Wiener Caritas: "Bildung ist die beste Armutsprävention"
Kinder aus armutsbetroffenen Familien haben größere Hürden auf ihrem Bildungsweg und ein erhöhtes Risiko, selbst von Armut betroffen zu sein: "Armut und Bildung werden in Österreich noch immer vererbt", kritisierte Caritasdirektor Klaus Schwertner am Donnerstag bei einem Pressetermin in der Wiener Volksschule Johnstraße. Dringend erforderlich seien Investitionen in ein chancengerechtes Bildungssystem, unabhängig von Einkommen und Lebenssituation der Eltern. "Denn Bildung ist noch immer die beste Armutsprävention", so Schwertner. Kurz vor der Nationalratswahl am 29. September forderte die Caritas der Erzdiözese Wien von der nächsten Bundesregierung daher den Ausbau qualitativ hochwertiger Bildungsangebote, ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr sowie mehr inklusive Bildungsprojekte.
Auch der Einsatz eines sogenannten "Chancenindex", der benachteiligte Schulstandorte unterstützt, sei notwendig, so der Vorschlag der kirchlichen Hilfsorganisation. Dieser unterstütze speziell Schulen, die vor besonderen Herausforderungen stehen, etwa weil dort viele Kinder mit nicht deutscher Muttersprache sind, Kinder mit Behinderungen unterrichtet werden oder es andere soziale Herausforderungen gibt, erklärte Schwertner.
Generell brauche es mehr Mittel, Personal und Unterstützung für den Bildungssektor, meinte der Wiener Caritasdirektor. Angefangen im elementarpädagogischen Bereich, wo etwa eine bessere Bezahlung sowie mehr Personal nötig seien. Auch die Bildungsreform dürfe nicht mehr herausgeschoben werden, dazu gehöre auch der Ausbau der Ganztagesschulen. "Nicht Interessenvertretungen sind relevant, sondern die Kinder", betonte Schwertner.
Freiwillige Bildungsprojekte
Laut Statistik Austria gelten derzeit 336.000 Menschen in Österreich als massiv von Armut betroffen - besonders häufig darunter Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern. Für diese Gruppen seien die Ausgaben von rund 2.200 Euro pro Kind und Schuljahr schwer zu stemmen, so die Caritas. Sie könnten sich eine ausreichende Förderung ihrer Kinder schlicht nicht leisten, hieß es. Schulen wie die in der Johnstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk könnten lediglich versuchen, die steigenden Herausforderungen alleine zu bewältigen, meinte die Direktorin der Volksschule, Martina Bach. Aktuell setzt man dort auf ehrenamtliche Hilfe, etwa durch das Bildungsprojekt "FREI.Spiel", das vor zehn Jahren gegründet wurde.
Das von Dorith Salvarani-Drill initiierte Projekt "FREI.Spiel" wird nun von der Caritas übernommen und ergänzt bestehende Bildungsinitiativen der Hilfsorganisation, wie die Lerncafes. In den 69 Lerncafes in Österreich werden derzeit rund 2.100 Kinder von Freiwilligen beim Lernen unterstützt. Laut Schwertner fördern die freiwilligen Caritas-Bildungsprojekte - wie die Lerncafes, "FREI.Spiel" und "NextGenBuddies" - speziell Kinder aus sozial schwachen Familien.
"FREI.Spiel" vermittelt etwa Freiwillige an Schulen, Horte und Kindergärten in Wien und Niederösterreich, die dort in Absprache mit den Lehrenden Kinder unterstützen. Ziel sei eine niederschwellige, kostenlose Unterstützung für Kinder, erklärte Salvarani-Drill. Niemand solle am Bildungsweg zurückbleiben, so die "FREI.Spiel"-Initiatorin.
Quelle: kathpress