Ordensfrau in Palästina: "Wir machen unsere Arbeit, beten und hoffen"
Seit dem 1. Juli leitet die Salvatorianerin Sr. Dominika Zelent das Pflegeheim Beit Emmaus im Westjordanland. "Jeder rechnet damit, dass etwas Schlimmes passiert, aber wir wissen nicht, was und wann", berichtet sie in der aktuellen Folge des Podcasts "Orden on air" über die Lage vor Ort. Doch trotz dieser Herausforderungen bleibe der Alltag im Pflegeheim weitgehend ungestört: "Wir versuchen, in dem ganzen Wahnsinn ruhig zu bleiben, unsere Arbeit zu machen, zu beten und hoffen, dass die Lage sich verbessert."
Beit Emmaus ist ein Pflegeheim für palästinensische Frauen christlichen und muslimischen Glaubens, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung auf Hilfe angewiesen sind. Es befindet sich in Emmaus-Qubeibeh, einem kleinen arabischen Dorf, das zwölf Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Bis 1. Juli wurde das Pflegeheim von der Salvatorianerin Sr. Hildegard Enzenhofer geleitet.
Die Nachbarschaft des Heimes besteht hauptsächlich aus muslimischen Palästinensern, mit denen die Ordensfrauen von Beit Emmaus ein gutes Verhältnis pflegen. Sie werde als christliche Ordensfrau vollkommen akzeptiert, berichtete Sr. Dominika: "Ich habe bis jetzt nicht ein einziges Mal ein feindliches Verhalten mir gegenüber wahrgenommen."
Die Heimleiterin und ihre Mitschwestern würden viel Hilfsbereitschaft und Unterstützung von den Dorfbewohnern erfahren, die regelmäßig Lebensmittel spenden. "Die Menschen führen ein armes Leben, denn die hügelige Landschaft ist dürr und gleicht einer Wüste", berichtete Sr. Dominika. Dazu komme, dass viele Palästinenser seit dem Anschlag am 7. Oktober 2023 ihre Arbeit und damit ihr geregeltes Einkommen verloren hätten. Es herrsche Perspektivlosigkeit, und vor allem junge Leute nutzten jede Gelegenheit, auszuwandern.
Das Pflegeheim bietet Platz für 40 Frauen und wird von 26 Mitarbeiterinnen betreut, darunter drei Salvatorianerinnen, zwei Missionsfranziskanerinnen und einheimischen Mitarbeiterinnen, "die alle sehr engagiert und mit dem Haus verbunden sind", so Sr. Dominika. "Wir Salvatorianerinnen sind hier seit 50 Jahren; das Haus ist bekannt. Viele wissen, unsere medizinische Pflege ist wirklich die beste."
Die Bewohnerinnen würden hauptsächlich durch Mundpropaganda ins Haus kommen. Die medizinische Pflege im Beit Emmaus gelte als hervorragend und viele Familien entschieden sich bewusst für dieses christliche Heim. "Aber wir können nicht alles abdecken; es ist schwierig, weil es keine Krankenversicherung gibt", beschrieb Sr. Dominika die Situation des Pflegeheims: "Die Familien müssen alles selbst zahlen. Es gibt daher keine fixen monatlichen Pflegekosten. Wir richten uns danach, wie viel sich eine Familie leisten kann."
2021 übergaben die Salvatorianerinnen die Trägerschaft des Heimes an den Deutschen Verein vom Heiligen Lande (DVHL). Dem Verein, der sich zum Großteil aus Spenden finanziert, obliegt die finanzielle Verantwortung. "Jedoch wir Salvatorianerinnen, die hier vor Ort arbeiten, beteiligen uns nach Möglichkeiten, durch Fundraising beim Lukrieren von finanziellen Mitteln", erklärte Sr. Dominika. Deshalb sei es ein besonderes Anliegen von ihr, einheimische Kräfte für Führungspositionen im Heim vorzubereiten, damit diese eines Tages die Leitung übernehmen können, denn das Haus solle auch in Zukunft als Ort der Hoffnung und des Zusammenhalts bestehen.
Alltag im Westjordanland
Sr. Dominika berichtete im Podcast auch von ihren persönlichen Herausforderungen und ihren Bemühungen, den Alltag im Westjordanland zu meistern. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die Sprachbarrieren seien nur einige der Schwierigkeiten, denen sie begegnet. "Du kannst hier nirgends hingehen. Da gibt es nur eine Hauptstraße mit Geschäften links und rechts. Aber es gibt keinen Park, nichts, wo du hingehen könntest", beschrieb die Ordensfrau ihren Alltag.
"Das andere ist die Sprache. Ich spreche ein wenig Arabisch, aber ich bin froh, dass viele hier Englisch sprechen. Und es gibt auch kaum spirituelle oder kulturelle Angebote." Trotzdem finde sie Wege, sich anzupassen und das Beste aus der Situation zu machen. Sr. Dominika: "Das Leben hier ist wunderschön und gleichzeitig schwierig und herausfordernd. Doch ich lerne, die kleinen Dinge mehr zu schätzen und auch die Dankbarkeit zu leben, wenn uns etwas gut gelingt."
Sogar eine Reise in das nur zwölf Kilometer entfernte Jerusalem könne zur Herausforderung werden. Ein Katzensprung, sollte man meinen, doch bedingt durch die Checkpoints und Sicherheitskontrollen sei die Fahrt oft beschwerlich und zeitaufwendig. "Letzte Woche habe ich dreieinhalb Stunden gebraucht", erzählte die Ordensfrau: "Es gibt einen Checkpoint in der Nähe, aber wir dürfen ihn nicht passieren, sondern müssen den Umweg über Qalandia oder Hizma nehmen." Dennoch sehe sie die Möglichkeit, das Dorf verlassen zu können, als Privileg an, das vielen Einheimischen verwehrt bleibt.
Was sie immer wieder berühre: "Manchmal beten wir in der Kapelle die Psalmen, und in der Nachbarschaft hören wir 'Allahu Akbar'. Sie sagen, 'Gott ist groß', aber nicht in dem Sinne, dass ich ihn fürchten muss, sondern dass Gott die große Liebe ist." Dieses gemeinsame Beten von Christen und Muslimen, auch wenn es in unterschiedlichen Räumen stattfindet, erinnere sie an die Größe und Liebe Gottes und daran, dass gemeinsamer Frieden möglich ist. "Ein übergreifendes und zusammenhaltendes Leben ist möglich; das erleben wir hier täglich."
Der Podcast "Orden on air" der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress