Vor 500 Jahren wurde der evangelische Märtyrer Tauber hingerichtet
An den wohl ersten evangelisch-lutherischen Märtyrer auf österreichischem Boden - Caspar Tauber - erinnert die evangelische Kirche am Sonntag, 15. September, mit Gedenkfeierlichkeiten. Der vor 500 Jahren - am 19. September 1524 - hingerichtete Tuchhändler habe "mit seinem Mut und seiner Berufung auf die Bibel selbst Martin Luther beeindruckt", würdigte der evangelisch-lutherische Superintendent von Wien, Matthias Geist, in einer Aussendung am Dienstag. Es sei ein "Zeichen von Mut, sich seines Glaubens nicht zu schämen, sondern ihn öffentlich zu bekennen", so Geist zu Tauber, der aus Südmähren stammte und seit 1511 in Wien lebte.
Auch Kardinal Christoph Schönborn betonte in seinem Grußwort zum Gedenken die Bedeutung von Taubers Glaubenszeugnis für das heutige ökumenische Miteinander: "Dass wir heute als Protestanten und Katholiken gemeinsam, Seite an Seite, an das beeindruckende Glaubenszeugnis Caspar Taubers erinnern können, erfüllt mich mit Respekt, Scham und tiefer Dankbarkeit."
Der Gedenkgottesdienst am 15. September beginnt um 10 Uhr in der Lutherischen Stadtkirche und wird von Pfarrer Johannes M. Modeß und Superintendent Geist gemeinsam gestaltet. Im Mittelpunkt steht das frühe reformatorische Wirken in Wien, das auch durch eine Flugschrift Caspar Taubers Ausdruck fand.
Anschließend wird um 13 Uhr in der Unterkirche des Stephansdoms der renommierte Kirchengeschichtler Rudolf Leeb einen Vortrag halten. Im Fokus steht dabei die Wirkung von Tauber und dessen Schriften. Um 15 Uhr findet ein stilles Gedenken mit Kranzniederlegung an der Richtstätte im Weißgerberviertel statt, wo Tauber in Erdberg hingerichtet wurde (Gänseweide, DDSG-Pavillon, 1030 Wien, gegenüber Obere Weißgerberlände 28). Um 17 Uhr wird in der Pauluskirche ein Theatergottesdienst unter der Leitung von Pfarrerin Elke Petri und Friederike von Krosigk die Gedanken evangelischer Märtyrer auf künstlerische Weise in Szene setzen.
Der Höhepunkt der Gedenkfeierlichkeiten folgt am 500. Todestag, 17. September um 19 Uhr, dabei wir Schauspieler Helmut Schuster im Albert-Schweitzer-Haus den "inneren Monolog" Taubers inszenieren. Im Anschluss gibt der Präsident des Landesgerichts für Strafsachen Wien, Friedrich Forsthuber, eine historische Einordnung der damaligen Rechtsprozesse und diskutiert den Stellenwert der Glaubens- und Meinungsfreiheit heute.
Von den Veranstaltungen erhoffe man sich ein vertieftes Bewusstsein für die Bedeutung der Glaubensfreiheit in der heutigen multireligiösen Gesellschaft, so Geist: "Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut, das in einer Stadt wie Wien, mit ihrer Vielfalt der Glaubensrichtungen, immer wieder gestärkt werden muss." Der Superintendent zeigte sich dankbar ob des Miteinanders und Dialogs "in einer Kultur der versöhnten Verschiedenheit". Geist ist selbst Mitglied im "Campus der Religionen" und in den neu eingerichteten "Rat der Religionen" des Bürgermeisters von Wien berufen.
Quelle: kathpress