Hilfswerk: Die Menschen im Libanon brauchen weiter Hilfe
Angesichts der dramatischen Situation im Libanon hat das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" am Freitag dazu aufgerufen, die Menschen in Not vor Ort nicht im Stich zu lassen. Der Libanon sei seit Monaten ein geteiltes Land, so "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Während der Süden sich mehr oder weniger im Kriegszustand befinde, versuchten die Menschen im Rest des Landes die Sorge vor der völligen Eskalation der Auseinandersetzung zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah-Miliz auszublenden. Das werde angesichts der nun erfolgten militärischen Reaktion Israels auf den mutmaßlichen Hisbollah-Raketenangriff auf die Golan-Höhen am vergangenen Wochenende wohl immer schwieriger.
Heiserer: "Der Libanon ist auch ohne die Gefahr eines neuen Krieges für viele internationale Beobachter schon längst ein Failed State. Die Menschen im Libanon leiden so oder so, wir unterstützen deshalb unsere Projektpartnerinnen vor Ort weiter."
Heiserer verwies auf ein Schreiben der Ordensfrau Lina Abou Naoum an "Jugend eine Welt", in dem diese über die Lebenssituation der Menschen im Land berichtet.
Bereits seit 2019 leidet der Libanon unter einer der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen aller Zeiten, schreibt Sr. Lina. Das libanesische Pfund habe in den vergangenen Jahren fast seinen gesamten Wert verloren, Ersparnisse der Bevölkerung lösten sich in Luft auf, die Inflation raste davon, Arbeitseinkommen schmolzen dahin, die Preise lebensnotwendiger Dinge wie Lebensmittel wurden für viele Menschen unerschwinglich. Geschätzt 80 Prozent der Bevölkerung, so Sr. Lina, lebten bereits unterhalb der Armutsgrenze. Die Regierung schaffe es aufgrund mangelnder Ressourcen nicht, grundlegende Dienstleistungen wie Strom oder eine Gesundheitsversorgung dauerhaft bereitzustellen.
Sr. Lina ist die Direktorin einer Don Bosco-Schule in Kahalé, einem Bergdorf im Distrikt Aley, rund 13 km von Beirut entfernt, die "Jugend Eine Welt" seit Langem unterstützt. Die Don Bosco Schwestern in Kahalé bieten jungen Menschen Bildung und Unterstützung für ihren beruflichen Werdegang. Doch die Schule sei aufgrund der Wirtschaftskrise seit 2020 geschlossen. "Wir haben unsere Dienste so gut es geht an die Krisensituation angepasst", schreibt Sr. Lina. Es gibt noch individuelle Unterstützung für Kinder mit Lernschwierigkeiten, an fünf Nachmittagen in der Woche stehen 52 Mädchen und Buben zehn Lehrkräfte drei Stunden lang zur Verfügung. "Die Kosten dafür können wir Dank der Hilfe von 'Jugend Eine Welt' zum großen Teil abdecken."
Die Schwestern würden in ihren Gebäuden mietfreie Büroräume anbieten: derzeit für einen Zahnarzt, zwei junge Psychotherapeuten und zwei Physiotherapeuten, einen Fitnesstrainer und einen Seifenhersteller. Eine Familie könne den Garten für ihren Lebensunterhalt bewirtschaften. An einem Tag in der Woche würden zudem etwa 160 Mahlzeiten für verarmte Familien zubereitet, einen zweiten Tag übernehme eine lokale Hilfsgemeinschaft. An allein lebende kranke Senioren würden Medikamente verteilt. "Mit diesen Bemühungen können wir das Leben vieler Menschen in und um Kahalé wenigstens etwas erleichtern", so Sr. Lina.
(Infos und Spenden: www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress