Familienbischof Glettler ruft zur "Versöhnung" der Generationen auf
Zur "Versöhnung" der Generationen hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler aufgerufen. Der Bischof feierte am Sonntag mit zahlreichen Wallfahrern einen Gottesdienst im Kloster Maria Waldrast. Das Servitenkloster feiert heuer sein 400-jähriges Bestehen. Am Sonntag beging die Katholische Kirche zugleich den von Papst Franziskus initiierten "Welttag der Großeltern und älteren Personen", worauf Bischof Glettler in seiner Predigt Bezug nahm. Glettler ist in der Österreichischen Bischofskonferenz unter anderem für Familienagenden zuständig.
Älterwerden sei eine schöne und zugleich herausfordernde Aufgabe, so der "Familienbischof". Er verwies auf das Motto des diesjährigen Welttags: "Verlass mich nicht, wenn ich alt bin!" - Mit dieser eindringlichen Bitte aus den biblischen Psalmen setze Papst Franziskus einen heilsamen Kontrapunkt zum unheilvollen Leistungsdruck, der auch vor dem Alter nicht Halt macht: "Immer produktiv, attraktiv und dem Tempo der rasenden Veränderungen angepasst sein zu müssen, hat fatale Folgen."
Damit werde der Reichtum des Alters verkannt, nämlich "die größere Ruhe und Sanftheit im Umgang mit dem Leben, auch wenn längst nicht alles leichtfällt". Verloren gehen würden vor allem die Momente der Dankbarkeit, doch einiges geschafft zu haben, auch wenn vieles nicht mehr möglich sei. Glettler: "Bei vielen Menschen erneuert sich ja gerade im Alter die Verbundenheit mit Gott, weil man deutlicher wahrnimmt, dass sich das Wesentliche im Leben nicht machen lässt."
Der "Welttag der Großeltern und älteren Menschen" lade ein zu einer "dankbaren Nachdenklichkeit ein, möglicherweise auch zu einem Schritt der Versöhnung, wenn sich im konkreten Lebensumfeld zwischen den Generationen Schwierigkeiten eingeschlichen haben." Auch ein Anruf oder Besuch bei älteren Verwandten und Freunden könnte ein schönes Zeichen der Verbundenheit sein.
Als Bischof wolle er den Welttag zum Anlass nehmen und "ein sehr großes Danke" allen älteren Personen aussprechen, "die mit ihrem Glauben, ihrer Großzügigkeit und zahlreichen Diensten das Leben in unserer Pfarrgemeinden bereichern". Auch die soziale und kulturelle Lebendigkeit in vielen Vereinen wäre ohne das herzhafte Engagement der älteren Menschen unmöglich, betonte Bischof Glettler.
Der südlich von Innsbruck gelegene Wallfahrtsort Maria Waldrast am Fuße der Serles zählt mit seinen 1.641 Metern Seehöhe zu den höchstgelegenen Klöstern Europas. 1624 wurde der Servitenorden von Kaiser Leopold V. und Claudia de' Medici beauftragt, an dieser Stelle eine prächtige Wallfahrtskirche mit Kloster zu errichten. Deshalb steht der Sommer ganz im Zeichen dieses 400-Jahr-Jubiläums, zu dem im Tyrolia-Verlag ein eigenes Buch erschienen ist. Verfasst wurde es vom örtlichen Pilgerseelsorger P. Peter M. Emberger und der Kulturwissenschafterin Aurelia Benedikt.
"Menschen bringen ihre Hoffnungen und Sehnsüchte an den idyllisch gelegenen Wallfahrtsort - viele von ihnen sorgenvoll und müde auf der Suche nach Trost und Stärkung", so Bischof Glettler im Blick auf die 400-jährige Geschichte des Klosters: "Zahlreich sind die Kerzen, die entzündet werden, und die Bitten um Segen. Ich kenne niemanden, der enttäuscht von Maria Waldrast weggegangen ist. Gottes heilsame Gegenwart und die mütterliche Präsenz von Maria, der Mutter unseres Herrn, zeigen auch nach 400 Jahren immer noch Wirkung - nicht selten auch unterstützt vom Heilwasser dieses Ortes, dem eine besondere Kraft nachgesagt wird." Maria Waldrast werde bestimmt auch in Zukunft ein Ort des Durchatmens und der geistlichen Stärkung sein", zeigte sich der Bischof überzeugt.
Am 15. September findet im Rahmen des Jubiläumsjahrs ein weiterer feierlicher Gottesdienst mit dem Südtiroler Bischof Ivo Muser statt.
Quelle: kathpress