Haller: "Narzisstische Theologie" führt zu Vertrauensverlust in Kirche
Der kirchliche Vertrauensverlust ist zum großen Teil selbst verschuldet - unter anderem durch eine "narzisstische Theologie": Das hat der Vorarlberger Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller bei einem Vortrag am Samstag in Salzburg betont. Diese Diagnose sei nicht neu, sondern sie stamme von Papst Franziskus selbst, erinnerte Haller. So hatte Franziskus unmittelbar vor seiner Papstwahl 2013 in einer Rede an das Kardinalskollegium formuliert: "Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus."
Gemeint sei ein kirchliches Kreisen nur um sich selbst und die Überzeugung, die eigene Religion für die einzig wahre zu halten, so Haller. Treffend sei angesichts dessen auch ein Zitat Karl Rahners (1904-1984), dessen Definition des Narzissmus er für die beste überhaupt erachte, so Haller: "Ein Narzisst ist ein Ofen, der nur sich selbst wärmt."
Haller äußerte sich im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen", die noch bis 4. August zum Generalthema "Fragiles Vertrauen - Über eine kostbare Ressource" stattfinden. In seinem Vortrag knüpfte er an seine These des Vortrags an, wo er eine Zunahme eines "gesellschaftlichen Narzissmus" insgesamt attestiert hatte. Erkennen lasse sich dies durch eine Radikalisierung der Sprache, durch Skandalisierungen im öffentlichen Raum und die "Unkultur der Beschämung". Neu seien Phänomene des "Cybernarzissmus", der sich etwa in Hasspostings zeige. Auch Cybermobbing, Stalking oder das Phänomen der "School shootings" würden sich teilweise auf narzisstische Persönlichkeiten und Störungen zurückführen lassen.
Quelle: kathpress