Umwelt: Kirchliche Organisationen warnen vor Bodenversiegelung
Drei große kirchliche Organisationen - die Katholische Aktion, das Umweltbüro und die Katholische Jugend der Erzdiözese Wien - unterstützen den Aufruf der "Scientists For Future", die Nahrungsmittel-Versorgung in Österreich zu schützen. Die Kritik der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richtet sich vorrangig gegen die Bodenversiegelung und Zerstörung von Anbauflächen durch Straßenbau und Gebäude. So sollen im Zeitraum von 1999 bis 2020 die Ackerflächen in Österreich um 72.000 Hektar geschrumpft sein. Wertvolles Ackerland zuzubetonieren oder für Straßenbau zu verwenden, ist für Markus Gerhartinger vom Umweltbüro der Erzdiözese Wien "nicht das, was ich unter 'Bewahrung der Schöpfung' verstehe". Nötig sei eine neue Sensibilität für Grund und Boden zum Wohle der Schöpfung und des Menschen, so Gerhartinger gegenüber Kathpress.
Konkret wünscht sich Gerhartinger einen sensibleren Umgang "mit dem wertvollen Gut Boden", neue Konzepte sowie einen besseren Schutz des Bodens. Speziell die aktuelle kirchliche "Schöpfungszeit" bis 4. Oktober, während der die christlichen Kirchen in Österreich auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam machen, rufe dazu auf, "stärker auf unsere Welt, Gottes wunderbare Schöpfung, zu schauen". Leider sei "immer wieder zu beobachten, dass wertvolle Ackerflächen für Straßen verwendet werden", erklärte Gerhartinger.
Als aktuelles Negativbeispiel dazu nannte der KA-Vikariat-Süd-Vorsitzende Andreas Löffler die Ostumfahrung von Wiener Neustadt. Anstelle dieser "mittlerweile veralteten Einzelmaßnahme" brauche es Verkehrsentlastungsmaßnahmen. Auch der Wiener KA-Präsident Reinhard Bödenauer plädierte für eine Nachdenkpause in puncto Ostumfahrung. Speziell bei diesem Projekt könnten die Regierenden zeigen, "ob sie eine sozial-ökologische Umkehr in der Verkehrspolitik einläuten wollen, oder nicht". Kritik übte Bödenauer am weiteren Ausbau des Individualverkehrs und daran, auf Versiegelung von besten Ackerböden und Zerstörung von Naturschutzgebieten zu setzen - entgegen dem weltweiten Trend. "Eine solche Botschaft an die nächste Generation ist fatal und löst verständlicherweise großen Widerstand aus", so der KA-Präsident wörtlich.
"Scientists For Future"
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forderten in ihrem am 3. September veröffentlichten Aufruf, die Bodenversiegelung zu stoppen und ungenutzte Flächen zurückzugewinnen. Zu den Unterstützenden zählen neben Expertinnen und Experten der Boku, TU, Donau Universität Krems, Johannes Kepler Universität sowie WU Wien auch Organisationen wie Attac Österreich und Fridays for Future Niederösterreich.
Als besonders alarmierend nannte auch die Initiative das geplante Bauprojekt der Ostumfahrung bei Wiener Neustadt, das fruchtbare Böden bedroht. Die Initiatoren appellieren an die Bevölkerung, gegen solche Projekte aktiv zu werden, Bürgerinitiativen zu unterstützen und politischen Druck auszuüben. "Setzen Sie sich für den Schutz unserer Böden ein, damit diese weiter all ihre für die Gesellschaft wertvollen Leistungen, von Hochwasserschutz über den Erhalt der Biodiversität bis hin zu Nahrungsmittelproduktion, bereitstellen können!", heißt es in dem Aufruf.
Quelle: kathpress