Caritas fordert bessere Bedingungen für Ehrenamtliche
Zwischen 6,6 und 10,1 Milliarden Euro liegt die monetäre Bewertung des gesellschaftlichen Beitrags von Freiwilligen in Österreich. Für Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, zeigen diese Zahlen, "wie wichtig der gemeinnützige Bereich auch volkswirtschaftlich ist". Hintergrund ist ein am Donnerstag von der Statistik Austria im Auftrag des Sozialministeriums erstmals veröffentlichter Bericht über die wirtschaftliche Aktivität und Bedeutung des Non-Profit-Bereichs.
"Freiwillige sind wichtig und brauchen geeignete Rahmenbedingungen", forderte Parr. "Für eine professionelle Begleitung braucht es aber eine bessere staatliche Unterstützung und Investitionen in attraktive Rahmenbedingungen."
Allein bei der Caritas sind 17.694 hauptamtliche und 46.000 freiwillige Mitarbeitende tätig. "Sie machen in den Caritas-Einrichtungen Tag für Tag den Unterschied für so viele Menschen", erklärte Parr gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Dies gelte unabhängig davon, ob sie im Lerncafe, im Pflegehaus, in der Lebensmittelausgabestelle oder bei einem internationalen Einsatz tätig sind.
Als konkrete Maßnahmen nannte die Generalsekretärin eine Verfünffachung des Anerkennungsfonds für Freiwilligenarbeit mit unabhängiger Mittelvergabe sowie die Anerkennung der Freiwilligenkoordination und des Freiwilligenmanagements als abrechenbaren Leistungsbestandteil in Dienstleistungsverträgen. "Nur so können NPOs und Freiwillige bestmöglich wirken und unseren Sozialstaat unterstützen", betonte Parr.
Verbesserungen seien auch bei den ökonomischen Bedingungen für die Freiwilligen notwendig. "Hier stehen für uns die Absicherung von Haftungsrisiken sowie die Erstattung entstandener Kosten im Vordergrund", so Parr. Dies würde dazu beitragen, dass Engagierten keine zusätzlichen Kosten und Risiken entstehen. Im Rahmen der Caritas engagieren sich auch 128.000 Kinder und Jugendliche bei sozialen Aktionen und Workshops der "youngCaritas".
6.000 gemeinnützige Organisationen
Erstmals ist mithilfe eines sogenannten Satellitenkontos eine detaillierte volkswirtschaftliche Erfassung der Aktivitäten gemeinnütziger Organisationen möglich, erklärte das Sozialministerium. Über 6.000 Organisationen sind in Österreich gemeinnützig tätig - von sozialem Engagement über Gesundheit und Pflege bis zu Kultur und Sport. Der Wert ihrer Leistungen lässt sich jedoch nicht anhand der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung angemessen darstellen.
Für das Satellitenkonto wurden Kennzahlen aus bestehenden Datenquellen der Statistik Austria erhoben. Zusätzlich wurden rund 1.000 Organisationen befragt, um vorhandene Datenlücken zu schließen.
"Auf Basis dieses Satellitenkontos ist es nun wichtig, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuverfolgen", betonte Parr. Dazu gehöre, alle drei Jahre Leistungsdaten gemeinnütziger Organisationen auszuweisen, die Veröffentlichung des Freiwilligenberichts sowie einen jährlichen Gemeinnützigkeits- und Freiwilligengipfel der Bundesregierung abzuhalten. Ziel müsse sein, den "für den Sozialstaat essenziellen Sektor bestmöglich zu unterstützen".
Insgesamt leisten gemeinnützige Organisationen in Österreich - vom Sozial- und Gesundheitsbereich bis zum Tier- und Klimaschutz - rund 367 Millionen bezahlte Arbeitsstunden. Freiwillige leisteten weitere rund 470 Millionen Stunden ohne Bezahlung. Die Wertschöpfung von bezahlter Arbeit und freiwilligem Engagement liegt laut dem Satellitenkonto bei rund 22 Milliarden Euro. "Mit der neuen Erhebung können wir erstmals in Zahlen ausdrücken, wie wertvoll diese Arbeit ist", erklärte Sozialminister Johannes Rauch in einer Aussendung.
(Link zu Abschlussbericht https://www.sozialministerium.at/NPO-Satellitenkonto)
Quelle: kathpress