Bischof: Beim Pilgern gehe ich mir manchmal die Aggressionen vom Leib
Zum großen "Sternpilgern" im Jubiläumsjahr zu Ehren des heiligen Wolfgang feierte Bischof Manfred Scheuer am Wochenende mit mehr als 400 Menschen einen Gottesdienst auf der Seepromenade in St. Wolfgang im Salzkammergut. "Beim Pilgern erfahren wir die Schönheit der Schöpfung. Es wird uns aber auch die Verletzlichkeit des Lebens bewusst", sagte Scheuer laut Bericht auf dem Online-Portal der Diözese Linz (Montag) in seiner Predigt. Für ihn selbst seien Berge "ein Ort der Freiheit", fügte der Linzer Bischof hinzu. "Beim Gehen, beim Bergsteigen oder beim Pilgern werde ich auch geläutert, ich gewinne Abstand zu meinen Vorurteilen, Ideologien und Verblendungen. Manchmal gehe ich mir die Aggressionen vom Leib", sagte der für seine Liebe zum Wandern und zu den Bergen bekannte Bischof.
Viele Menschen fänden beim Pilgern oder bei Wallfahrten Orientierung, Trost, Gemeinschaft und auch Heilung, so Scheuer. "Wir brauchen Atempausen, eine neue, andere Kultur der Zeit, nicht bloß im Sinn einer Work-Life-Balance. Wer aktuell sein will und nicht bloß modisch, getrieben vom Zeitgeist, der muss in Gott selbst eingewurzelt sein." Der Gott der Bibel sei ein 'Weg- oder Wandergott', das Gebet eine Kraft- und Energiequelle, sagte der Bischof.
Der Freiluft-Gottesdienst in St. Wolfgang am Samstag (13. Juli) war Höhepunkt eines ganzen Pilgertages, zu dem die Diözese Linz und die Erzdiözese Salzburg anlässlich "1.100 Jahre heiliger Wolfgang" eingeladen hatten. Etwa 350 Menschen pilgerten auf acht unterschiedlichen Routen nach St. Wolfgang. Ausgangspunkte waren Mondsee - diese Route ging auch Bischof Scheuer -, das Europakloster Gut Aich, Fuschl, St. Gilgen, Bad Ischl, Pfandl, Strobl und Weißenbach am Attersee. Die Wege dauerten von eineinhalb bis sechs Stunden. Zu gewissen Startzeiten konnten die Strecken mit ausgebildeten Pilgerbegleiterinnen und -begleitern gegangen werden. Unterwegs luden Impulstexte zum Innehalten ein.
Die Spuren des 924 geborenen heiligen Wolfgang ziehen sich durch ganz Europa. Eines der wichtigsten Zentren seiner Verehrung liegt in St. Wolfgang am nach ihm benannten Wolfgangsee. Bischof Scheuer hob bei der Messe die Bedeutung des Heiligen hervor, besonders im Bereich der Bildung und Klosterlandschaft. Als Bischof war Wolfgang die Förderung der Wissenschaft und die gute schulische Bildung des kirchlichen Nachwuchses ein großes Anliegen, erinnerte Scheuer. "Er erkannte die Tragweite und die Bedeutung guter Bildungseinrichtungen für die Kirche als bedeutendster bildungspolitischer Player zu jener Zeit."
Wolfgang habe "Hervorragendes" für das Bildungswesen geleistet, so Scheuer. Wolfgangs Bischofsstadt Regensburg etwa sei durch ihn zu einer Bildungsmetropole geworden. Als Reformer der Klöster habe der Heilige Weichen für die Zukunft gestellt und die Entwicklung von St. Emmeram, Mondsee, Niederaltaich, Kremsmünster und anderen Benediktinerstiften maßgeblich beeinflusst.
Der heilige Wolfgang (924-994) lebte und wirkte im heutigen Deutschland: Er war Bischof von Regensburg und zählt zu den beliebtesten Heiligen der römisch-katholischen Kirche. Eine Auseinandersetzung zwischen Herzog Heinrich II. und Kaiser Otto II. veranlasste Wolfgang, kurz nach seiner Einsetzung als Bischof, sich zeitweise im Salzkammergut in Österreich aufzuhalten. Viele Legenden ranken sich um die Persönlichkeit des Hochmittelalters. Die Menschen erhofften sich durch Jahrhunderte Hilfe und Heilung vom wundertätigen heiligen Wolfgang. Diese Tradition lebt bis heute in den vielen Wolfgang-Pilgerstätten in ganz Europa weiter.
(Website der Diözese Linz zum Wolfgangjahr: https://www.dioezese-linz.at/wolfgangjahr)
Quelle: kathpress