Katholische Aktion würdigt Dialogpionierin Ruth Steiner zum 80er
Die Juristin, Publizistin und Dialogpionierin Ruth Steiner wird am 1. September 80 Jahre alt. Die Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), deren Generalsekretärin Steiner von 1986 bis 2000 war, würdigte Steiner angesichts ihrer zahlreichen Verdienste. Die Laienvereinigung verdanke ihr "enorm viel", hob KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder in einer Aussendung vom Montag hervor. Steiner sei in Aufbruchs- und Umbruchszeiten ein "wesentlicher Anker" für Prozesse und Projekte in der Kirche gewesen.
Kaineder verwies auf den damaligen Referatsbischof Maximilian Aichern, der Steiner einmal als "wirklich gute und kompetente Generalsekretärin und eine wichtige Person des interreligiösen Dialogs" bezeichnet hatte. "Wir als KAÖ wissen und schätzen unsere Wurzeln und unsere Vorgängerinnen. Ihr frohes und aktives, immer auf Menschen zugehendes Wesen ist ihr bis heute geblieben und ist nach wie vor ansteckend", so der KAÖ-Präsident.
Steiner war bei der KAÖ zuletzt bei deren 75-Jahr-Fest in Linz im Frühjahr zugegen gewesen - als "umringte Person und wunderbare Gesprächspartnerin", wie Kaineder erwähnte. Die Katholische Aktion verstehe sich heute als "Pilgerin im Jetzt", wobei "eine große Portion Mut, Zuversicht und Motivation" für diese Positionierung "sicherlich aus jener Zeit stammt, wo Ruth Steiner ihre Ideen und Kräfte der KA zur Verfügung gestellt hat".
Jüdisch-christliche Grenzgängerin
Ruth Steiner wurde am 1. September 1944 geboren - im damals japanisch besetzten Manila, wo ihre jüdischen Eltern 1938 aufgrund der NS-Verfolgung Zuflucht gesucht hatten und wo ihr Vater Hans Steiner später österreichischer Honorargeneralkonsul wurde. Als 15-Jährige kam sie nach Wien und trat mit 19 Jahren in die katholische Kirche ein. Sie studierte Rechtswissenschaft und leitete den Internationalen Studentenclub, wirkte dann zehn Jahre als Personalchefin im Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg sowie drei Jahre in der Citibank. 1986 holte sie der damalige KAÖ-Präsident Paul Schulmeister (1942-2011) zur Katholischen Aktion Österreich, wo sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2000 Generalsekretärin war.
Über sich selbst sagte Steiner, sie sei Christin, aber stolz auf ihre Herkunft als Jüdin, gehe freitags in die Synagoge und sonntags zur Messe. Der Religionsdialog sowie das Eintreten gegen jegliche Form des Antisemitismus waren und sind ihr stets ein Anliegen, was auch ihr ehrenamtliches Wirken wie etwa im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und im Mauthausen Komitee Österreich begründete. 2000 erschien Steiners erstes Buch "Daheim in zwei Religionen - Mein Bekenntnis zu Judentum und Christentum", 2006 mit "Was ich dich noch fragen wollte..." ihr fiktiver Dialog mit ihrer Großmutter Therese Lindenberg (1893-1980), die von 1938-45 unter unvorstellbaren Bedingungen im sogenannten "Mischehen-Ghetto" in Wien-Leopoldstadt lebte.
Für ihr Wirken wurde Ruth Steiner mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Komturkreuz des Päpstlichen Silvesterordens im Jahr 2000, mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 2003 sowie mit der Europäischen Friedensrose Waldhausen 2007.
Quelle: kathpress