Schönborn: Bruckner komponierte "alles zur größeren Ehre Gottes"
Die tiefe Demut und persönliche Frömmigkeit Anton Bruckners (1824-1896) hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag bei einem Festgottesdienst in der Wiener Jesuitenkirche zum 200. Geburtstag des Komponisten hervorgehoben. "Bruckner hat sein Leben und Werk ganz der größeren Ehre Gottes gewidmet - sein Talent war für ihn ein Geschenk, das er mit Demut und Hingabe einsetzte", sagte der Wiener Erzbischof in seiner Predigt.
Der Kardinal wies auf Bruckners Verbindung zur Jesuitenkirche während dessen Lehrtätigkeit am Wiener Konservatorium. Das Jesuiten-Motto "Alles zur größeren Ehre Gottes", das schon Bruckners Jugend geprägt habe, habe sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen gezogen, sagte Schönborn. Bruckner habe seine musikalischen Fähigkeiten als Geschenk Gottes verstanden, das er dankbar in den Dienst des Glaubens gestellt habe. Sein Streben nach Perfektion, sichtbar in der ständigen Überarbeitung seiner Werke, sei Ausdruck seines Bewusstseins gewesen, dass er für sein Talent eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen müsse.
Schönborn erinnerte auch an Bruckners spirituelle Heimat, das Augustiner Chorherrenstift St. Florian, wo der Komponist in der Krypta begraben liegt. Das "flammende Herz" des hl. Augustinus, das sowohl das innere Ringen des Heiligen als auch Bruckners eigene Sehnsucht nach Gott widerspiegelt, sei ein zentrales Motiv in seinem Leben. Ebenso verwies der Kardinal auf das Paulus-Wort aus der Tagesliturgie "Was hast du, was du nicht empfangen hast?".
Gemeinsam mit dem Kardinal feierten Propst Johann Holzinger (Stift St. Florian), Bischofsvikar Josef Grünwidl und P. Gustav Schörghofer die Eucharistiefeier, musikalisch untermalt von Bruckners Messe in e-Moll, aufgeführt von der Chorvereinigung St. Augustin unter der Leitung von Andreas Pixner. Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes befanden sich auch hochrangige Vertreter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), darunter deren aktueller Präsident, der frühere Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, sowie Nobelpreisträger Prof. Anton Zeilinger.
Der Gottesdienst war Teil eines ganztägigen Programms. Neben dem liturgischen Höhepunkt fand ein "Grätzlfest" im Arkadenhof des Campus Akademie statt, begleitet von einem Sternmarsch der Gardemusik Wien und musikalischen Darbietungen von Chören und Ensembles.
Quelle: kathpress