"Ich wäre längst ein Heiliger, aber es kommt immer was dazwischen"
Vertrauen ist gut - Vorsorge ist besser: Das haben sich wohl die Verantwortlichen der Erzdiözese Salzburg gedacht, als sie trotz nachmittäglicher brütender Hitze in der Innenstadt die Innenräume des Bischofshofes für das abendliche Sommerfest für die Teilnehmer der Salzburger Hochschulwochen vorbereiteten - Hochschulwochen, die heuer unter dem Generalthema Vertrauen stehen. Und sie taten gut daran, ging doch just beim Eröffnungs-Talk mit Erzbischof Franz Lackner, Brigadier Peter Schinnerl und dem kaufmännischen Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, ein plötzlicher Sturzregen nieder.
Das Unwetter konnte aber weder die Stimmung unter den hunderten Besuchern trüben noch den Fluss des von Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger souverän moderierten Gesprächs hemmen. Und so bekannte Erzbischof Lackner auf die Frage, ob er manchmal das Vertrauen in die eigene Kirche verliere, freimütig: "Ja, doch, das kommt vor." Aber die Enttäuschung reiche nie so tief, dass sie die Festigkeit seiner eigenen Berufung erreiche, stellte er klar. "Die Fehler, die ich sehe, haben mich nie so tief erschüttert, dass ich sage: Ich trete aus", sorgte der Erzbischof für Erheiterung unter den Zuhörenden.
Gewiss wünsche er sich oft eine Kirche, "die besser ist, die gerechter ist", aber er sehe trotz aller Fehler immer auch das viele Gute, das Kirche weiterhin bringe und darstelle. Es sei gewissermaßen ähnlich wie bei einem selbstkritischen Blick auf die eigene Biografie, schmunzelte Lackner: "Auch ich wäre schon längst ein Heiliger - aber es kommt halt immer was dazwischen ..."
Crepaz erläuterte indes u.a. die geplanten Umbau- und Erneuerungsmaßnahmen für den Festspielbezirk. Dies sei dringend notwendig und entspreche letztlich jenem engen Verhältnis von Vertrauen und Verantwortung: Um das Vertrauen der Menschen in die Festspiele und deren Qualität weiterhin aufrechtzuerhalten, sei es notwendig, verantwortungsvoll und zukunftsorientiert zu handeln; und das bedeute, der Notwendigkeit einer grundlegenden Erneuerung der Festspielhäuser bzw. des Festspielbezirks ab 2025 und bis ins Jahr 2030 ins Auge zu blicken, so Crepaz.
Das Verhältnis von Vertrauen und Verantwortung unterstrich auch der Militärkommandant von Salzburg, Brigadier Schinnerl. Im Blick auf die Funktionsfähigkeit des Bundesheeres brauche es ein "systemisches Vertrauen" ebenso wie das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Technik - aber auch das Vertrauen in die Kameraden und Vorgesetzten. Letzteres könne nicht rein durch Befehlsketten sichergestellt werden - es müsse stets aufs Neue erarbeitet und erprobt werden, so Schinnerl. Nur so sei es auch in Extremsituationen belastbar und tragfähig.
Die Hochschulwochen stehen heuer unter dem Generalthema "Fragiles Vertrauen. Über eine kostbare Ressource". Vortragende sind u.a. die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Wien), der evangelische Theologe Thorsten Dietz (Marburg/Zürich), der Philosoph Martin Hartmann (Luzern), die Friedensforscherin Martina Fischer (Berlin), die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle (Villach), und der Jesuit Andreas R. Batlogg (München). Prediger beim spirituellen Rahmenprogramm der Hochschulwochen ist in diesem Jahr der Rektor der Anima in Rom, Michael Max. Den Festvortrag zum Abschluss der Hochschulwoche am 4. August hält die Soziologin Jutta Allmendinger. (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress