Schönborn: Aus Ehrfurcht vor der Schöpfung wächst sorgsamer Umgang
Mit einem eindringlichen Plädoyer für mehr Ehrfurcht vor der Schöpfung hat sich Kardinal Christoph Schönborn an die Öffentlichkeit gewandt. Aus dieser Ehrfurcht heraus könne ein neuer sorgsamer Umgang mit der Umwelt gelingen, so der Wiener Erzbischof in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "Heute". Zugleich wandte er sich angesichts der Dramatik des Klimawandels gegen jede Form von Fatalismus.
Am Sonntag lädt die Kirche zum "Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung" ein und der ganze September (bis zum 4. Oktober) wird als kirchliche "Schöpfungszeit" begangen. Mit dieser wollten die Kirchen darauf aufmerksam machen, "wie bedroht und zugleich kostbar unsere Welt ist". Die resignierende Frage, was damit gegen den globalen Klimawandel ausgerichtet werden könne, wollte Schönborn nicht gelten lassen.
Er hielt wörtlich fest: "Es hilft nichts, von früher zu träumen. Mir wird immer deutlicher: Wir haben nur diese Welt als Lebensraum. Unser Planet ist unsere Heimat. Wir hängen ganz von ihm ab. Statt zu klagen, sollten wir danken für die Wunder der Schöpfung." Und weiter: "Ich kann nicht genug staunen, wie alles zusammenhängt, aufeinander abgestimmt ist. Die Ehrfurcht vor der Schöpfung kann uns helfen, mit ihr behutsamer umzugehen. Dazu dient auch der Weltgebetstag."
Seit 2015 ist der ökumenisch begangene "Schöpfungstag" am 1. September offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen. Bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios I., "die ganze orthodoxe und christliche Welt" eingeladen, am 1. September "zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung". Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.
2007 weitete die dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) dies aus und empfahl, "dass der Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet wird, um den Klimawandel aufzuhalten".
Als besondere kirchliche Mahner für mehr Schöpfungsverantwortung gelten Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I., der Nachfolger von Dimitrios auf dem Patriarchensitz in Konstantinopel. Nicht zufällig hat Franziskus in seiner Umwelt- und Sozial-Enzyklika "Laudato si" (2015) den "grünen Patriarchen" als Vorbild hervorgehoben.
Quelle: kathpress