Diözese St. Pölten feiert 150. Geburtstag von Bischof Memelauer
Die Diözese St. Pölten "feiert" den 150. Geburtstag von Bischof Michael Memelauer. Memelauer (1874-1961) leistete als Bischof von St. Pölten zähen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Am Donnerstag, 19. September, findet um 18.30 Uhr im St. Pöltner Dom eine Gedenkmesse für den Bischof mit anschließendem Festakt statt. Im Rahmen des Festakts wird das neue Buch "Michael Memelauer - Leben und Wirken eines Volksbischofs" von Felix Deinhofer vorgestellt.
Der aus dem niederösterreichischen Mostviertel stammende Michael Memelauer war zunächst Dompfarrer und ab 1927 Bischof der Diözese St. Pölten. 1938 begann sein zäher Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1941 hielt Memelauer eine Silvesterpredigt, in der er sich deutlich von der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik distanzierte: "Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben." (Der später vergessene Predigttext wurde 2017 vom St. Pöltner Diözesanarchiv neu herausgegeben.) Memelauer erinnerte 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in seiner Silvesterpredigt an das christliche Grundgebot "Du sollst nicht töten". Dieses sei "das gewaltigste, die Menschheit auf der ganzen Welt schützenden Gottesgesetz", so der Bischof damals.
Schon 1938 vor der Volksabstimmung, mit der nachträglich der "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland legitimiert werden sollte, hatte Memelauer Distanz zum neuen Regime erkennen lassen: Beim Abdruck der "Ja"-Empfehlung der Bischofskonferenz im St. Pöltner Diözesanblatt ließ er die Einleitungsworte "aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen" weg - woraufhin der Text später noch einmal abgedruckt werden musste.
Ein Leben im Dienst der Kirche und der Menschlichkeit
Michael Memelauer, geboren am 23. September 1874 in der Pfarre Sindelburg als Sohn eines Bauern, entwickelte sich früh zu einer einflussreichen Persönlichkeit innerhalb der katholischen Kirche Österreichs. Er trat 1892 in das Priesterseminar St. Pölten ein und begann sein Theologiestudium. Am 14. Jänner 1897 wurde Memelauer von Bischof Johannes Baptist Rößler zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren diente er als Aushilfspriester in Haag, als Kooperator in Schrems und ab 1901 in Krems. 1904 erfolgte seine Berufung zum Domkurat in St. Pölten, und 1917 wurde er zum Kanonikus und Dompfarrer ernannt. Memelauer gründete 1920 die Caritas St. Pölten.
Am 18. April 1927 ernannte Papst Pius XI. Memelauer zum Bischof von St. Pölten. Die feierliche Weihe fand am 26. Mai 1927 statt, und am 31. Mai 1927 wurde er unter großer Beteiligung des Volkes in sein Amt eingeführt. Sein Wahlspruch "Caritati" (der Liebe) zeugte von seiner tiefen Hingabe zur Nächstenliebe.
Während seiner 34-jährigen Amtszeit führte Memelauer die Diözese durch schwierigste Zeiten vor allem während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Pfarren und Pfarrexposituren gegründet, das Priesterseminar modernisiert und ein neues Knabenseminar errichtet. 1929 initiierte er die Gründung der Katholischen Aktion in der Diözese St. Pölten, und 1946 wurde die St. Pöltner Kirchenzeitung ins Leben gerufen.
Ab 1952 war es Memelauer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, alle Aufgaben seines Amtes wahrzunehmen. Auf sein Ersuchen hin wurde ihm Franz König, der spätere Erzbischof von Wien, als Koadjutor zur Seite gestellt. Nach Königs Ernennung zum Erzbischof von Wien im Jahr 1956, wurde Franz Zak zum Bischof-Koadjutor und späteren Nachfolger Memelauers bestimmt.
Michael Memelauer verstarb am 30. September 1961, wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag. Bestattet ist er in der Bischofsgruft des St. Pöltner Doms. Über dem Hauptportal des Alumnats von St. Pölten erinnert eine barockisierte Wappenkartusche an ihn, als Zeichen seines bleibenden Erbes und seines Beitrags zur Kirche in Österreich.
Quelle: kathpress