Ausstellung "Sanctuary" von Azra Aksamija im Grazer Kunsthaus
Fragen nach Heiligkeit, Erwartungen und Pflichten stehen im Fokus der jüngsten Ausstellung im Kunsthaus Graz unter dem Titel "Sanctuary". Die in Sarajewo geborene und in Graz aufgewachsene Künstlerin und Architekturhistorikerin Azra Aksamija erkundet in der bis 6. Oktober zu sehenden Schau verschiedene Aspekte von Heiligkeit und Schutzorten. "Die Erde selbst ist ein Schutzraum", erklärte Aksamija in der steirischen Kirchenzeitung "Sonntagsblatt" (aktuelle Ausgabe). "Aber auch die eigene Identität, die sich im Privatraum manifestiert, ist ein Schutzraum. Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um zu glauben, zu feiern oder sich auszutauschen, sind ebenso Schutzräume wie das Recht auf Arbeit."
Die ihr gewidmete Einzelausstellung setzt sich mit dem Begriff des "sicheren Hafens" auseinander und richtet den Blick auf soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit. Zu sehen ist etwa identitätsstiftende Kleidung - in Form von Uniformen - sowie ein individualisierbares Schutzzelt für Geflohene hin zum gemeinsamen Er- und Verarbeiten recycelter Textilien. Die Beispiele sollen die Suche nach Bedingungen und Möglichkeiten von Übereinkunft, nach Zeichen und Orten des menschlichen Zusammenlebens symbolisieren, hieß es.
Die Ausstellung präsentiert auch haptische Werke aus farbenfrohen Textilien, die zu unterschiedlichen Mustern zusammengesetzt sind, heißt es auf der Website des Kunsthauses. Diese laden die Besucherinnen ein, sich zu beteiligen und "auf Tuchfühlung zu gehen". 3D-Brillen in Form von Fensterrosen filtern etwa das Tageslicht in der gläsernen Terrasse des Kunsthauses und an einem großen Arbeitstisch können Besucherinnen und Besucher gemeinsam recycelte Textilien zu neuen Mustern verarbeiten.
Aksamija, die u. a. 2021 an der Architekturbiennale von Venedig ausstellte und 2019 auch den Preis der Stadt Graz für zeitgenössische Kunst erhielt, hat im Kunsthaus Graz ganz unterschiedliche Schutzräume gebaut, die verschiedene Wahrnehmungsebenen eröffnen, wie ein individualisiertes UNHCR-Schutzzelt für Geflüchtete. Damit werde das Thema Schutz wird in den Installationen erfahrbar und die Wechselbeziehung zwischen Menschen und ihrer kulturellen Prägung thematisieren. Eine Rosette verweist beispielsweise auf etwas Heiliges für Menschen aus unterschiedlichen Kontexten. Die ausgestellten Werke heißen etwa "Nomadic Mosque" (2005) oder "Dirndlmoschee".
Aksamija, auch Professorin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, integriert auch die Technik des Webens in die Ausstellung, das eine Form des vernetzenden Handelns symbolisiert: "Oft von Frauen betrieben, wird im Weben persönliche mit gesellschaftlicher Geschichte verwoben. Im Tun findet Verarbeitung statt - in manchen Fällen gar eine Form der Heilung - und im Verschönern wird das eigene Leben gestaltet," erläuterte die Künstlerin.
Kuratiert wird die Ausstellung von Katrin Bucher Trantow. Begleitet wird "Sanctuary" von einem Programm, darunter ein Workshop der Grazer Stoffwerkstatt am 10. August und der offene Workshop "Tee und Faden" an Sonntagen im Juli und September. (Infos: www.kunsthausgraz.at)
Quelle: kathpress