Bürgler übergibt Amt als Jesuiten-Provinzial
Pater Bernhard Bürgler SJ wird am 31. Juli sein Amt als Provinzial der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten an den deutschen Pater Thomas Hollweck SJ übergeben. Die 2021 gegründete grenzüberschreitende Provinz - die Deutschland, Lettland, Litauen, Österreich, Schweden und die Schweiz umfasst - bezeichnete Bürgler in einem Interview auf der Website der Jesuiten als "ein Zeichen in unserer Zeit, in der das nationalistische Denken zunimmt". Die grenzüberschreitende Struktur bringe zwar viele Herausforderungen mit sich, sei gleichzeitig aber eine Rückbesinnung auf die Ursprünge des Jesuitenordens. Denn auch die ersten Jesuiten im 16. Jahrhundert seien aus verschiedenen europäischen Ländern gekommen.
Die Veränderungsprozesse in Gesellschaft und Kirche würden aktuell viel Unsicherheit, Sorgen und Ängste mit sich bringen, sagte Bürgler. In Anbetracht des Wandels benötige auch der Jesuitenorden eine ständige Selbstvergewisserung der Identität und Mission der Jesuiten. "Dieser Prozess der Konzentration, Reduktion und Transformation hat eine schwierige, aber auch eine sehr spannende Seite, weil Neues entstehen kann", so der Ordensmann.
Prozess der Neugründung
Bürgler ist der erste Provinzial der vor drei Jahren gegründeten Zentraleuropäischen Provinz. Er wurde am 31. Juli 2020 vom Generaloberen P. Arturo Sosa SJ zum Provinzial der bisherigen Provinzen für Österreich, Deutschland, Litauen-Lettland, Schweden und die Schweiz ernannt. In diesen Jahren habe der Orden zwar bedeutende Fortschritte gemacht, man befinde sich aber weiterhin im Prozess der Neugründung, so der Theologe und Psychotherapeut.
Seit der Gründung der Provinz habe der Orden gute Strukturen und Abläufe etabliert, insbesondere im wirtschaftlichen und apostolischen Bereich, meinte Bürgler im Rückblick auf seine dreijährige Amtszeit. Dennoch gebe es noch offene Punkte, wie die Anpassung der Provinzstrukturen an die Bedürfnisse junger Menschen und die Vermittlung der Botschaft Jesu in einer zeitgemäßen Sprache.
Als konkrete Herausforderungen der neuen Provinz nannte Bürgler neben der Verschiedenheit der gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen und kulturellen Situation in den zugehörigen Regionen "ein unterschiedliches Jesuit-Sein und Mitarbeiter-Sein, und damit verbunden unterschiedliche Sichtweisen auf das Ganze". Die internationale Gemeinschaft sei bereits dem Ordensgründer, dem heiligen Ignatius von Loyola, wichtig gewesen. "Das leben wir in unserer Zentraleuropäischen Provinz wieder", so Bürgler.
Jungen den Glauben weitergeben
Eine zentrale Aufgabe des Ordens sah der Jesuit der Weitergabe des Glaubens an junge Menschen - und zwar "in einer Sprache, die Menschen heute verstehen und aufnehmen können". Dies erfordere nicht nur einen Blick nach innen und die Anpassung bisheriger Tätigkeitsfelder, sondern auch eine Anpassung der Provinzstrukturen an die Bedürfnisse und Ressourcen vor Ort. "Es geht darum, den Reichtum der Botschaft Jesu in einer Sprache zu vermitteln, die Menschen heute verstehen und aufnehmen können", so Bürgler, der unter anderem bereits als Bereichsleiter für Spiritualität und Exerzitien im Kardinal König Haus tätig war.
Da künftig nicht mehr überall eine flächendeckende Seelsorge gewährleistet werden könne, bekommen kirchliche Orte und geistliche Zentren eine wichtigere Rolle. Der Orden stelle solche Orte bereits zur Verfügung und man könne weitere schaffen, "beispielsweise Kirchen, Exerzitienhäuser, Bildungszentren, Schulen und vieles mehr".
Für die Zukunft rät Bürgler seinem Nachfolger, die Balance zwischen eigener Anstrengung und Vertrauen auf Gott zu halten und den Humor nicht zu verlieren. Nach der Amtsübergabe plant Bürgler ein Sabbatjahr, um sich neu zu orientieren und zu vertiefen, wie er sagte.
Quelle: kathpress