um den nationalen wie europäischen Klimaschutzpfad konsequent fortzuführen und so die Lebensgrundlage aller Menschen zu schützen. "Die Schöpfung ist das Fundament allen Lebens. Daher muss der Anteil der Mittel für den Erhalt der Arten in der internationalen Zusammenarbeit erhöht werden."
Die kirchlichen Mittel für die EZA betrugen im vergangenen Jahr 135,9 Millionen Euro. Damit seien knapp 3.300 Projekte in 125 Ländern unterstützt worden. Das sei im Vergleich zum Jahr 2022 zwar ein leichter Rückgang, "aber aus der Mehrjahresperspektive noch immer weit über dem Durchschnitt der Mittel der katholischen Kirche für die Arbeit in Ländern des Globalen Südens". So habe die akute humanitäre Hilfe für die Ukraine im vergangenen Jahr mit allein 17 Millionen Euro einen wichtigen Posten ausgemacht. Dennoch sei das Spendenaufkommen auch für Projekte im Globalen Süden weiterhin hoch, führte Appel aus: "Wir sind sehr dankbar, dass es vielen Menschen weiterhin wichtig ist, dass ein Leben in Würde und eine ganzheitliche Entwicklung für alle Menschen weltweit möglich ist."
Tansania: Kirche gegen Vertreibung der Massai
Ein Schwerpunktland der kirchlichen EZA in Afrika stellt Tansania dar. Seit vielen Jahren ist u.a. das Welthaus Graz in der Hilfe für Tansania und die aktuell und akut von Vertreibung bedrohten Massai engagiert. Im Rahmen der Pressekonferenz berichteten Sigrun Zwanzger (Welthaus Graz) und als Gast und Vertreter der Massai Josef Oleshangay über die Situation im Land. Demnach würde es aktuell zu massiven Menschenrechtsverletzungen kommen und die Regierung die Vertreibung der Massai aus ihren Siedlungsgebieten betreiben. Dies geschehe u.a. durch eine dramatische Reduktion in der Gesundheitsversorgung wie z.B. einer Einstellung des für entlegene Dörfer wichtigen "Flying Medical Service" oder der Dienste von drei Spitälern. Alles Einrichtungen, die für die Massai überlebenswichtig seien und von der Katholischen Kirche betrieben bzw. unterstützt würden, so Oleshangay.
Tatsächlich sei die katholische Kirche eine der letzten verbliebenen zivilgesellschaftlichen und gewichtigen Stimmen, wenn es darum geht, Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, führte der Massai-Vertreter aus. So habe etwa eine Intervention des Präsidenten der Bischofskonferenz von Tansania, Bischof Wolfgang Pisa, im August dazu geführt, dass die Regierung von ihrem Plan Abstand nahm, den Massai das Wahlrecht zu entziehen.
Offiziell begründet werde die von der Regierung beabsichtigte Absiedelung der Massai aus dem Ngorongoro-Schutzgebiet im Norden des Landes - betroffen seien davon rund 100.000 Menschen - im übrigen mit Umwelt- und Tierschutz. Tatsächlich aber gehe es um einen massiven Ausbau des Tourismus in der Region, um Dekarbonisierungs-Projekte und den CO2-Zertifikate-Handel und die Großwildjagd, erläuterte Oleshangay.
Angesichts der dramatischen Lage der Massai sei es daher wichtig, "politischen Druck von außen" aufzubauen, da nur so sich etwa verbessern lasse, führte Sigrun Zwanzger vom Welthaus Graz aus. Wenn Weltbank, Unesco, EU oder andere internationale Organisationen ihre Stimme erheben und Druck ausüben, werde dies auch die Regierung in Tansania nicht unbeeindruckt lassen.
Quelle: kathpress