Caritas Steiermark: Helfen nicht nur den "lieben Armen"
"Wir schauen nicht, wie der Mensch in Not geraten ist": Gegen Vorverurteilungen und "selbst schuld" hat sich Petra Prattes, Vizedirektorin der Caritas Steiermark, ausgesprochen. Die Caritas unterstütze nicht nur die "lieben Armen", sondern versuche effektiv und effizient zu helfen, was jedoch "für einige schwer zu verstehen" sei, so Prattes im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (4. August) über Kritik an der Caritas. Ziel der Hilfsorganisation müsse sein, dass sie eines Tages selbst überflüssig werde: "Wir wollen die Menschen nicht an uns binden, sondern dass sie selbstbestimmt wieder leben können. Krisen kommen aber immer wieder, daher wird man uns noch länger brauchen", sagte Prattes, seit 2021 Vizedirektorin der Caritas der Diözese Graz-Seckau, die heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum feiert.
Trotz der sozialen Ausrichtung gelte es auch die wirtschaftliche Effizienz im Auge zu behalten, betonte die Caritas-Steiermark Vizedirektorin: "Wirtschaftlich arbeiten heißt nicht, dass ich nicht jemandem helfen kann. Ich muss es effizient und effektiv machen." Dieser Zugang sei "nicht mehr sozialromantisch". Das Ziel sei, dass die Hilfsorganisation wirtschaftlich gut aufgestellt sei.
Hinzukomme die Größe der Caritas, die auch als Unternehmen stark gewachsen sei, erläuterte Prattes die Veränderungen in der Tätigkeit der Caritas. Folglich heiße es darauf zu achten, dass der Finanzierungsmix zusammenpasse: "Das Leben wird schneller, digitaler und die Krisen anders und ebenfalls schneller."
Auf die Frage nach dem Verwaltungsaufwand bei Spenden gab die studierte Betriebswirtin an, dass etwa zehn Prozent der Spenden für Verwaltungskosten verwendet werden, um sicherzustellen, dass die Gelder korrekt verbucht und bearbeitet werden. Das Spendenvolumen betrug laut Caritas im Jahr 2023 14,6 Millionen Euro und blieb trotz eines leichten Rückgangs um 300.000 Euro gegenüber 2022 auf einem stabilen, dabei aber hohen Niveau.
Trotz Veränderungen verstehe sich die Caritas weiterhin als "der operative und karitative Arm der katholischen Kirche Steiermark", so Prattes. Viele Menschen, die zur Kirche keine Verbindung hätten, hätten eine zur Caritas. "Manchmal ist es gut, dass Leute das so trennen", so die Vizedirektorin.
Kongress "forumZUKUNFT"
Unter dem Motto "Ein gutes Leben für alle" lädt die Caritas Steiermark anlässlich ihres 100-Jahr-Jubiläums zum Kongress "forumZUKUNFT". Im Fokus der zweitägigen Veranstaltung am 11. und 12. September in Graz stehe die Suche nach Visionen für "eine gute Zukunft für alle", wie es in einer Ankündigung heißt. Die Hilfsorganisation wolle im Jubiläumsjahr nicht nur auf die Vergangenheit zurückblicken, "sondern die Gegenwart und Zukunft aktiv mit vielen Menschen gestalten", erklärte dazu auch die steirische Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler die Intention der Tagung. Eine Anmeldung ist bis 19. August möglich. Als Expertinnen und Experten sind u.a. der Zukunftsforscher Klaus Kofler, der Sozialexperte und Mitinitiator der Armutskonferenz Martin Schenk und Gudrun Biffl, Wirtschaftswissenschafterin und Pionierin der österreichischen Migrationsforschung, eingeladen.
Anlässlich ihres 100-Jahr-Jubiläums geht die Hilfsorganisation auch Frage nach dem "guten Leben für alle" nach. Im neu gestarteten Podcast der Hilfsorganisation sprechen bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft über ihr Wirken im Sinne der Nächstenliebe und für ein sozialeres Miteinander. Der Podcast "Ein gutes Leben für alle" ist auf allen gängigen Plattformen sowie auf www.caritas-steiermark.at/podcast zu hören.
Quelle: kathpress