Marienfest: Lackner erläutert Jesu schroffen Umgang mit Maria
Auf Jesu schroffen, ja "stiefmütterlichen" Umgang mit seiner Mutter Maria, die "nicht nur für unsere Zeit ... schwer zu verstehen" sei, ist der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Festtag Mariä Himmelfahrt eingegangen. In seiner Predigt am Donnerstag im Salzburger Dom wies er darauf hin, dass Maria während des öffentlichen Wirkens Jesu nur einmal zu Wort kommt: Bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12), bei der Jesus Wasser in Wein verwandelt, fordert sie die Diener auf: "Was er euch sagt, das tut." Davor hatte Jesus Marias Ansinnen, den Gastgebern aus der Verlegenheit zu helfen, brüsk zurückgewiesen.
Lackner erinnerte auch an jene Bibelstelle bei Matthäus und Lukas, in der Jesu Wirken als Wanderprediger seiner Mutter und seinen Brüdern peinlich zu sein scheint und er darauf sagt: "Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter."
Über diese vermeintlich abweisenden Worte Jesu nachsinnend sei ihm der erste Satz im Römerbrief des Apostels Paulus in Erinnerung gekommen, sagte der Erzbischof: "Dort beschreibt er, was Berufung und Erwählung bedeutet, nämlich Knecht Christi zu sein und ausgesondert zu werden für das Evangelium." Dies treffe auf Maria, die "Magd des Herrn", in besonderer Weise zu. Sie sei "herausgenommen von den vornehmlich natürlichen und augenblicklichen Ansprüchen menschliches Daseinsverständnisses" und "gleichsam ganz freigespielt für Gott und sein Heilswirken". Das Paulus-Wort "ausgesondert für das Evangelium" habe Maria durch ihr Ja zum Heilsplan Gottes "in einmalig einzigartiger Weise gelebt und zugelassen", so Lackner.
Wenn Jesus auf seine wahren Verwandten hinweist, sei das somit nicht gegen seine Mutter gerichtet. Denn Maria habe das Wort Gottes gehört und befolgt, wies Lackner hin. "Hingegen will Jesus vielmehr auf Größe und Herausforderung unserer Berufung hinweisen; nämlich durch das Hören des Wortes Gottes, durch die Befolgung seines Willens, selbst Mutter, Bruder und Schwester Jesu zu werden."
"Wir werden Gott begegnen"
Für den Salzburger Erzbischof ist als Ziel menschlichen Lebens gewiss: "Wir werden Gott begegnen, von Angesicht zu Angesicht, wie er ist." Lackner zitierte dies als die Worte seines im Februar verstorbenen Vorgängers Alois Kothgasser, der vor einem Jahr an seiner statt die Predigt am Fasttag Mariä Himmelfahrt hielt. "Das, was wir heute feiern, ist ein Geheimnis der Hoffnung, ein Geheimnis der Freude und der Zuversicht", wiederholte Lackner die damaligen Ausführungen. "Maria, die Mutter des Herrn und unsere Mutter, hat das Ziel schon erreicht (...), sie ging ein in die Fülle des Lebens." Lackner schloss seine Predigt mit der Aufforderung an die Gläubigen: "Die Stunde der Gnade ist nahe; überhören wir sie nicht! Wir sind wie Maria berufen, um wie sie Gottes Lobpreis anzustimmen."
Das Pontifikalamt mit Erzbischof Lackner war musikalisch umrahmt von der Mariazellermesse Joseph Haydns. Es musizierten Domchor und -orchester unter der Leitung von Andrea Fournier, an der Orgel spielte Philipp Pelster.
Quelle: Kathpress