Tagung: KI für Arbeitswelt Chance und Gefahr zugleich
Ganz im Zeichen der Diskussion über Chancen und Gefahren des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt stand die heurige Sommerakademie der Katholischen Arbeitnehmer/innen-Bewegung (KAB) der Diözese St. Pölten, die von Montag bis Mittwoch in der Kartause Gaming stattgefunden hat. Das Thema sei von hoher Relevanz, verändere doch das Aufkommen von virtuellen Wesen "nicht nur die Art, wie wir mit Technologie interagieren": Zunehmend würden durch sie auch die Arbeitsplätze umgestaltet - "und möglicherweise die Zukunft der Arbeit neu definiert", fasste der Gewerkschafts-Experte Blaz Gyoha laut einem Bericht der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) die traditionsreiche Veranstaltung zusammen.
Mit an Bord waren bei der Tagung die Betriebsseelsorge, die Arbeiterkammer sowie der Gewerkschaftsbund. Mehrere der Vortragenden und Teilnehmer äußerten Befürchtungen, Menschen könnten durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen der physischen und digitalen Welt nicht mehr mitgenommen werden, Entscheidungen könnten über die Köpfe hinweg getroffen werden. Fakt sei, dass das Voranschreiten der Digitalisierung in der Arbeitswelt nicht mehr wegzudiskutieren ist, denn immer mehr Daten würden kontrolliert und ausgewertet, betonte Gyoha. KI und Algorithmen hätten schon jetzt großen Einfluss auf die Arbeitswelt. Zwar sei das Bewusstsein dafür schon weit verbreitet, die Frage nach künftigen Mitsprachemöglichkeiten der Arbeitnehmenden bleibe dennoch offen.
Zum Einsatz kommt KI heute in der Landwirtschaft ebenso wie im Bauwesen, bei der Logistik, in der Bildung oder in der Finanzwelt. Die denkbaren, sich daraus ergebenden Probleme reichten laut dem Projektmanager beim Österreichischen Gewerkschaftsbund von der Überwachung, Kontrolle und Verlust der Autonomie über Lohndiebstahl bis hin zu Entsolidarisierung und Entmenschlichung. Transparenz beim Umgang mit Algorithmen sei unbedingt nötig, so die Forderung Gyohas. Menschen sollten unbedingt die Kontrolle und das Kommando behalten, zudem sollten alle Entscheidungen zu "gerechteren Maßnahmen für die Belegschaft" führen.
Freilich: Auf der Hand liegen auch Vorteile der KI, die bei der Tagung ebenfalls zur Sprache kamen. "Digitale Menschen" seien heute in der Lage, Kontexte zu verstehen, Emotionen auszudrücken und bedeutungsvolle Gespräche zu führen, hieß es, weshalb persönliche KI-Assistenten etwa bei der effizienteren Verwaltung von Aufgaben, Zeitplänen und der Arbeitsbelastung helfen könnten. Auch eine Überwachung des Biorhythmus und das Vorschlagen optimaler Arbeitsmuster könnte KI als digitaler "Kollege" besorgen, ebenso wie sie maßgeschneiderte Unterstützung für Mitarbeitende mit Behinderungen verspricht. Als Echtzeit-Übersetzer und kulturelle Dolmetscher sehen Experten auch Potenzial der KI für eine "nahtlose Zusammenarbeit über Sprachbarrieren und Zeitzonen hinweg".
Sogar eine "hochentwickelte emotionale Intelligenz" gestehen Fachleute dem digitalen "Menschen" der Zukunft zu; mit diesem könnte er bei Konflikten vermitteln, die psychische Gesundheit unterstützen und ein positives Arbeitsumfeld fördern. "Es wäre, als hätte man einen super-empathischen Kollegen oder Kollegin, der immer ein offenes Ohr oder ein freundliches Wort hat."
Quelle: kathpress