Küberl würdigt Franziskus als rastlosen Reformpapst
Seit über elf Jahren steht Papst Franziskus an der Spitze der katholischen Kirche. Seine Aufgabe sei nicht leicht, trotzdem überrasche er immer noch durch die Unkonventionalität seines Denkens und Handelns, wie der frühere Caritas-Präsident Franz Küberl in einem "Portrait eines Rastlosen" für die "Kleinen Zeitung" (Sonntag) betont. Der 87-jährige Pontifex kenne keinen Urlaub, keine Pausen, "schlimmstenfalls einen kurzen Krankenstand", und nach wie vor sei sein Name Franziskus programmatisch. Wie der Heilige aus Assisi gehe der Papst dorthin, "wo der stumme Schrei der Armen zu hören ist". Auch eine Offenheit gegenüber Reformwilligen, Andersdenkenden bis hin zu "Hardlinern" sei Teil seines Amtsverständnisses, mit dem er versuche, die Kirche nach innen wie nach außen zu reformieren.
Die unkonventionelle Art des Papstes macht Küberl an dessen "starken Gesten" fest: Etwa, dass die Fußwaschung am Gründonnerstag nicht mehr im Kreis der Kardinäle, sondern in Gefängnissen stattfindet. Das Kirchenoberhaupt habe auch nahe dem Petersplatz eine Unterkunft mit Duschen und Toiletten für Obdachlose einrichten lassen, während die Kardinäle der Kurie für ihre römischen Wohnungen nun die Sanierungskosten selbst übernehmen müssen. In 15 Punkten habe Franziskus ihnen zudem einen "Katalog der Krankheiten" vorgelegt, die "den Dienst am Herrn schwächen würden". An anderer Stelle habe er sie in einem "Zwölf-Punkte-Katalog der notwendigen Tugenden" zu "Vorbildlichkeit und Treue, Vernünftigkeit und Liebenswürdigkeit" angehalten, wie Küberl anführt.
Vor dem Hintergrund unterschiedlicher weltweiter Positionen zu Reformen verfolge Franziskus die Doppelstrategie, Zustände und Gesinnungen zugleich zu reformieren. Die von ihm gewünschten Kirchenreformen sollten zunächst versuchen, das äußere Erscheinungsbild und das öffentliche Wirken zu verbessern und in die Gegenwart zu übersetzen, so Küberl. Die Reform von sozialen Zuständen und die Unterdrückung von Gewalt hält der frühere Caritas-Präsident für ebenso bedeutsam wie die innerkirchlichen Voraussetzungen, die einen Dialog mit Andersgläubigen, Atheisten und Suchenden ermöglichten.
In diesem Spannungsfeld sei auch das Reformvorhaben der im Herbst erneut tagenden Weltsynode zu sehen. Der Papst habe für die nötigen Voraussetzungen gesorgt, symbolisiert durch die runden Tische, die auf die Gleichwertigkeit der Meinungen aller Teilnehmenden hinwiesen. Eine Unzahl von großen Fragen, die weltkirchliche Bearbeitung und Abstimmung bräuchten, liege nun auf dem Tisch. "Hoffentlich ist die Ausstrahlung der Synode auf die - auch innerkirchlich dringend notwendige - Reform von Gesinnungen und Zuständen stark genug. Es wird viel Wohl und Wehe der Kirche davon abhängig sein", so Küberls Hoffnung.
Keinen Zweifel lässt der frühere Caritas-Präsident allerdings an der Wirkkraft des Papstes: "Ja, Papst Franziskus ist ein jesuitischer Intellektueller mit franziskanischem Herzen. Seine neue Prägung eines eigentlich unmöglichen Amtes wird weit über seine Amtszeit hinaus strahlen."
Quelle: kathpress