Aktion "Sei So Frei": Bangen um Brasiliens indigene Völker
Die Indigenen Völker Brasilien kämpfen um ihr Überleben: Landraub, Vertreibung und Holzdiebstahl würden das Leben von indigenen Gemeinden im brasilianischen Amazonien bedrohen, informierte die entwicklungspolitische Organisation "Sei So Frei" der Katholischen Männerbewegung in Salzburg. Trotz der Hoffnungen, die mit dem Regierungsantritt von Präsident Lula da Silva im Jahr 2023 verbunden waren, bleibe die Lage kritisch, hieß es in einer Aussendung anlässlich des "Internationalen Tages der Indigenen Völker" (9. August). Auch das Ministerium für Indigene Völker und das Versprechen, dass bis 2030 die Abholzung Amazoniens komplett gestoppt werde, hätten den Druck durch illegale Abholzung und extensive Landwirtschaft nicht gestoppt, so die entwicklungspolitische Organisation.
Zwar sichere die brasilianische Verfassung von 1988 den indigenen Völkern ihr Land zu, doch die Realität sehe oft anders aus, mahnte "Sei So frei". So hat der Rat für die Indigenen Völker der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI) 2022 aufgedeckt, dass private Grundbucheinträge große Teile des indigenen Landes des Karipuna-Volkes illegal abgeholzt haben. Trotz vereinzelter Polizeieinsätze bleibt das Problem bestehen.
Ähnliches berichtete André Karipuna aus der gleichnamigen Gemeinschaft im inneren Amazonasgebiet gegenüber "Sei So Frei": Obwohl 150.000 Hektar als Schutzgebiet für die Karipuna im Jahr 1998 ausgewiesen wurden, ist man aktuell von Abholzung und extensiver Landwirtschaft bedroht. "Wir sind umzingelt von 40.000 Rindern", wird der junge Mann zitiert. Das Muster der Bedrohung sei dabei immer gleich: Zuerst würden Holzfäller illegal Tropenhölzer für den Export schlagen, dann werde der Wald gerodet, woraufhin eine extensive Rinderzucht und Sojaanbau folgen. Den Profit würden private Agrarkonzerne einkassieren. Die Schäden an Boden und Klima würden jedoch vergesellschaftet, so der Indigenen-Aktivist.
In Brasilien leben heute 305 indigene Völker, die sich trotz jahrhundertelanger Unterdrückung ihre kulturelle Identität bewahrt haben. "Es sind die Überlebenden einer über 500 Jahre andauernden Unterdrückungsgeschichte", hieß es dazu seitens "Sei So Frei".
Aktuell hofften viele auf die anstehende UNO-Klimakonferenz 2025 in Brasilien, bei der die Herausforderungen, denen die indigenen Völker gegenüberstehen, und die planetarische Bedeutung des größten Regenwaldes besonders im Fokus stehen sollen.
Verfassung schützt Indigene
Die brasilianische Verfassung sichert den Indigenen seit 1988 ihr Land zu. An dieser rechtlichen Absicherung hat unter anderem der aus Österreich stammende emeritierte Bischof Erwin Kräutler mitgearbeitet, der damalige CIMI-Präsident und Teil der Versammlung war. Im Artikel 231 stellt die brasilianische Verfassung von 1988 fest, dass das im traditionellen Besitz der Indios befindliche Land "zu ihrem dauernden Besitz bestimmt" ist. Das Land im Sinne dieses Artikels ist laut Verfassung "unveräußerlich und unverfügbar, und die Rechte an ihm sind unabdingbar". (Infos: www.seisofrei.at)
Quelle: kathpress