Zahlreiche Ereignisse zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner
Der berühmte Kirchenmusiker, Komponist und Symphoniker Anton Bruckner (1824-1896) wäre am Mittwoch (4. September) 200 Jahre alt geworden. Zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Publikationen und Festgottesdienste sind diesem Anlass gewidmet: So wird am Samstag, dem 7. September, in der Wiener Jesuitenkirche ein Festgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn und dem Propst von Bruckners jahrzehntelanger Wirkstätte, Stift St. Florian, Johann Holzinger, gefeiert. Musikalisch begleitet wird die Feier von Anton Bruckners Messe in e-Moll, aufgeführt von der Chorvereinigung St. Augustin mit Bläserensemble. Tags darauf, am Sonntag (8. September), wird in der ehemaligen kaiserlichen Hofpfarrkirche St. Augustin in der Wiener Innenstadt Bruckners Messe in f-Moll aufgeführt.
Der fromme Kirchenmusiker selbst war in der Hofpfarrkirche als Dirigent und Organist tätig. Seine Mitwirkungen in der Augustiner Kirchenmusik (um 1870 - 1894) "galten als Ereignis und wurden in den Zeitungen angekündigt und rezensiert", wie der Wiener Kirchenmusiker Thomas Dolezal am Mittwoch gegenüber Kathpress ausführte.
Bruckners Tätigkeit in St. Augustin entfaltete sich laut Dolezal in einer Blütezeit der dortigen Kirchenmusik, nämlich in der Ära von Kapellmeister Leopold Eder (1823-1902). Unter dessen Direktion hätten sich die Hochämter zu einem gesellschaftlichen Anziehungspunkt in Wien entwickelt, so der Kirchenmusiker über den Status in der damaligen Musikszene.
Mit der Messe in f-Moll steht in St. Augustin ein besonderes Werk auf dem Programm, erklärte Dolezal: "Sie ist die einzige Messe, die Bruckner in und für Wien komponiert hat, und sie ist die letzte und die mächtigste seiner Messen." Man vermutet, dass der Komponist die Messe als Dank an seinen Schöpfer für die wiedererlangte Gesundheit geschrieben habe, so der Wiener Kirchenmusiker. Die Uraufführung in der Hofmusikkapelle wurde jedoch 1868 abgesagt, da die Musiker die Musik "als unspielbar bewerteten". Auch eine selbst organisierte Uraufführung kam nicht zustande. Letztlich kam es am 16. Juni 1872 in der Augustinerkirche zur Uraufführung unter Bruckners persönlicher Leitung. In den folgenden zwei Jahrzehnten revidierte Bruckner die Messe mehrmals. Nach seinem Tod avancierte sie zu einem der bedeutendsten Chorwerke der Romantik.
Bruckners Werke, ob Kirchenmusik oder Sinfonien, seien von seiner "eigenen, unverwechselbaren Musiksprache" - ähnlich wie bei Mozart oder Bach - geprägt und damit unverzichtbar für das heutige musikalische Erbe, erklärte dazu auch der Musikwissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Meinrad Walter in einem domradio.de-Interview am Mittwoch. "Bruckner ist aus dem sinfonischen Leben, aber auch aus dem kirchenmusikalischen Leben nicht wegzudenken. Und das wird wohl auch so bleiben", lautete die Einschätzung von Walter.
Bruckner im "High-Tech-Labor"
Genie, Exzentriker, primitiver Provinzler - Bruckner erschien in den letzten 200 Jahren durch verschiedene Linsen in vielen Facetten. Das "Ars Electronica Festival" (4. bis 8. September) in Linz versetzt Bruckner in ein "High-Tech-Labor", das am 4. September mitten im Linzer Mariendom aufgebaut wird. Ein Team aus Kunstschaffenden, Organisten, Informatikern und Physikern hat für das Orgelkonzert "BruQner - The Sound of Entanglement" um 20 Uhr eine Installation mit Lasern und optischen Effekten gestaltet. Dirigiert wird Bruckners "Perger Präludium" von verschränkten Photonen, die das Stück lenken, "wie es kein Mensch der Welt könnte", heißt es im Programm.
Das zwölfköpfige Ensemble "NoFive" lässt um 23.30 Uhr Bruckners Fünfte mit dem ikonischen "Seven Nation Army"-Riff der White Stripes verschmelzen. Das Konzert mit dem Titel "Bruckner x Pop x No Wave", das auch Elemente des amerikanischen Komponisten Glenn Branca einfließen lässt, "formt eine avantgardistische Soundscape irgendwo zwischen Hoch- und Popkultur", so der Programmtext.
"Toni on Tour"
Die "KinderUni" Oberösterreich bietet in Kooperation mit der Oberösterreichischen "KulturEXPO" im Rahmen des Programms "Toni on Tour" einen Musik-Workshop für Kinder im Alter zwischen 5 bis 15 Jahren an. In "Toni's Kopfkino" können sie zu Bruckners Melodien, die in Form von moderner Pop-Musik aufgelegt werden, mit bunten Pastellkreiden kreativ werden.
Einem "verminten Feld der Vorurteile und Fehldeutungen, die uns die ältere Bruckner-Literatur hinterlassen hat", steht im Stift St. Florian derzeit die Ausstellung "Wie alles begann. Bruckners Versionen" entgegen, durch die an ausgewählten Tagen der künstlerische Leiter der "OÖ KulturEXPO", Norbert Trawöger, führt. Die Ausstellung zeigt bis zum 27. Oktober eine Vielzahl von Dokumenten aus dem Stadtarchiv und gibt Einblick in die Lebens- und Schaffensstationen Anton Bruckners, die medial mit Hörstationen aufbereitet und von personeller oder digitaler Kulturvermittlung begleitet werden, wie es im Programmtext heißt.
In Wien bieten die Theologischen Kurse einen eigenen Spezialkurs an: Am 20./21. September werden dabei die Musikhistorikerin Elisabeth Maier, die Musikwissenschaftlerin Anita Mayer-Hirzberger und der Musikpsychologe Erich Vanecek unter dem Titel "Alle Kunst eine Suche nach Gott?" in vier Themenkreisen Annäherungen an Bruckner bieten, teilte die Wiener Erwachsenenbildungseinrichtung in einer Presseaussendung mit.
Quelle: kathpress