Bei Kinobiennale in Venedig werden wieder kirchliche Preise vergeben
Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ab 28. August werden die 21 Filme im Wettbewerb auch von einer kirchlichen Jury formal und inhaltlich beurteilt und mit einer Auszeichnung bedacht - so wie bei weltweit 30 weiteren Festivals auch. Teil der aus fünf Fachleuten bestehenden Jury von "Signis", dem katholischen Weltverband für Kommunikation, ist auch die Grazer Theologin und Psychotherapeutin Astrid Polz-Watzenig, auf deren Initiative auch der Filmpreis der Diözese Graz-Seckau im Rahmen der jährlichen "Diagonale" in Graz zurückgeht. Im Gespräch mit Kathpress (Dienstag) erläuterte die Expertin die Kriterien, nach denen die Wettbewerbsfilme - darunter auch der neue Streifen von Pedro Almodovar und der zweite "Joker"-Film mit Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix - beurteilt werden.
"Film ist Kunst", erklärte Polz-Watzenig, die sich als Theologin seit langem mit ästhetischen Fragen beschäftigt und die nach ihrer Überzeugung ebenso glaubensrelevant wie Liturgie und Diakonie sind. Auch die katholische Kirche anerkenne seit fast einem Jahrhundert den künstlerischen Wert filmischen Schaffens, "die katholische Filmarbeit hat bereits 1928 begonnen, als diese Kunstform noch in den Kinderschuhen steckte", wies sie hin. Preiswürdige Filme sind für Polz-Watzenig aber nicht in erster Linie dem Glauben oder der Kirche dienliche Werke, von "Signis" ausgezeichnete Streifen müssten vielmehr Menschenrechtsrelevanz aufweisen bzw. christlichen Werten in einem weiten Sinn entsprechen und dabei auch ästhetisch überzeugen.
Der katholische Weltverband versteht laut seinen Richtlinien seine Aufgaben darin, einen qualitativ hohen Zugang zu Medien zu ermöglichen. Im Bereich des Films entsendet "Signis" - oft in ökumenischer Zusammenarbeit mit dem evangelisch gegründeten "Interfilm" - sachkundige Jurymitglieder zu den weltweit größten Festivals wie Berlin, Cannes, Locarno, Monte Carlo, San Sebastian oder eben der Kinobiennale, aber auch zu solchen in Sansibar (Tansania), Mar del Plata (Argentinien) oder Ouagadougou (Burkina Faso). Dabei würden oft unbekannte Facetten von Weltkirche erlebbar, sagte Polz-Watzenig.
Vorfreude auf den "Joker"
Die früher leitend in der Grazer Katholischen Hochschulgemeinde und dem Afroasiatischen Institut und nach therapeutischer Ausbildung in der Ehe- und Familienberatung der Diözese Graz-Seckau tätige Theologin arbeitet in Venedig ehrenamtlich und nimmt sich dafür Urlaub. Besonders gespannt sei sie - wie sie im Interview sagte - auf die Regiearbeit "Joker: Folie für zwei" von Todd Phillips mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga, deren hässliche Hauptfigur im ersten Teil überzeugend auch eine hässliche Gesellschaft bloßgestellt habe. Weniger erwarte sie sich von Angelina Jolie als Operndiva Maria Callas ("Maria" von Pablo Larrain); bedauerlich sei, dass die neuesten Arbeiten renommierter Regisseure wie Tim Burton, Claude Lelouch und Kevin Costner nur außerhalb des Wettbewerbs gezeigt werden. (Info: https://www.labiennale.org/en/cinema/2024/lineup)
Quelle: kathpress