Kinderuni: Beliebte Angebote aus Religionswissenschaft und Theologie
Gold und Weihrauch, göttliche Tiere oder Buddha, Laozi und Konfuzius: Mit diesen Themen sind auch die Fachbereiche Theologie und Religionswissenschaft an der Wiener Kinderuni bis 20. Juli vertreten. Seit 8. Juli bieten sieben Wiener Universitäten und Fachhochschulen mehr als 340 Vorlesungen, Workshops und Seminare aus allen Wissenschaftsdisziplinen an. Neben dem Programm für die jungen Studierenden zwischen sieben und zwölf Jahren locken auch eigene Elternveranstaltungen, die sich pädagogischen Fragen von Geld bis Digitales widmen, Erwachsene an die Hochschulen. Mit 4.504 Anmeldungen hat die "KinderuniWien" heuer einen neuen Rekord gebrochen.
Eine Möglichkeit, die Geschichte und Kunst der Ostkirchen kennenzulernen, bot der Workshop "Gold und Weihrauch" von Thomas Németh, Professor für Theologie des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien. Mit Bleistiften ausgerüstet erkundeten 26 Kinder die Haupttypen und Malweise ostkirchlicher Ikonen und lernten auf grundierten Malbrettchen Eitemperamalerei und das Anlegen von Blattgold kennen. "Ich selbst bin im Alter von 13 und 14 Jahren über das Ikonenmalen mit den Ostkirchen in Berührung gekommen", erklärte Nemeth im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Er widmet sich dem Themenfeld seither als Professor und Priester der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.
Kunst mit Blattgold und Weihrauchkörnern
Fasziniert und überrascht von den "vielen guten Fragen der interessierten Kinder" zum Byzantinischen Reich und den Ikonenmotiven, sei er mit dem geplanten theoretischen Stoff "gar nicht durchgekommen", berichtete Németh. Das Malen einer ganzen Ikone hätte mehr Zeit benötigt, doch die Kinder konnten in die verschiedenen Techniken "hineinschnuppern". Am Ende konnten sie ihr Malbrettchen, eine Übersicht zu den Entstehungsetappen einer Ikone, ein Stück Blattgold und Weihrauchkörner mit nach Hause nehmen. "Ich denke, dass sich die Ostkirchenkunde gut dafür geeignet hat, religiöses Wissen über eine für die meisten etwas andere, aber verwandte kirchliche Kultur zu vermitteln", resümierte Németh.
Ein weiteres Angebot der Katholisch-Theologischen Fakultät ist der Workshop "Who run the world? Girls?!", bei dem Kinder von sieben bis zwölf Jahren "in die Welt unentdeckter Heldinnen" eintauchen können. Die Theologinnen Noreen Van Elk und Eva Puschautz erkunden mit den jungen Studierenden, was Frauen in der Bibel und in der Politik "Unglaubliches geleistet haben, oft unbemerkt", wie es auf der Webseite der Veranstalter heißt.
Göttliche Tiere in den Religionen
Auch das Institut für Religionswissenschaft ist mit mehreren Seminaren bei der Wiener Kinderuni vertreten. Prof. Lukas K. Pokorny widmet sich etwa der Frage: "Was lernen wir von Buddha, Laozi und Konfuzius?". Alisha Saikia stellt die verschiedenen Religionen Indiens in einem englischsprachigen Seminar vor. Bereits zum dritten Mal präsentieren die Religionswissenschaftler Robert Wurzrainer und Marleen Thaler am Mittwoch Tiere als göttliche Begleitungen, symbolische Gestalten und heilige Wesen in den verschiedenen Religionen. Das Thema sei für die Altersgruppe von sieben bis neun Jahren besonders spannend und erlaube auch, auf die Vielfalt der Religionen einzugehen, legte Wurzrainer im Interview mit Kathpress dar.
"Eine der großen Herausforderungen war sicherlich, die doch sehr komplexen Sachverhalte auf ein kindergerechtes Niveau zu bringen, ohne dabei wesentliche Aspekte auszublenden", berichtete Wurzrainer über die ersten beiden Veranstaltungen, die mit 40 bzw. 45 Kindern gut besucht waren. Erstaunlich war laut Wurzrainer das große Vorwissen bei den jungen Teilnehmenden, "und zwar nicht nur im Blick auf die abrahamitischen Religionen, sondern auch hinsichtlich des Buddhismus oder der Hindu-Religionen".
Zur Rolle von Tieren in den asiatischen Traditionen stellten die Kinder die meisten Fragen. Die Kinder hätten aber an verschiedenen Religionen großes Interesse gezeigt, berichtete der Religionswissenschaftler erfreut. Schließlich bemühe sich die Religionswissenschaft in der Vermittlung von ausgewählten Aspekten von Religionen darum, eine nicht-wertende und nicht-beurteilende Ausgeglichenheit anzustreben und nicht nur eine ausgewählte Religion - wie etwa das Christentum oder den Islam - in den Blick zu nehmen.
Wiener Kinderuni endet mit Sponsion
Am 20. Juli endet die Wiener Kinderuni im großen Festsaal der Universität Wien mit einer Sponsion (zu Deutsch: Versprechen). Bei der Abschlussfeier werden die Vizerektorinnen und Vizerektoren sowie Repräsentantinnen und Repräsentanten aller beteiligten Universitäten und Fachhochschulen den Kindern ein Versprechen für die Zukunft abnehmen: "Nie aufzuhören Fragen zu stellen!"
(Info: https://kinderuni.at/)
Quelle: kathpress