Wahl: Diakonie und Evangelische Kirche geben Orientierungshilfe
Eine "Orientierungshilfe" zur Einordnung und Beurteilung der Aussagen und Wahlprogramme der politischen Parteien hat dreieinhalb Wochen vor der Nationalratswahl (29. September) das Institut für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie veröffentlicht. Das online verfügbare "Argumentarium" wurde auf Basis evangelischer Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte erstellt, hieß es in einer Aussendung vom Dienstag. "Werte und Haltungen" würden dabei in den Blick genommen, um eine Wahlempfehlung für bestimmte Parteien gehe es nicht, erklärte dazu Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.
Hinter politischen Debatten, Programmen und Maßnahmen stünden stets Werte und Haltungen, ebenso basiere das gesellschaftliche Zusammenleben auf solchen, so Moser weiter. "Da gilt es zu fragen: Welche Werte tragen uns? Wie kommen sie in Wahlprogrammen zum Tragen, oder widersprechen politische Vorschläge evangelischen Werthaltungen?"
Auch Bischof Michael Chalupka rief die evangelischen Wähler dazu auf, ihre Freiheit in Verantwortung wahrzunehmen und wählen zu gehen. Die im "Argumentarium" geschilderten christlichen Grundhaltungen sollten dabei unterstützen, "eine Wahlentscheidung zu treffen." Auch Chalupka betonte, es gebe keine direkte Wahlempfehlung seitens der evangelischen Kirche.
In 13 Kapiteln gegliedert, behandelt das "Argumentarium" unter anderem die Haltung der Evangelischen Kirche zu Demokratie, Menschenrechten, sozialer Sicherheit und Klimagerechtigkeit. Im Zentrum steht dabei die "Gottebenbildlichkeit des Menschen", die Bischof Chalupka als fundamentale Gleichheit bezeichnete: "Die gleiche Menschenwürde aller Menschen steht aus evangelischer Sicht im Zentrum der Einordnung und Bewertung politischer Programme. Der Schutz und die Achtung der Menschenwürde sind eine der vornehmsten Aufgaben von Staat und Politik. Es ist mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, wenn die gleiche Würde aller Menschen geleugnet oder relativiert wird." Dies sei der Fall bei Ideologien, die das "Volk" vor das gemeinsame Menschsein stellen.
Die Achtung der Menschenwürde dürfe nicht abstrakt bleiben, so auch Diakonie-Direktorin Moser: "Alle Menschen müssen die gleichen Rechte haben. Die Menschenrechte sind das Wertefundament, auf dem unser Europa und unsere Demokratie aufgebaut sind - und damit Maßstab für alle Politik." Die Orientierungshilfe sei damit auch ein Beitrag zur Demokratie und zum Demokratieverständnis, erklärte Moser, die Anfang September ihre zweite Amtsperiode als Direktorin der Diakonie Österreich beginnt. Bei ihrer Wiederwahl im März hatte sie u.a. angekündigt, die Demokratie-Frage in ihrer zweiten Amtsperiode in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Engagements der Hilfsorganisation stellen zu wollen.
Ziel der Veröffentlichung sei es, einen Beitrag zur Förderung des Demokratieverständnisses zu leisten, so das Institut für öffentliche Theologie und Ethik, das von der Diakonie und der Evangelischen Kirche gemeinsam getragen wird. (Link: www.diakonie.at/demokratie-waehlen)
Quelle: kathpress