Kardinal Schönborn: Reichweite der Nächstenliebe hat keine Grenzen
Nächstenliebe ist zentral für das gesellschaftliche Zusammenleben: Das betonte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Wochen-Kolumne in der Zeitung "Heute" (Freitag) mit Verweis auf den aktuellen Wahlkampf und politische Debatten. Echte Nächstenliebe dürfe nicht bei Familie, Bekannten oder der eigenen Heimat enden, sondern müsse auch Fremde einschließen, so Schönborn, der auch Kritik an nationalen Slogans wie "Österreich zuerst" übte. Die "Reichweite der Nächstenliebe" habe keine Grenzen und "erst recht darf sie niemanden ausschließen" - auch nicht jene, die als Geflüchtete nach Österreich kommen. "Denn niemand ist davor gefeit, einmal selbst in die Lage zu kommen, fliehen zu müssen oder Hilfe zu brauchen - angewiesen zu sein auf seinen Nächsten", schrieb der Kardinal.
Es sei zwar "wichtig und richtig, sich zuerst um die nächsten Angehörigen zu kümmern - um die eigenen Kinder und Eltern, um Verwandte und Bekannte, um die eigene Heimat" - zu sorgen, meinte Schönborn. Jedoch reiche die Nächstenliebe über diese Begrenzungen hinaus.
Die zentrale Bedeutung der Nächstenliebe werde bereits im biblischen Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" aus dem Buch Levitikus verdeutlicht, erklärte der Wiener Erzbischof. Als "Nächster" gelte dabei mehr als nur das eigene Umfeld wie Familie, Freunde oder Landsleute. Schönborn erinnerte daran, dass die Bibel dazu auffordert, den Fremden wie einen Einheimischen zu behandeln und ihn ebenso zu lieben. Denn: "Wer sich auf die biblische Nächstenliebe beruft, muss auch im geflüchteten Menschen den Nächsten sehen."
Quelle: kathpress