Schönborn: Wunden der Balkankriege brauchen Versöhnung und Dialog
An die "Wunden", welche die Konflikte der 90er-Jahre in den Angehörigen der Völker des Balkans hinterlassen haben, hat Kardinal Christoph Schönborn erinnert. "Viele hier sind durch die schrecklichen Kriege verwundet", sagte der Wiener Erzbischof am Sonntagabend bei einem Gottesdienst der kroatischen Gemeinde in der Wiener Pfarre Rudolfsheim. Eine Heilung durch Mitgefühl und Nächstenliebe sei vonnöten, wobei der christliche Glaube einen wichtigen Beitrag leisten könne.
Jesus Christus habe auf sehr persönliche und liebevolle Art Mitgefühl vorgelebt und zur Nächstenliebe aufgerufen, so der Kardinal, der sich dabei auf das Tagesevangelium von der Heilung eines Taubstummen bezog. Bei Mitgefühl handle es sich um eine "universelle Sprache, die jeder Mensch versteht" und daher eine "Muttersprache der Welt" sei, zitierte er den Künstler und Autor Andre Heller. Schönborn führte weiter aus: "Mitgefühl ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen - auch wenn sie taub oder blind sind."
Für die Heilung der Wunden der Vergangenheit sei eine "Öffnung für Gott und auch füreinander" vonnöten, fuhr der Kardinal fort. Wichtig sei, den anderen als Menschen zu erkennen, "als meinen Bruder und meine Schwester". Eindringlich rief der Wiener Erzbischof zu Versöhnung, Dialog und Öffnung auf - denn "nur dann können wir einander verstehen und die Wunden der Vergangenheit heilen lassen, sei es in der Familie, in der Gemeinde oder zwischen den Völkern".
Die kroatischen Katholiken in Wien haben als ihr traditionelles geistliches Zentrum die "Kroatische Mission", die in den 1960er Jahren in der Kirche am Hof in der Innenstadt eingerichtet wurde. In der Pfarre Hildegard Burjan in Wien-Rudolfsheim, wo viele Kroaten zum Teil seit Generationen leben, werden seit etwa sieben Jahren sonntags wie auch werktags Gottesdienste in kroatischer Sprache gefeiert. Neben der deutschsprachigen Stammgemeinde feiern dort auch je eine albanische, polnische, tamilische und englischsprachige philippinische Gemeinde Sonntagsgottesdienst.
Quelle: kathpress