"Allegro Vivo": Waldviertler Kammermusikfestival im Rhythmus der Natur
Unter dem Leitthema "anima mundi" (Weltseele) startet am Freitag (2. August) Österreichs größtes Kammermusikfestival "Allegro Vivo". Bis 15. September treten 600 internationale Musikerinnen und Musiker bei 50 Konzerten an 25 Waldviertler Spielorten auf - darunter die Stifte Altenburg, Geras und Zwettl sowie Göttweig in der Wachau. Die heuer aufgeführten Werke sind im Rhythmus der Natur und im Gedanken der Gemein- und Nachbarschaft konzipiert. Sie sollen zu einer "Vision einer friedvollen und nachhaltigen Zukunft für die Menschheit" inspirieren, wie der künstlerische Leiter, Vahid Khadem-Missagh, die Bedeutung des diesjährigen Mottos hervorhebt.
"Mit unserem diesjährigen Leitthema anima mundi richten wir den Blick auf unseren Planeten als kostbaren Lebensraum und folgen Goethes Aufruf 'Weltseele, komm uns zu durchdringen'", so Khadem-Missagh auf der Website der Veranstalter. Die weltweiten Konsequenzen des leichtfertigen Umgangs mit wertvollen Ressourcen und des fehlenden Bewusstseins globaler Zusammenhänge würden vermehrt spürbar werden, doch die verbindende Kraft der Musik wirke wie ein Lebenselixier, erklärte der Violinist und Komponist.
Tschechische Musiktradition im Waldviertel
In der Form eines Kammermusik-Ensembles sehen die Veranstalter ein Sinn- und Vorbild dafür, "dass Menschen aufeinander schauen und so gemeinsam die Erde schützen mögen". Kleine Instrumental-Ensembles bilden darum den Schwerpunkt der Konzertabende. Inhaltlich dominieren Bezüge zur Natur, zudem stellt das Programm auch Beziehungen zu den Nachbarländern Tschechien und Slowakei her.
Eröffnet wird das Festival mit der Uraufführung des Auftragswerks "Concerto Danubiano" der tschechischen Komponistin Sylvie Bodorovas. Das Stück wird am 2. August in der Herz-Jesu-Kirche in Stift Gmünd und am 3. und 4. August in Stift Altenburg präsentiert. Die Verbindung zur Donau sei Bodorova im künstlerischen Prozess Inspiration gewesen. Sie wollte die "Energie des Flusses aufnehmen" und einen multikulturellen Zugang einfließen lassen. Die Kombination von Streichorchester, Violine und Percussion "spricht mir förmlich aus der Seele", so die Komponistin.
Kombiniert wird die Uraufführung beim Eröffnungskonzert mit Ausschnitten aus Joseph Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten" in einer Bearbeitung für Streicher sowie mit Antonin Dvoraks "Serenade für Streichorchester E-Dur". Dazu erklärt der künstlerische Leiter Vahid Khadem-Missagh: "Antonin Dvorak ist natürlich die tschechische Vaterfigur und seine Serenade eines der schönsten Werke der romantischen Literatur."
Internationale Gastensembles
Im Zeichen internationaler Gastensembles stehen auch die Open-Air-Konzerte im Horner Kunsthaus. In der Reihe "Musik und Wort" sollen Sophie Aujesky, Elisabeth Eschwé, Michael Dangl und Andrea Eckert beweisen, dass "Musik die Literatur an der Hand nehmen kann und sie sich gegenseitig stärken", wie Khadem-Missagh mit Verweis auf Peter Turrini ankündigte.
Großer Beliebtheit erfreuten sich in den letzten Jahren zudem die erneut Teil des Programm bildenden Kammermusik-Abende in der Stiftbibliothek Altenburg, und auch das Festival-Abschlusswochenende findet in Kirchenfestsälen statt: Gustav Mahlers musikalisches Vermächtnis "Das Lied von der Erde" ist am 13. September im Stift Göttweig und am 14. und 15. September im Stift Altenburg in der Fassung für Kammerensemble zu hören.
Das "Allegro Vivo"-Kammermusikfestival wurde 1979 vom österreichischen Geiger und Dirigenten iranischer Abstammung Bijan Khadem-Missagh gegründet. Mit der damals einzigartigen Kombination aus Konzerten, Meisterkursen, Jugendförderung und Kursen für Kinder und Eltern entwickelte sich "Allegro Vivo" zu einer weltweit beachteten Institution mit Vorbildcharakter. Vahid Khadem-Missagh, Sohn des Gründers, ist seit 2016 künstlerischer Leiter des Festivals und der "Academia Allegro Vivo". (Infos: www.allegro-vivo.at)
Quelle: kathpress