Katholische Arbeitnehmer: Kein Platz für rechtsextreme Positionen
Christliche und rechtsextreme Positionen sind unvereinbar: Das hat die Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ), Anna Wall-Strasser, in einer Aussendung festgehalten. "Dies betrifft das Verständnis von Begriffen wie Volk, Solidarität oder Menschenrechte ebenso wie die Haltung zu Flucht, Migration, Sozialstaatlichkeit, Geschlechtergleichheit oder die Klimakrise." In all diesen Themen würden sich die beiden Positionen fundamental widersprechen.
KABÖ-Bundesseelsorger Karl Immervoll hielt in der Aussendung fest: "Im laufenden Wahlkampf stehen Personen und deren Aussagen, insbesondere die Wahlprogramme der Parteien, auf dem Prüfstand. Eine seriöse Auseinandersetzung auf Basis des christlichen Glaubens und der sozialen Dokumente der Kirche ist unverzichtbar."
Unter den bisher bekannten Wahlprogrammen steche jenes der FPÖ besonders hervor, so die Einschätzung. Es sei im Blick auf "das Menschenbild, die Würde des Menschen, Menschenrechte sowie Solidarität nicht mit christlichen Überzeugungen kompatibel", so Immervoll. Man müsse sich aber zugleich auch mit Aussagen im Wahlkampf, "die aus der angeblichen Mitte kommen, ihrem Inhalt nach aber rechts außen angesiedelt sind, beschäftigen", ging Immervoll in seiner Kritik auch über die FPÖ hinaus.
Die KABÖ hat für Religionslehrerinnen und -lehrer im Rahmen ihrer Initiative "Aufruf für Demokratie und eine offene Gesellschaft" Materialien für den Unterricht zusammengestellt. Darunter findet sich etwa der Verweis auf die von den deutschen Bischöfen veröffentlichte Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" oder auf Unterlagen des von der KABÖ unterstützten Bündnisses "Demokratie und Respekt" zu liberaler und sozialer Demokratie sowie zum Rechtsstaat, sowie das Hintergrundpapier "Christentum und Rechtsextremismus: Ein unüberbrückbarer Gegensatz".
Kritik an "Meldestelle für politisierende Lehrer:innen"
Insbesondere die Forderung der FPÖ nach einer "Meldestelle für politisierende Lehrer:innen" wurde von Immervoll und Wall-Strasser kritisiert. Dahinter stehe eine "pauschale Verdächtigung des Lehrpersonals, verbunden mit der Aufforderung zu willkürlicher Vernaderung, die wir strikt ablehnen. Mit Hass und Verschwörungstheorien ist kein Staat zu machen." Bundesvorsitzende wie Bundesseelsorger forderten das Gegenteil, nämlich die Stärkung der Demokratie als "Staats- und Gesellschaftsform, die immer wieder neu erlernt und weiterentwickelt werden muss".
Friede, Klima, Migration
Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner hat im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" die Angst als zentralen Grund dafür ausgemacht, dass die Menschen zunehmend für extremistische politische Positionen empfänglich sind. "Die Menschen haben Angst und da suchen sie nach jemandem, der ihnen inmitten der Angst die Probleme vereinfacht und eine Lösung dieser Probleme verspricht", so Zulehner wörtlich: "Diese Menschen sind dann Opfer der Vereinfacher, denn wenn diese Personen dann an der Macht sind, dann stellen sie sich genauso den komplizierten Problemen und müssen dann eine viel andere Politik machen, als sie ankündigt haben."
Zur Frage, auf welche Themen der Parteien die Katholikinnen und Katholiken in ihrer Wahlentscheidung besonders achten sollten, meinte der Theologe: "Das ist die Frage des Friedens, das ist die Frage des Klimanotstandes, das ist die Frage der Migration, das ist die Roboterisierung der Wirtschaft, die uns auch noch sehr zu schaffen machen wird." Grundsätzlich sollte man mehr auf die Inhalte der politischen Botschaften achten als auf emotionale Appelle.
Zulehner zeigte sich trotz der aktuellen Entwicklungen grundsätzlich optimistisch: "Es ist sicher nicht die Aufgabe und der Sinn der Kirchen, mit dem Evangelium in der Hand die Hoffnungslosigkeit der Welt zu verdoppeln. Sondern zu sagen: Wenn es die Welt Gottes ist, und sein Geist nach wie vor in dieser Welt präsent ist, dann könnten wir aus dieser Kraft des Geistes auch sagen: Es gibt genug Menschen, die inspiriert sind von diesem Überlebenswillen der Welt im Namen Gottes, dass es auch eine gute Politik geben wird. Daher haben wir durchaus Grund zur Zuversicht. "
Quelle: kathpress