Caritas pocht auf "Recht auf Bildung" für geflüchtete Kinder
Anlässlich des Internationalen Tags der Jugend (12. August) hat die Caritas Österreich auf die verheerenden Folgen von Konflikten, Krieg und Flucht für 47 Millionen vertriebene Kinder weltweit aufmerksam gemacht. "Kinder zahlen die Rechnung für zunehmend komplexe und lang anhaltende Krisen. Ganze Generationen wachsen in Konflikten und in Flüchtlingscamps auf - das muss aufhören", mahnte Andreas Knapp, Caritas-Generalsekretär für Internationale Programme, am Freitag in einer Aussendung. Im Krieg und auf der Flucht sei nicht nur die seelische und physische Gesundheit der Kinder gefährdet, sondern auch ihr Recht auf Bildung. Dabei sei gerade ein Schulbesuch "der zentrale Schlüssel" für eine chancenreiche Zukunft.
Die Hilfsorganisation veranschaulichte anhand von Zahlen aus dem Vorjahr, wie groß die Barrieren beim Zugang zur Bildung für geflüchtete Kinder sind. 2023 konnten 72 Millionen Kinder weltweit infolge von Konflikten und Krisen nicht zur Schule gehen. 1.650 verifizierte Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser wurden verzeichnet. Flüchtlingskinder haben ein fünfmal höheres Risiko als andere Kinder, nicht zur Schule zu gehen, und nur die Hälfte von ihnen ist in einer Grundschule eingeschrieben. Dabei würde ihnen gerade ein Schulbesuch einen Weg aus der Armut und auch Schutz bieten, erklärte Knapp: "Schulen und Safe Spaces geben Kindern ein Gefühl von Normalität und Routine, sie schützen sie vor Missbrauch, Vernachlässigung, Ausbeutung und Gewalt und schaffen ein sicheres, förderliches Umfeld."
"Multidimensionale Armut"
Die meisten Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder wurden laut Caritas in Israel und Palästina, der Demokratischen Republik Kongo, Myanmar, Somalia, Nigeria und dem Sudan festgestellt. Im Südsudan, wo Schulen während des seit 2013 andauernden gewaltsamen Konflikts geschlossen oder zerstört wurden, gibt es die niedrigste Alphabetisierungsrate der Welt. Im Südsudan gehen rund drei Viertel der Kinder im Grundschulalter, vor allem Mädchen, nicht zur Schule; besonders an ausgebildetem Lehrpersonal mangelt es dort.
Global sind laut Caritas rund eine Milliarde Kinder "multidimensional arm". Das bedeutet, dass sie keinen Zugang zu Nahrung und sauberem Wasser haben und ihre Grundbedürfnisse nicht ausreichend decken können.
Globale Solidarität
Um in Österreich mehr Bewusstsein für die Situation von Hungerleidenden sowie für Klimagerechtigkeit, Flucht und Frieden zu schaffen, bietet die "youngCaritas" (www.youngcaritas.at) kostenlose Workshops für Jugendliche an. "Ungleiche Lebensrealitäten erfordern globale Solidarität und globales Lernen, denn multiple Krisen und ihre Auswirkungen sowie Armut und Ungleichheit werden auch die kommenden Generationen begleiten", hieß es. Bei der "youngCaritas" haben junge Menschen auch die Möglichkeit, sich für den guten Zweck zu engagieren. Im Rahmen des Programms der Internationalen Freiwilligeneinsätze (www.internationalerfreiwilligeneinsatz.at) haben junge Erwachsene die Chance, auch die weltweiten Projekte der Caritas kennenzulernen und vor Ort mitzuarbeiten.
Kinderrechte stärken
Krieg und Konflikte verletzen laut Caritas die Kinderrechte, die von allen Staaten weltweit ratifiziert wurden: das Recht auf Leben, das Recht auf Familie und Gemeinschaft, das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Bildung und das Recht auf Sicherheit und Schutz. "Alle Kinder weltweit sollten ein Leben ohne Angst führen können", so Knapp.
Damit dies gelingt, sei es dringend notwendig, das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik für 2025-2027 noch in dieser Legislaturperiode zu beschließen und mögliche Verzögerungen durch Neuwahlen zu vermeiden. Das Dreijahresprogramm ist ein wichtiges Planungsdokument für die humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit und ein starker Hebel für nachhaltige Veränderung. Knapp: "Es ist unerlässlich, dass Kinderrechte weltweit gestärkt werden und auch durch eine Kinderrechtsstrategie für das außen- und entwicklungspolitische Handeln Österreichs Chancengerechtigkeit für besonders vulnerable Kinder und Jugendliche erreicht wird."
Quelle: kathpress