Pastorale Berufe: Geschichte, Gegenwart und Zukunft
Obwohl der Begriff "Pastoralassistentin/Pastoralassistent" erst seit 50 Jahren existiert, hat der Beruf der Pastoralassistentinnen und -assistenten eine längere Vorgeschichte, die mehr als 100 Jahre zurückreicht. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) setzte ein pastoraler Aufschwung ein, der schließlich 1974 zur österreichweiten Institutionalisierung der Pastoralen Berufe führte. Derzeit ist österreichweit der Reformprozess "Nomen est Omen" im Laufen, der aktuelle und künftige Herausforderungen dieses Berufsfeldes zum Inhalt hat.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg arbeiteten Caritas-Mitarbeiterinnen in Pfarren. Ab 1927 wurden Seelsorge-Helferinnen eingesetzt, für die Hildegard Holzer 1945 in Wien eine diözesane Ausbildungsstätte gründete. Diese wurde 1948 in "Seminar für kirchliche Frauenberufe" und 1968 in "Seminar für kirchliche Berufe" umbenannt und für Männer geöffnet. Das Seminar bestand bis 2010. Seit 1993/94 gab es dazu parallel bereits die ebenfalls nicht-akademische "Berufsbegleitenden Ausbildung Österreich". Diese besteht bis heute.
In den Texten zu "Die kirchlichen Laienangestellten" der Wiener Diözesansynode aus dem Jahr 1971 wurde die Bezeichnung "Pastoralassistent" erstmals erwähnt. 1972 wurden in Wien die ersten drei Männer nach ihrem Theologiestudium in einen neu geschaffenen Dienst entsandt: den des Pastoralassistenten. Genannt wurden sie damals scherzhaft "Kapläne ohne Weihe". Erste Pastoralassistenten gab es damals auch in der Diözese Graz-Seckau.
Die offizielle Einführung dieses kirchlichen Laienberufs erfolgte 1974 im Rahmen des Synodalen Vorgangs, der österreichweit die Tätigkeit von Pastoralassistentinnen und -assistenten etablierte. Von Beginn an wurden in allen Diözesen Pastoralassistentinnen und -assistenten in der Pfarrpastoral, in der kategorialen Pastoral (z.B. Studentenseelsorge, Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge, Kinder- und Jugendseelsorge, Gefängnisseelsorge) oder in der Erwachsenenbildung eingesetzt.
1979 erließ die Österreichische Bischofskonferenz eine Rahmenordnung für die Ausbildungs- und Anstellungsvoraussetzungen für sogenannte "Laientheolog:innen in Pastoral, Schule und diözesane Einrichtungen". Ab 1983 wurden in den Diözesen Zentren für Theologiestudierende etabliert, Referenten und Ausbildungsleiter für sogenannte "Laientheologinnen und -theologen" bestellt.
1.300 Frauen und Männer
Rund 1.300 Frauen und Männer sind in Pastoralen Berufen in Österreich tätig. Dachverband ist die "Österreichische Konferenz der Berufs- und Interessengemeinschaften Pastorale Berufe", zu der 15 Berufsgemeinschaften und eine Arbeitsgemeinschaft gehören. Zuständiger Bischof in der Österreichischen Bischofskonferenz ist der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried.
Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in die Pastoralen Berufe werden vom jeweiligen Diözesanbischof feierlich gesendet. In Unterschied zu den geweihten Ämtern sind in der Katholischen Kirche bei den Gesendeten Pastoralen Berufen Männer und Frauen gleichgestellt bezüglich Aufgaben, Ausbildungswege, Verdienst oder Aufstiegschancen. Nach dem katholischen Kirchenrecht üben Frauen und Männer in den Gesendeten Berufen "geistliche Ämter" in der Katholischen Kirche aus.
Zukunftsfragen der Pastoralen Berufe
Nachdem noch vor zwei Jahrzehnten die Auswahl an Interessenten in einigen Bereichen der Pastoralen Berufe groß war, wird heute inzwischen "händefaltend nach qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern" gesucht, wie es vonseiten der "Österreichische Konferenz der Berufs- und Interessengemeinschaften Pastorale Berufe" (ÖKoBI) heißt.
Laut ÖKoBI gibt es für die Pastoralen Berufe derzeit zwei aktuelle inhaltliche Herausforderungen. Zum einen gehe es darum, 60 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in einigen Arbeitsbereichen - vor allem im Bereich der gemeindebezogenen Einzelsakramente und in der Leitungsverantwortung - endlich explizit jene Zuständigkeitskompetenzen zu erhalten, für die die Pastoralassistentinnen und -assistenten durch ihre theologisch-pastoralen Ausbildungen und ihre Praxis kompetent seien: "Predigt, Taufen, Krankensalbung, Eheassistenz, Übertragung von Leitungsaufgaben" werden hier genannt.
Andererseits sei die Kirche als Ganze mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert: "Polarisierungen und Zukunft der Demokratie, Flucht, Klima, Friede, Künstliche Intelligenz, Religionen in säkularen Kontexten u.v.m." Deshalb bedürfe es vielerorts einer Neuorientierung der in den Pastoralen Berufen Tätigen und einer Neuformulierung der Stellenprofile im Blick auf diese Herausforderungen.
"Nomen est Omen"
Diese Fragen behandelt auch ein österreichweiter Gesprächsprozess der ÖKoBI. Am Anfang stand eine von der Innsbrucker Pastoraltheologie initiierte Veranstaltung "Nomen est Omen - Zur Identität und zur Zukunft der Pastoralassistent:innen" im Juli 2022. Seit Sommer 2023 wurde daraus ein österreichweiter Gesprächsprozess mit Arbeitsgruppen. Im Februar 2024 fand in Salzburg ein Treffen mit Bischöfen, Theologinnen und Theologen, Personalverantwortlichen, Ausbildungsverantwortlichen, Pastoralamtsleitenden und Vertreterinnen und Vertretern der Berufsgemeinschaften statt. Der Prozess ist im Laufen.
Quelle: kathpress