Sommerferien: Telefonseelsorge berät Familien bei Überforderung
Kinder und Jugendliche sehnen die Sommerferien das ganze Jahr über herbei. Für Eltern bedeuten neun Wochen schul- oder kindergartenfreie Zeit oftmals aber auch "organisatorischen Stress und das Gefühl, den Kindern nicht genug bieten zu können", wie Vertreterinnen der "TelefonSeelsorge OÖ - Notruf 142" und der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ erinnern. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Linz gaben sie am Mittwoch einen Überblick, welche Möglichkeiten Familien haben, um die gemeinsame Ferienzeit gut und konfliktfrei zu gestalten. Die Telefonseelsorge OÖ bietet bei wachsenden Konflikten in Familien auch ein eigenes "ElternTelefon" als Ansprechpartner an.
Aus Beratungsgesprächen ging hervor, dass dicht getaktete Sommerpläne für Stress sorgen, wenn Eltern das eigene Urlaubsprogramm mit dem anderer Familien vergleichen. Finanzielle Engpässe oder Konflikte erhöhen den Druck zusätzlich. "Dabei hängt eine glückliche Kindheit und Jugend nicht von Geschenken und den ultimativen Urlaubsevents ab", erklärte Silvia Breitwieser, Leiterin der Telefonseelsorge OÖ. Viel wichtiger seien Verbindung, Zuwendung und Beziehung, die sich auch in kleinen Dingen zeigen können. Als Beispiele nannte Breitwieser gemeinsames Spielen und Essen, kleine Ausflüge oder Gespräche unter Familienmitgliedern, für die im Alltag sonst meist keine Zeit bleibt.
Beziehungsnetz Familie stärken
"Ein offenes Ohr und mehr direkte Kommunikation" sollen laut den Beratungsstellen "im Mittelpunkt der gemeinsamen Freizeitphase stehen". Sie rieten darum zu bildschirm- und handyfreien Zeiten, insbesondere während der Mahlzeiten. Erfahrungen hätten gezeigt, dass sich nicht nur Eltern wünschen, dass ihre Kinder weniger Zeit am Handy verbringen, auch Kinder und Jugendliche äußerten den Wunsch nach ungeteilter Aufmerksamkeit. Positive Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse würden das Beziehungsnetz Familie stärken und Sicherheit in schwierigen Lebenssituationen geben - "gerade bei Herausforderungen in Schule und Arbeit, bei Mobbing oder Problemen im Freundeskreis". Darauf wies die Kinder- und Jugendanwältin des Landes Oberösterreich, Christine Winkler-Kirchberger hin.
Mit den Ferien beginne eine Zeit ohne Struktur. Das erhöhe das Konfliktpotenzial innerhalb von Familien, erklärte Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der oberösterreichischen Telefonseelsorge. "Der sonst durchgetaktete Familienalltag löst sich auf, Schulpläne, gemeinsame Essenszeiten und Vereinsaktivitäten sind plötzlich pausiert." Sie betonte die Wichtigkeit von gemeinsamem Austausch, gegenseitiger Rücksichtnahme und Kompromissfindung.
Hilfe suchen
"Eltern müssen nicht alles allein schaffen", lautet der Appell der Beratungsstellen an Väter und Mütter. "Wenn Konflikte in Familien zu viel Raum einnehmen und Herausforderungen zu Überforderungen führen", bietet das "ElternTelefon" 142 der Telefonseelsorge OÖ einen ersten Ansprechpartner, um neue Perspektiven und Lösungen zu finden. Weiterführende Beratung in schwierigen Situationen, bei Scheidung, Mobbing in der Schule, Überforderung oder Gewaltsituationen erhalten Familien bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ. Dabei lohne es sich, Hilfe schon frühzeitig in Anspruch zu nehmen und nicht zu warten, bis die Situation bereits außer Kontrolle geraten sei, empfahlen die Expertinnen.
(Info unter www.ooe.telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress