Glettler: Gesellschaft soll Reichtum des Alters schätzen
Der von der Kirche am Sonntag (28. Juli) weltweit in der Katholischen Kirche begangene "Welttag der Großeltern und älteren Menschen" ist ein gesellschaftlicher Lernauftrag, den Reichtum des Alters zu schätzen. Dazu hat Bischof Hermann Glettler in einem von der Diözese Innsbruck veröffentlichten Impuls aufgerufen. Der in der Bischofskonferenz für das Thema Familien zuständige Bischof verweist darin auch auf das von Papst Franziskus vorgegebene Motto des Welttages: "Verlass mich nicht, wenn ich alt bin". Papst Franziskus setze damit "einen heilsamen Kontrapunkt zum unheilvollen Leistungsdruck, der auch vor dem Alter nicht Halt macht", so der Bischof.
"Älterwerden ist eine schöne und zugleich herausfordernde Aufgabe", hält Glettler fest und warnt vor den fatalen Folgen einer Haltung, "immer produktiv, attraktiv und dem Tempo der rasenden Veränderungen angepasst sein zu müssen". Damit würde aber "der Reichtum des Alters verkannt werden", hält dem der Familienbischof entgegen und verweist auf "die größere Ruhe und Sanftheit im Umgang mit dem Leben, auch wenn längst nicht alles leichtfällt", die mit dem Alter oft verbunden seien. Auch erneuere sich bei vielen Menschen gerade im Alter die Verbundenheit mit Gott, "weil man deutlicher wahrnimmt, dass sich das Wesentliche im Leben nicht machen lässt".
Nicht nur von der älteren Generation seien Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft gefordert, so Glettler: "Wir alle müssen für den kostbaren Schatz des Lebens, der sich nicht nur in jugendlicher Vitalität und Unbekümmertheit zeigt, achtsamer werden. Das ist ein kultureller und sozialer Lernauftrag. Es wäre eine Schande, wenn wir ältere Menschen zunehmend nur mehr als potenzielle Betreuungs- und Pflegefälle wahrnehmen - und damit als Belastung für unsere Wohlstandsgesellschaft." Dem hält der Familienbischof entgegen: "So wertvoll Großeltern für das Heranwachsen von Kindern und den familiären Zusammenhalt sind, so wichtig sind ältere Menschen insgesamt für den menschlichen und kulturellen Reichtum unserer Gesellschaft."
Der "Welttag der Großeltern und älteren Menschen" sei eine Einladung "zu einer dankbaren Nachdenklichkeit, möglicherweise auch zu einem Schritt der Versöhnung, wenn sich im konkreten Lebensumfeld zwischen den Generationen Schwierigkeiten eingeschlichen haben". Nachsatz des Bischofs: "Auch ein Anruf oder Besuch bei unseren älteren Verwandten und Freunden könnte ein schönes Zeichen der Verbundenheit sein."
Hingehen zu den älteren Menschen - auch ehrenamtlich
Auf die Gefahr der Vereinsamung älterer Menschen hat seitens der Diözese Innsbruck auch der Fachreferent für Altenheimseelsorge, Rudolf Wiesmann, hingewiesen: "Menschen in den Alten- und Pflegeheimen sind in unserer Gesellschaft kaum mehr sichtbar. Damit stehen sie in Gefahr, vergessen zu werden und zu vereinsamen." Vor diesem Hintergrund seien gerade Ehrenamtliche in der Mobilen Hausseelsorge gefragt: "Sie suchen die betagten Menschen zu Hause auf und teilen ein Stück Leben miteinander."
Das nötige Handwerkszeug dafür wird bei einem jährlichen Lehrgang für ehrenamtliche Krankenhaus-, Pflegeheim- und Hausseelsorgende vermittelt, der Anfang 2025 startet. Dahinter stehe der Wunsch nach einem Bewusstsein, "dass unsere älteren Menschen für die Jüngeren eine Bereicherung sind", meint Wiesmann.
Gedenktag seit 2020
Den "Welttag der Großeltern und älteren Menschen" hatte Papst Franziskus 2020 eingeführt. Er findet jährlich am vierten Sonntag im Juli statt, rund um den Gedenktag der heiligen Anna und Joachim, die als Eltern Marias und damit Großeltern Jesu gelten.
Der Vatikan gewährt allen Gläubigen, die an der Zeremonie des Papstes oder an einer der weltweit stattfindenden Veranstaltungen anlässlich des Welttages teilnehmen, einen vollkommenen Ablass.
Quelle: kathpress