Theologinnen-Forum AGENDA unter neuer Leitung
Das größte deutsche Theologinnen-Netzwerk AGENDA steht unter neuer Leitung: Im Rahmen einer Online-Mitgliederversammlung am Abend des 11. September wurde der achtköpfige Vorstand des Vereins neu gewählt. Die Leitung teilen sich nun in einer Doppelspitze die Grazer Theologin Prof. Martina Bär und die Bochumer Theologin Prof. Julia Enxing. Sie lösen Gunda Werner ab, die das Netzwerk, dem mehr als 400 Theologinnen angehören, seit 2019 geleitet hatte.
In einer ersten Reaktion teilten Bär und Enxing mit, dass sie sich bewusst für eine Doppelspitze entschieden haben, um so eine "partizipative, synodale Form von Leitung" umzusetzen. "Gerade jetzt, da die Repräsentanz und Stimme der Frauen in Theologie und Kirche weltkirchlich unhintergehbar geworden sind, ist es wichtig, katholische Frauen in theologischer Forschung und Kirche zu stärken und sich für deren Anliegen mit einem starken Netzwerk wie AGENDA eines ist einzusetzen", wird die Grazer Theologin Bär in einer Aussendung des Vereins zitiert.
Julia Enxing unterstrich in einer ersten Reaktion indes die breite Basis von AGENDA, die sich nicht nur in den verschiedenen, im Verein zusammenkommenden Berufsgruppen zeige, sondern auch in den unterschiedlichen Generationen und Ländern (AGENDA ist derzeit in zehn Ländern aktiv). Künftig wolle man u.a. die Zusammenarbeit mit dem Schwesternnetzwerk "Teologanda" (Theologinnen in Lateinamerika" und den als "Junge AGENDA" organisierten Nachwuchstheologinnen vertiefen. Künftig wolle man sich außerdem dafür einsetzen, dass sich queere Menschen "mehr zugehörig fühlen und vor allem besser repräsentiert werden", so Enxing.
Geschlechtergleichstellung an Unis forcieren
Im Interview mit Kathpress betonte die Grazer Theologin Bär die Notwendigkeit, die Geschlechtergleichstellung an den Universitäten und speziell im Bereich der Theologie weiter zu forcieren. "Nach wie vor arbeitet sich die Katholische Theologie an einem teils vormodernen, teils rollenfixierten Geschlechterbild ab. Viele junge Frauen in der Theologie fühlen sich weit entfernt vom kirchlichen Idealbild der Frau." Und so gelte es immer noch, auch innerhalb der Theologie ein Frauenbild zu überwinden, "das Frauen nicht selbstverständlich mit Wissenschaft und rationaler Denkleistung in Verbindung bringt", so Bär.
Für die Zukunft könne sie sich etwa die Entwicklung eines Mentoringprogramms für katholische Theologinnen vorstellen, in dem Theologieprofessorinnen ein spezielles Augenmerk auf die Herausforderungen für Frauen in der Theologie legen und Nachwuchswissenschaftlerinnen beraten. Erwogen werden sollte auch eine Studie über die Arbeitssituation von Theologinnen im Blick auf die Geschlechtergleichstellung. "Viele Frauen können sich nicht mehr mit dem kirchlichen Frauenbild und asymmetrischen Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern identifizieren, kehren der Kirche den Rücken zu oder ziehen aus diesem Grund ein Theologiestudium gar nicht in Betracht. Das hat Auswirkungen auf die Zukunft der Theologie, aber auch auf die Kirche."
Das "Forum katholischer Theologinnen AGENDA" wurde 1998 gegründet und hat aktuell über 400 Mitgliedsfrauen weltweit in zehn Ländern. Der Verein möchte die wissenschaftliche und gesellschaftsrelevante Arbeit von katholischen Theologinnen sichtbar machen und deren Position in Kirche und Gesellschaft stärken. AGENDA richtet u.a. das alle zwei Jahre stattfindende Hohenheimer Theologinnen-Treffen aus, das dem fachlichen Austausch von Theologinnen aus der Wissenschaft und unterschiedlichen Berufen innerhalb und außerhalb von Kirche dient.
Zuletzt hat AGENDA im Februar 2024 mit einer Studie über die so genannten Nihil-obstat-Verfahren (die Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) für Aufsehen gesorgt. Die Studie hatte ergeben, dass viele Bewerberinnen und Bewerber das Verfahren als intransparent und belastend erleben und dass Frauen eine höhere Zahl von Rückfragen und Beanstandungen aus dem Vatikan oder vom zuständigen Ortsbischof erhalten als Männer. Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) hatte daraufhin die Deutsche Bischofskonferenz aufgefordert, darauf hinzuwirken, dass das Nihil-obstat-Verfahren "an geltende grund- und verfahrensrechtliche Standards angepasst wird". (Infos: www.agenda-theologinnen-forum.de)
Quelle: kathpress