Caritas-Tour bewirbt Ehrenamt für mehr Zusammenhalt
Inmitten des Wahlkampfs für die Nationalratswahlen hat die Caritas unter dem Motto "Stunden- statt Stimmenfang" am Donnerstag eine österreichweite "füreinand'-Tour" vor dem Parlament in Wien gestartet. In den nächsten vier Wochen will die Hilfsorganisation mit einem Bus durch die Bundesländer touren, um Menschen für ehrenamtliches Engagement zu begeistern, erklärte Wiens Caritasdirektor Klaus Schwertner in einer Auftakt-Pressekonferenz. "Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten stärken die Demokratie und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft", verwies Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler auf eine Studie des Sozialforschungsinstituts "Foresight", das im Juni und Juli 800 Menschen zu den Themen Politik, Zusammenhalt und freiwilliges Engagement befragt hatte.
"Wir müssen aktuell in vielen Ländern die Erfahrung machen, dass Demokratie kein Selbstläufer ist und dass Populismus und Extremismus auf dem Vormarsch sind", so Tödtling-Musenbichler. Immer wieder sei von einem "Wir und die anderen, von Ausschluss und Härte, von Deportationsfantasien und Fahndungslisten" die Rede. Wie die von der Caritas in Auftrag gegebene Studie zeigt, empfindet auch in Österreich jede zweite Person die zunehmende Aggression in der politischen Auseinandersetzung als belastend. 75 Prozent aller Befragten glauben, "dass die aktuelle Verrohung der politischen Kultur dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Österreich schadet".
Diese Situation müsse man nicht hinnehmen, so Schwertner. "Polarisierung und Extremismus sind keine Naturgesetze. Jede und jeder kann etwas für menschlichen Zusammenhalt tun." Tödtling-Musenbichler nannte konkret zwei Möglichkeiten, um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen: "Wir können von unserem Stimmrecht Gebrauch machen und uns füreinand' einsetzen". Für eine funktionierende Demokratie brauche es Politikerinnen und Politiker, die sich parteiübergreifend für die Anliegen der Bevölkerung einsetzten. Es sei aber auch von großer Wichtigkeit, dass sich Menschen abseits der Parlamente Tag für Tag für Demokratie und Zusammenhalt starkmachen. Tödtling-Musenbichler appellierte an alle Parteien, zu einer neuen politischen Kultur zu finden. Die Stärkung des Zusammenhalts müsse Ziel jedes Parteiprogramms sein.
Ehrenamt stärkt Zusammenhalt
Die Krisen der vergangenen Jahre hätten Alleinerziehenden, Armutsbetroffenen oder Mindestpensionsbeziehenden stark zugesetzt. Das spiegle sich in der Nachfrage nach Hilfsangeboten der Caritas, aber auch in der "Foresight"-Studie wider, erklärte Tödtling-Musenbichler weiter. Die Inflation, Teuerung und Kriege hätten Spuren hinterlassen und die Lage zugespitzt. "Nimmt der Druck auf Menschen infolge der Krisen zu, sinkt das Vertrauen in Demokratie und Zusammenhalt", so Schwertner. Das mache die Umfrage deutlich.
Gezeigt habe die Umfrage aber auch, dass drei Viertel der Befragten freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten als Stärkung der Demokratie und des Zusammenhalts sehen. Eine große Mehrheit sei auch bereit, dafür selbst einen Beitrag zu leisten, fügte Schwertner hinzu. Österreichweit sind vier von zehn Menschen ehrenamtlich tätig, und neun von zehn Menschen, die bisher noch nicht gemeinnützig aktiv sind, können sich laut Studie eine freiwillige Arbeit vorstellen. Jene Menschen möchte die "füreinand"-Initiative auf Möglichkeiten der ehrenamtlichen Beschäftigung aufmerksam machen.
Konkret können sich Interessierte ab sofort auf der Webseite fuereinand.at für Freiwilligeneinsätze in ihrer Region anmelden und aus einer Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten wählen. Zusätzlich informieren die Caritas-Mitarbeitenden an den verschiedenen Standorten des Tourbusses darüber, wie rasch und unkompliziert geholfen werden kann. "Wir können sehr gezielte Aufrufe in einzelnen Regionen starten oder große Sachspendungen österreichweit mobilisieren", betonten die Projektkoordinatorinnen Irene Steininger und Anna-Sofia Fotiou anlässlich der Präsentation. Bisher hätten sich bereits 39.000 Menschen auf https://fuereinand.at/ registriert.
Quelle: kathpress