Kaineder vermisst Umweltpolitik: "Nicht weitermachen wie bisher"
Kritik daran, dass im laufenden Wahlkampf alarmierende Tatsachen in Bezug auf die Klimakrise ignoriert werden, hat der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, geäußert. Trotz der im Sommer offenkundigen Krisenerscheinungen wie Hitzewellen und Überschwemmungen nach Starkregen sei es zu beobachten, dass von den Verantwortlichen unterschiedlicher Parteien vermieden werde, dieses für die Zukunft entscheidende Thema und die erforderliche Lebensstiländerung klar zu benennen. Es werde auf "Stimmung statt auf Fakten" gesetzt, sagte Kaineder am Donnerstag im Gespräch mit Kathpress. Aber: "Wir können nicht weitermachen wie bisher."
Dieser erste Satz im von der KAÖ erarbeiteten Dossier "Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit" nehme darauf Bezug, dass seitens der Wissenschaft alles auf den Tisch gelegt wurde, um die Notwendigkeit eines "radikalen Wandels" einschließlich einer auf ständiges Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsordnung zu verdeutlichen, so Kaineder weiter. Ein ambitioniertes, nicht nur auf Freiwilligkeit basierendes Klimaschutzgesetz hält der KAÖ-Präsident für unabdingbar; wie beim Nichtraucherschutz brauche es einen klaren gesetzlichen Rahmen.
Nicht nur der Politik, auch der Gesellschaft insgesamt fehle es noch immer an Ernsthaftigkeit bei Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Auch Angst vor Veränderung und wirtschaftlichem Abstieg hemme die Bereitschaft zum ökosozialen Wandel. Dabei wäre das Sich-Einlassen auf die Frage "Wie geht Reduktion" nach Überzeugung Kaineders nicht nur mit Verzicht und Kasteiung verbunden, sondern auch mit dem Zugewinn an Lebensqualität und der Konzentration auf das Wesentliche. Weniger sei mehr, und "wenn immer alles wächst, ist Krebs die Diagnose", wie es der Theologe und Kommunikationsfachmann formulierte.
Den Christinnen und Christen wies Kaineder eine prophetische Rolle bei der Abkehr von der bisherigen Konsumgesellschaft zu. Nicht umsonst sei "Umkehr" eines der Schlüsselwörter im Evangelium. Fast jeder Heilige habe sich vor einer Neuausrichtung in die Natur zurückgezogen. Der KAÖ-Präsident erinnerte auch daran, dass Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" die Kirche dazu aufrief, sich in dreifacher Hinsicht um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen: Es gehe um "verantwortliche Genügsamkeit", "dankerfüllte Betrachtung der Welt" und um "Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt".
Dafür suche die Katholische Aktion Allianzen weit über die Kirche hinaus, wies Kaineder auf Kooperationen etwa mit Klimarat, Klimabündnis oder Transformationsforum hin.
(Link zum KAÖ-Dossier: https://www.kaoe.at/dl/knqNJmoJklKkJqx4KJKJmMJKlNLk/KAO__Dossier_Mitweltgerechtigkeit_web_pdf)
Quelle: kathpress