Glettler: Weinen ist Heilmittel gegen globalisierte Gleichgültigkeit
"Wir müssen von Neuem das Weinen lernen": Dazu hat Bischof Hermann Glettler am Sonntag bei der Einweihung eines Friedensdenkmals im oberösterreichischen Laakirchen (Bezirk Gmunden) aufgerufen. Das Weinen ebenso wie die Verletzlichkeit machten den Menschen erst menschlich, womit es ein "Heilmittel gegen die globalisierte Gleichgültigkeit" sei, griff Österreichs Referatsbischof für Kunst und Kultur einen von Papst Franziskus geprägten Begriff auf. Fotos der Statue sowie Gedanken dazu postete der Innsbrucker Bischof anschließend auch auf seinem Instagram-Account.
Bei dem laut Glettler "außergewöhnlichen" Denkmal handelt es sich um eine vom Künstler Werner Reiterer gestaltete überdimensionale Taubenskulptur auf dem Friedhofsgelände von Laakirchen, zu dem ein Weg quer durch die Gräberreihen führt. Nur bei Regen wird auf diesem Weg der Satz "Der Himmel weint Frieden" sichtbar, der auch Titel des von der örtlichen Gemeinde und Pfarre erstellten, von der Diözese Linz kuratorisch begleiteten Kunstwerks ist. Die Eröffnung war ein assoziiertes Projekt im Rahmen des Jahres der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl 2024.
Eine Besonderheit der weißen Friedenstaube ist außer ihrer Größe von 1,5 Meter auch eine Beinprothese. Dieser "Moment der Irritation" verweise auf die Fragilität des Friedens und mache zugleich die Beeinträchtigung und Versehrtheit, "das Nicht-Perfekte" sichtbar, wies Glettler auf die Intention des Künstlers hin. Auch dass der Friede ebenso wie die Welt insgesamt "verwundet" seien, werde damit ausgedrückt. Insgesamt sei es ein "nicht nur ästhetisch gegenläufiges Gedenk-Kunstwerk" und ein "anti-heldenhaftes Denkmal".
Teil des Gesamtkunstwerks ist auch die Rundung der Friedhofsmauer hinter der Taubenskulptur, die sein Schöpfer Werner Reiterer in Ultramarinblau mit leuchtend gelben Sternen bemalt hat - in Anlehnung an das 1304 bis 1306 errichtete Deckenfresko Giottos in der Arenakapelle in Padua. Drei Sterne sind durch ihre Größe hervorgehoben und enthalten auf Inschriften außerdem auch die Widmungen "zum Gedenken an die im KZ 1938-1945 Ermordeten" sowie "den Opfern und den Vermissten beider Weltkriege".
Der in Wien lebende Künstler Werner Reiterer (geb. 1964 in Graz) zählt zu den renommiertesten Künstlern Österreichs und wurde durch ortsspezifische Arbeiten im öffentlichen Raum international bekannt. Sein Friedensdenkmal in Laakirchen ersetzt ein Kriegerdenkmal sowie ein NS-Mahnmal, welche aufgrund der Neugestaltung des Stadtplatzes entfernt worden waren. Laut der Beschreibung soll die Skulptur nach einem ersten Moment der Irritation einen "Denkanstoß im positivsten Sinne für alle Generationen" liefern. Reiterers Arbeit war das Siegerprojekt eines Wettbewerbs, den die Diözese im Auftrag der Stadt durchgeführt hatte.
Quelle: kathpress