Oberösterreicher übergaben Papst Partitur von "Messe der Barmherzigkeit"
Musikerinnen und Musiker aus Oberösterreich haben Papst Franziskus die Partitur einer eigens für ihn komponierten "Messe der Barmherzigkeit" überreicht. Komponist Thomas Doss und die Dirigenten Gottfried Rappersdorfer, Peter Brillinger und Thomas Hörmann übergaben dem 87-jährigen Kirchenoberhaupt die Partitur am Mittwoch nach der Generalaudienz im Vatikan. Auf dem Petersplatz begleiteten sie rund 300 Musiker, darunter Mitglieder der Stadtkapelle Bad Hall, des Musikvereins Ried im Traunkreis und des Musikvereins Maria Neustift sowie Sängerinnen und Sänger aus mehreren oberösterreichischen Chören. Bereits am Samstag hatten sie bei der internationalen Uraufführung der "Messe der Barmherzigkeit" einen Gottesdienst im Petersdom musikalisch gestaltet.
Kapellmeister Rappersdorfer sprach nach der Begegnung mit dem Papst von einem "wunderbaren Erlebnis". Franziskus habe sichtlich große Freude mit der "Messe der Barmherzigkeit" gehabt und sich auf Deutsch nach dem Hintergrund des Projekts erkundigt, sagte er der Nachrichtenagentur Kathpress. Rappersdorfer und seine Frau hatten die Idee zu dem Projekt und gaben die Messe bei Komponist Doss in Auftrag. 2025 soll es auch einen Fernsehgottesdienst aus Ried im Traunkreis geben, der musikalisch mit der "Messe der Barmherzigkeit" gestaltet wird.
Musik passend zu Lebensstationen des Papstes
Der Papst betont seit Amtsantritt die Priorität der Barmherzigkeit in der Kirche. Die zu seinen Ehren komponierte Messe spiegelt musikalisch die Lebensstationen von Franziskus wider, etwa seine Zeit als Seelsorger in Buenos Aires. "Wir haben uns intensiv über die Lebensgeschichte von Papst Franziskus informiert", berichtete Rappersdorfer. Aus den Schilderungen in Büchern und Filmen über Franziskus habe ihn besonders berührt, "dass der Papst selbst schreibt, dass er seine schönsten Erlebnisse gehabt hat, als er sich in den Slums in Buenos Aires um die Kinder, die kein Zuhause haben, gekümmert hat sowie um Väter, die kriminell geworden sind, damit sie ihre Familien ernähren können, und um junge Frauen, denen die Würde genommen wurde".
Die Musik der "Messe der Barmherzigkeit" vereint das Innige und Nachdenkliche mit der Botschaft der Hoffnung und dem Aufruf zur Gemeinsamkeit und gegenseitigen Sorge im Alltag, so Rappersdorfer. Ruhigere Stücke wechseln sich mit schwungvolleren ab, die auch auf die südamerikanische Lebensart verweisen. Das Sanctus erinnert musikalisch an Kinder, die wie der heutige Papst in den Straßen von Buenos Aires Fußball spielten.
Komponist Doss bezeichnet sich selbst als Fan des Heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226), auf den sich der aktuelle Papst nicht nur durch seine Namenswahl oftmals bezieht. Die Figur des bekannten Heiligen fasziniere ihn und begleite ihn seit seiner Jugend, sagte Doss der "Linzer KirchenZeitung". Entsprechend sei der Auftrag zur Komposition der "Messe für Barmherzigkeit" ein "wunderbarer Zufall" gewesen, so der Komponist.
Uraufführung im Petersdom
Ein "Riesenereignis" war für alle Beteiligten die Uraufführung der Messe im Petersdom bei einem Gottesdienst mit dem österreichischen Kurienmitarbeiter Johannes Fürnkranz und P. Albert Dückelmann am vergangenen Samstag. Neben der musikalischen Ausrichtung betonte die Feier auch inhaltlich die päpstliche Botschaft der Barmherzigkeit, erklärte Mitorganisatorin Anita Aigner, Pastoralvorständin der Pfarre Ennstal, im Gespräch mit Kathpress. Auch das Miteinander und die in der Vorbereitung und Probenzeit für die Messe der Barmherzigkeit gewachsene Gemeinschaft der Musikerinnen und Musiker aus den verschiedenen Kapellen und Chören in Oberösterreich sei erlebbar gewesen, sagte Aigner.
In den vergangenen Monaten hätten sich unzählige Beteiligte für das Projekt der "Messe der Barmherzigkeit" engagiert und viel Energie hineingesteckt, um gemeinsam und auch für andere etwas auf die Beine zu stellen, berichtete Aigner. "Da wird mittransportiert, wie man miteinander Großes erreichen kann. Das ist eine ganz tolle Facette an diesem Projekt", sagte Aigner.
Es sei gut, wenn Barmherzigkeit "wieder mehr Einzug hält in unserer Gesellschaft", sagte Rappersdorfer. Dazu gehöre auch, sich selbst gegenüber barmherzig zu sein. "Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, dann kann ich auch für meine Mitmenschen da sein."
Bischof Scheuer: "Musik schlägt Brücken"
Schon im Juli war das Werk bei einem Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer im Linzer Dom als Schlusspunkt des Landesmusikfests des Oberösterreichischen Blasmusikverbands zum ersten Mal erklungen. Scheuer sprach laut einem Bericht auf dem Onlineportal der Diözese Linz damals in seiner Predigt über die Bandbreite der Musik, die das Leben widerspiegelt und auch die soziale Funktion der Musik und von Musikvereinen und -kapellen. Musik sei ein Stück Kultur der Sinne und des Herzens und helfe bei der Entfaltung von Menschlichkeit, sagte der Bischof.
"Musik schlägt Brücken" und verbinde Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Hintergründen, hielt Scheuer fest. Gerade in einer Musikkapelle im Zusammenklang der Instrumente könne man lernen, wo es auf das Zusammenspiel und den Zusammenhalt ankomme. Dies sei eine große Chance für die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft: die Unterschiede ein wenig vernachlässigen, weil sie gar nicht so wichtig sind, so der Linzer Bischof.
Quelle: kathpress