Samson-Figuren-Treff in Murau mit Bischof und internationalen Gästen
Der aus der Gegenreformation stammender Brauch der sogenannten Samsonumzüge, bei dem Szenen der Bibel in der Öffentlichkeit nachgestellt werden, ist im Salzburger Lungau sowie in der Oststeiermark weiter lebendig. Davon zeugt das Treffen aller Samsonfiguren der Region am kommenden Freitag (31. August) in Murau, an dem auch Bischof Wilhelm Krautwaschl teilnehmen wird. Der steirische Oberhirte eröffnet das Traditionsereignis nach dem Einzug der bis zu sieben Meter hohen Umzugsriesen um 13.30 Uhr mit einem Wortgottesdienst am Murauer Schillerplatz, gab die veranstaltende Bürgergarde Murau bekannt.
Samsonfiguren sind in insgesamt zwölf Ortschaften des Lungautales und des Bezirks Murau gebräuchlich. Die erstmals im Jahr 1635 dokumentierten Figuren wurden einst von den Kapuzinern als Bestandteil der "Prangtage" zu Fronleichnam und zum Johannes-Fest (24. Juni) eingeführt, um dem Volk biblische Figuren wie etwa Samson, Goliat, David, Moses, Aaron, Abraham, Isaak und Judit anschaulich nahezubringen. Im Zuge der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Figuren zwar aus dem religiösen Teil der Prozessionen verbannt, dem Brauch tat dies aber keinen Abbruch: Seither fanden die von der örtlichen Musikkapelle begleiteten Umzüge eben vorher und nachher statt.
Heute stärken die Samsonriesen den dörflichen Zusammenhalt sowie die Identifikation der in der Region lebenden Menschen mit ihrer Heimat und sorgen bei ihren Auftritten auch für viel Zulauf unter Touristen. Die bis zu 100 Kilogramm schweren Figuren mit ihren aus Holz geschnitzten oder aber aus Pappmache oder aus Polyesterguss gefertigten Riesenköpfen sitzen auf den Schultern von jeweils einer einzigen Person, die von vier "Aufhabern" unterstützt wird. Um die Zuschauer von den Riesen auf Distanz zu halten, wurden teils auch Zwergenfiguren eingeführt, die bei den Umzügen Späße machen. Der Höhepunkt ist der Samsontanz, wofür jeder Samson ein bestimmtes Musikstück hat. Seit 2010 ist das Samsontragen Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Ähnliche Umzugsriesen kennt man auch in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Spanien, Belgien, Portugal oder Frankreich. Entsprechend werden beim anstehenden Treffen der Lungauer und steirischen Samsonfiguren in Murau, wo das letzte derartige Figurentreffen bereits 75 Jahre zurückliegt, auch internationale "Gäste" erwartet: Angekündigt wurde die Teilnahme einer Riesenfigur aus Charleroi in Belgien, sowie von gleich vier "Geganters i Grallers" aus dem katalonischen La Llacuna. Laut Programm werden die Figuren nach dem Wortgottesdienst gemeinsam durch die historischen Straßen Muraus ziehen.
Quelle: kathpress